Das Joshua-Profil

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Dezember 2015

Das Joshua-Profil

Es gibt etliche Szenarien, die man sich als Familienvater nie vorstellen will. Entführung und Missbrauch gehören sicherlich zu diesen. Doch es gibt einige weitere Möglichkeiten, Familien aus dem Gleichgewicht zu bringen. Eine, die auch mit digitaler Überwachung zu tun hat, hat Sebastian Fitzek in seinem aktuellen Roman „Das Joshua-Profil“ verarbeitet. Hier unternimmt er einige spannende Ausflüge in Gefilde, für die er bisher nicht unbedingt bekannt war.

Interview mit Sebastian Fitzek

Bei seinen Recherchen hat der eher erfolglose Thrillerautor Max Rhode schon einiges erlebt. Nicht aber, dass ihn ein Sterbender zu sich ruft, offensichtlich alles über ihn weiß und ihn davor warnt, sich etwas zuschulden kommen zu lassen – denn Joshua hätte ihn ausgewählt. Noch verwirrt von den Ereignissen muss Max seine Pflegetochter Jola aus der Schule abholen, wo sie im Rahmen einer Diskussion über Bibeltexte mit der Lehrerin aneinandergeraten ist – was zu gewissen Handgreiflichkeiten geführt hat. Doch das ist längst nicht alles, denn Max‘ Bruder Cosmo erwartet sie vor ihrem Zuhause. Cosmo, der wegen schwerer psychischer Störungen und einem Hang zur Pädophilie in einer Anstalt behandelt wird. Dieser will ihm einige Fragen zu seinem erfolgreichen ersten Roman „Die Blutschule“ stellen, wozu Max allerdings weder Zeit noch Lust hat, ist er doch auch mit seiner Tochter unterwegs, die er in Gefahr sieht. Kurz darauf taucht allerdings die mutmaßliche Betreuerin des Jugendamtes auf, die behauptet, man würde ihm Jola wegnehmen. Da brennen bei Max die Sicherungen durch, er schnappt seine Tochter und flieht. Dabei wird aber jedoch verfolgt und nach einem Autounfall ist Jola verschwunden, während er plötzlich auf der Abschussliste einer Menge verschiedener Leute steht. Dank seines unkonventionellen Anwalts Toffi und der Hilfe einiger Freunde kann er überhaupt reagieren und nachforschen. Warum ist plötzlich alle Welt an ihm interessiert und was hat das geheimnisvolle Joshua-Profil damit zu tun?

Das Kernthema des Romans ist im Grunde „Predictive Policing“. Das bedeutet, dass man die digitalen Spuren, die ein Mensch jeden Tag hinterlässt, analysiert und daraus sein Verhalten ableitet. Das umfasst Telefonnutzung, Bank- und Kreditkarteneinsatz sowie E-Mails und besuchte Internetseiten. Dass ein überwachter Thrillerautor mit seinen Recherchen Aufmerksamkeit erregen könnte, ist dabei naheliegend. Doch wer überwacht die Wachalgorithmen? Eine Frage, der auch Sebastian Fitzek in seinem neuen Roman nachgeht. Dies wird geschickt in eine Handlung eingebunden, die noch einige weitere Schwerpunkte hat, wie auch dem Umgang mit Personen mit pädophiler Neigung. Hier hebt der Autor unter anderem die Unterschiede zwischen Neigungen und Straftätern heraus und zeigt auch auf, dass es Hilfe geben kann, für jene die sie suchen. Darüber hat er unter anderem auch in unserem Interview mehr erzählt. Trotz der hohen Spannung und der verschiedenen ernsten Themen kann „Das Joshua-Profil“ zwar gut unterhalten und auch einige interessante Gedankengänge anstoßen, jedoch nicht völlig überzeugen. Gerade im Vergleich zu anderen Werken des Autors wirkt der vorliegende Roman – trotz der originellen Überschneidungen mit dem ebenfalls erschienenen Roman „Die Blutschule“, welcher gewissermaßen das fiktive Werk des Protagonisten Max Rhode aus „Das Joshua-Profil“ darstellt – nicht völlig rund. Für Kenner und Fans von Sebastian Fitzek wird das Werk jedoch trotzdem kein Fehlkauf sein.

„Das Joshua-Profil“ ist der aktuelle Roman von Sebastian Fitzek, dessen Protagonist die literarische Personifikation des Pseudonyms von Fitzek für den Roman „Die Blutschule“ ist. Klingt kompliziert, ist aber so. Obwohl das Werk mehrere interessante und wichtige Themen aufgreift und auch nicht zu wenig Spannung bereithält, kann es nicht auf allen Linien überzeugen. Trotzdem werden alle Liebhaber fesselnder Thriller und Fans des Autors definitiv auf ihre Kosten kommen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

Könnte Ihnen auch gefallen: