Das Paket

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 07. Januar 2017

Das Paket

Jeder hat schon einmal Probleme mit der Post gehabt. Egal um welchen Anbieter es geht, mit Paketen gibt es meistens Scherereien. Entweder wird nicht geklingelt und es erreicht einen nicht, oder aber man erhält eine Benachrichtigung für einen Paketshop, eine Packstation oder gar einen Nachbarn, den man überhaupt nicht leiden kann. Im neuen Roman von Sebastian Fitzek geht es allerdings um weit größere Ärgernisse als man sie normalerweise erwartet.

Emma Stein ist jung, verheiratet, Psychiaterin und bereits seit geraumer Zeit schwer traumatisiert. Seit sie bei einem Hotelbesuch überfallen und vergewaltigt wurde, wobei ihr zusätzlich die langen Haare abrasiert wurden, verlässt sie ihr Haus kaum noch. Doch die Paranoia ist ihrer Meinung nach begründet, denn niemand will den Vorfall so recht glauben, nicht einmal ihr Mann Philipp, obwohl dieser Polizist und mit dem Fall des Serientäters, den man den „Friseur“ nennt, betraut ist. Als der Postbote nun ein Paket für einen Nachbarn bei ihr hinterlegen möchte, den sie nicht einmal kennt, schrillen bei ihr alle Alarmglocken. Dann werden die Ereignisse immer unübersichtlicher und überschlagen sich. Ihr Hund kollabiert, ihre beste Freundin behauptet, sie wolle ihr schaden, der Nachbar scheint ein drogensüchtiger Krebskranker zu sein, der Kollege ihres Mannes behauptet ihr zu glauben, streitet es danach ab, und selbst ihr Mann Philipp ist alles andere als ein Ruhepol, stellt einmal mehr infrage, was sie behauptet. So kann sie sich letztendlich nicht sicher ein. Hat all das, was ihr gerade widerfährt, einen Hintergrund der bereits in ihrer Kindheit beginnt oder ist alles eine Mischung aus pathologischem Lügen – auch gegenüber ihr selbst – und schwerer Paranoia?

Wieder einmal beginnt der Konsum eines neuen Romans von Sebastian Fitzek bereits lang vor dem Aufschlagen der ersten Seite. In diesem Fall haben sich der Autor und Droemer-Knaur einen genialen Gag erlaubt. Der Roman heißt „Das Paket“ und er ist auch wie ein solcher designt. Mit einem starken Karton als Einband, einem Titel wie einem regulärem Identifikationssticker und mit passenden Symbolen und Hinweisen versehen, gibt das Werk bereits einen optischen Vorgeschmack. Wie bei einem Fitzek-Roman gewohnt, wird man auch sofort in den Strudel der Ereignisse hineingezogen, der weder dem Leser noch der Protagonistin irgendeine Möglichkeit bietet, durchzuatmen. Obwohl zahlreiche Zeitsprünge vorkommen, beschäftigt man sich als Leser größtenteils mit der Haupthandlung, die sich mit dem geheimnisvollen und zweitweise verschwundenen Paket auseinandersetzt. Fakt ist definitiv, dass man verstehen kann, warum manche Leute die Pakete ihrer Nachbarn nicht für diese entgegennehmen möchten. Auch wenn der Autor an manchen Stellen Wahrheit und Lüge ein wenig verschwimmen lässt und so einige Aspekte des Romans nicht vollends aufklärt, ist dieser ein gelungener Guss aus einem Stück. Hat man zu dem Buch gegriffen, wird man es kaum beiseitelegen, bis es ausgelesen ist. Insofern handelt es sich wieder um einen Pflichtkauf für alle Fans des Autors und eine Empfehlung für alle, die es bisher irgendwie geschafft haben, noch keinen Thriller des deutschen Erfolgsautors zu lesen.

„Das Paket“ von Sebastian Fitzek ist erwartungsgemäß bis oben hin gefüllt mit Spannung, Thrill und fesselnder Handlung. Zusätzlich zur Geschichte, die sich beinahe so schnell liest, wie man ein Paket öffnet, erhält man ein sehr originell designtes Stück Literatur, das sich seiner Identität als Paket soweit annähert, wie nur irgendwie möglich. Insofern können wir auch diesmal nur eine absolute Kaufempfehlung aussprechen.

Details

Bewertung

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