Das Kind

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 01. Januar 2013

Das Kind

Plötzlich Erinnerungen an schreckliche Gewalttaten zu haben, die man selbst begangen zu haben scheint, ist sicherlich ein allgegenwärtiger Alptraum. Wenn aber ein Kind, das gerade einmal zehn Jahre alt ist, von Verbrechen weiß, die weit länger als eine Dekade zurückliegen, scheint übersinnliche Wahrnehmung eine Möglichkeit zu sein. Von einer solchen Begebenheit erzählt Sebastian Fitzeks Roman "Das Kind".

Robert Stern scheint immer noch ein groß gewachsener, gut aussehender und erfolgreicher Rechtsanwalt voller Elan zu sein, doch der äußere Schein trügt. Seit er vor zehn Jahren seinen Sohn verloren hat, ist er nicht mehr derselbe - er hält nur noch eine Fassade aufrecht.
Doch eine seltsame Begebenheit wirft ihn gleichermaßen aus der Bahn, wie sie ihn wieder aufrüttelt. Zuerst ist da der zehnjährige todkranke Simon Sachs, der ihn aufgrund einer Empfehlung als Anwalt auswählt. Er will sich an mehrere Morde erinnern, die er (vor seiner Geburt) begangen hat und sucht daher einen Anwalt. Es stellt sich heraus, dass es zumindest eine Leiche gibt. Doch das schlimmere Ereignis ist der Erpressungsversuch eines Unbekannten, der ihn zwingen will, den wahren Mörder herauszufinden. Denn diese mysteriöse Person suggeriert, dass sein Sohn, den er bei der Geburt verstorben glaubt, in Wahrheit noch lebt.
Verstört und dennoch motiviert, stürzt er sich in ein Abenteuer, das von zweifelhafter "Rückführungshypnose" über Leichenfunde und Pädophilie bis hin zu Handel mit Babys alles zu bieten hat. Dass er sich dabei zum Hauptverdächtigen in einer ganzen Reihe an Morden macht und letztendlich tief in die Abgründe der menschlichen Seele eindringen muss, wird für ihn zu einer Nebensache. Denn letztendlich sieht Stern nur noch wenige wichtige Ziele: Die Rettung eines Babys, die Aufklärung der mysteriösen Eingebungen von Simon und nicht zuletzt die Wahrheit um den Tod seines Sohns.

Sebastian Fitzek bewies schon in seinen frühen Romanen, dass er sehr gut in der Lage ist, Spannung aufzubauen. Besonders das Ausgehen von überaus ungewöhnlichen Rahmenbedingungen vermag er als "Kickstart" für eine Achterbahnfahrt durch die menschliche Psyche zu nutzen, die einen bis zum Ende nicht mehr loslässt. Kein Wunder, dass gerade der hier vorliegende Roman auch eine Verfilmung zur Folge hatte - selbst wenn diese eher auf eine Einzelaktion zurückgeht, als direktes Interesse der Filmindustrie. Die im Buch enthaltenen Szenenfotos aus dem Film wären zwar nicht notwendig gewesen, illustrieren aber nochmals die Intensität einzelner Situationen aus dem Werk. Doch insgesamt kann man nur noch einmal festhalten: Spannung, Unterhaltung, Tiefgang, Spiel mit verschiedenen Möglichkeiten und auch die Auflösung der enthaltenen Rätsel sind auf sehr hohen Niveau entstanden. Dass der Roman darüber hinaus für unter 10 Euro erhältlich ist, macht das Werk sicher auch für Gelegenheitsleser interessant, die vielleicht hier ihren Erstkontakt mit die Gedankenwelt von Sebastian Fitzek herstellen können. Einen frucht- und vertiefbaren Kontakt. Kenner, Fans und Thrillerliebhaber können darüber hinaus bedenkenlos zugreifen.

"Das Kind" ist nicht nur eine mysteriöse Geschichte über ein todkrankes Kind sowie der dritte Roman von Sebastian Fitzek. Nein, das Werk ist ein Thriller der Extraklasse, der darüber hinaus sowohl Charaktere als auch Leser an der Nase herumzuführen vermag, ohne dass man dem Autor dafür im Nachhinein böse ist. Mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis und der Möglichkeit sich ebenfalls eine Verfilmung anzusehen kann man das Buch allen Trillerfreunden nur ans Herz legen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2012
  • Umfang:
    416 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3426512173
  • ISBN 13:
    9783426512173
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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