Der Augenjäger

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. Oktober 2011

Der Augenjäger

Bei Schriftstellern muss man immer auf eine Überraschung gefasst sein. Man kann nie wissen, wann sie beginnen ihre gewohnten Muster zu ändern. So kann es vorkommen, dass ein Autor, der bislang nur Einzelromane verfasst hat, plötzlich damit beginnt daraus eine Serie zu basteln. Genau das ist gerade bei Bestsellerautor Sebastian Fitzek passiert. Denn sein neuer Roman "Der Augenjäger" kann getrost als Fortsetzung von "Der Augensammler" betrachtet werden.

Nach einer ersten Warnung, bei der Sebastian Fitzek genau auf diese Tatsache hinweist sowie dass man trotz Eigenständigkeit den ersten Roman eher nicht nach dem Zweiten lesen sollte, geht es auch schon mit der Handlung los. Diese hat es von Beginn an in sich. Zuerst wird eine alkoholabhängige Frau in der Klinik von einem Sadisten damit konfrontiert, dass ihre Tochter offenbar entführt und gefoltert wurde. Danach wird man Zeuge, wie sich einer der Hauptcharaktere des ersten Romans durch den Kopf schießt. Es folgt ein Zeitsprung von sieben Wochen und man begegnet einer weiteren wichtigen Person aus dem ersten Roman. Alina Gregoriev, das blinde Medium, soll einen Verdächtigen "behandeln", genauer gesagt herausfinden, ob sie nicht mehr über ihn erfährt. Er steht im Verdache ein psychotischer Serientäter zu sein, der Frauen entführt, ihre Augenlider operativ entfernt und sie dann vergewaltigt. Und obwohl sich Alina eigentlich aus der Angelegenheit heraushalten möchte, wird sie in eine verwirrende Geschichte verwickelt, in der nicht nur der Augenjäger, sondern auch der Augensammler, ihr Freund Alexander Zorbach und sein verschwundener Sohn Julian eine wichtige Rolle spielen. Doch wie so meist gibt es zahlreiche Wendungen und bis zuletzt werden die wahren Hintergründe nicht aufgedeckt.

Wenn der Autor eines Buchs schreibt, dass er selbst noch nicht genau weiß, wie viele Bände eine Reihe haben wird, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass er seine Charaktere nicht übermäßig traumatisiert, damit weitere Aktionen ihrerseits nicht ganz unglaubwürdig werden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ein Schicksalsschlag folgt auf den anderen. Und es bleibt keineswegs bei seelischen Wunden, der Autor fügt seinen Charakteren auch immer mehr seelische Pein zu, bis diese knapp davor sind, an ihr zu zerbrechen. Dies darzustellen gelingt ihm hervorragend, wenngleich die Unbarmherzigkeit der Antagonisten fast ein wenig übertrieben wirkt. Die Handlung ist ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und manche Wendungen kommen wirklich unerwartet, wie bei Sebastian Fitzek gewohnt. Zudem kann man den Roman definitiv genießen, auch wenn man "Der Augensammler" nicht gelesen hat. Eine umgekehrte Lesereihenfolge ist trotzdem nicht zu empfehlen, da im zweiten Buch viel über das erste verraten wird. Einzig und allein die Einbringung weiterer Medien ist diesmal nicht ganz so gut gelungen wie beispielsweise in "Der Seelenbrecher" - mehr soll aber hier dazu nicht verraten werden. Die knapp 20 Euro, die man für das Buch investieren muss, sind eindeutig gut angelegt.

Der "erste zweite Band" einer Reihe von Sebastian Fitzek trägt den Titel "Der Augenjäger" und ist mehr als nur eine einfache Fortsetzung. Mit aller Konsequenz und ohne jegliches Erbarmen wird die Handlung des ersten Bandes fortgeführt und mit neuen Handlungssträngen verwoben. Das Ergebnis ist eine hochkonzentrierte Mischung aus Furcht, Hass und Wut. Ein Ergebnis, das nicht jedem gefallen wird, aber zumindest eingefleischte Thriller- und Fitzek-Fans begeistern kann. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis des Romans kann sich sehen lassen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2011
  • Umfang:
    432 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3426198819
  • ISBN 13:
    9783426198810
  • Preis (D):
    19,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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