Anima ex Machina

von Michael Marrak
Rezension von Stefan Cernohuby | 04. Januar 2021

Anima ex Machina

Vieles aus der Feder von Michael Marrak verbindet sich später zu größerem. Dabei handelt es sich jedoch nicht um große Fahrzeuge, die sich zusammen zu einem Roboter verbinden, sondern Geschichten, die ihren Platz in einem größeren Ganzen finden. Obwohl große bewegliche Maschinen bei ihm immer eine Rolle spielen. Doch mehr dazu in der Kritik zu „Anima ex Machina“, einem Roman in seinem „Kanon“-Universum, entstanden aber auf besondere Art und Weise und in einem anderen Verlag als bisher.

Wie schon erwähnt, setzen sich die Werke von Michael Marrak aus unterschiedlichen Elementen zusammen Der erste Abschnitt der Handlung besteht aus einer erweiterten Fassung der Novelle „Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit“, zu dem es bereits eine Rezension bei Janetts Meinung gibt.
Doch kurz nachdem sich die Handlung beruhigt hat, kommt es zu einem völlig unterwarteten Ereignis. Velocipedior III., das Regierungsoberhaupt, wird auf einem Ausflug entführt. Doch das ist nicht alles. Man versucht Audienzen zu erhalten und wird über Umwege immer wieder mit einer legendären Maschine konfrontiert, die alle Probleme löst und unsere Sprache spricht. Es wird beseelt und entseelt, dass Ninive alle Hände voll zu tun hat und Aris einmal mehr von ihr verblüfft ist. Aber auch Leon und Zenobia sind keineswegs untätig und erhalten überraschenden Besuch, während man als Leser immer wieder auf den Gastauftritt des geheimen Stars der Reihe wartet – die Entität mit der Sense.

Das vorliegende Werk ist im Rahmen eines Schreibstipendiums in Wien fertig gestellt worden. Michael Marrak war in der Nähe des Wiener Museumsquartiers einquartiert – und das inmitten einer weltweiten Pandemie. Auf Illustrationen und Schreibarbeit sowie graphische Gestaltung und Satz des Buchs hatte das zum Glück wenig Auswirkungen – die Arbeit ging wie geplant voran und noch vor seiner Abreise hatte der Autor ein neues Werk vollendet, das diesmal in der Edition Mono / Monochrom erschienen ist – in einer nur kleinen Auflage, von der glücklicherweise eines zur Verfügung gestellt werden konnte (beziehungsweise kann man es sonst nur als eBook erwerben). Man erhascht als Leser Eindrücke von längst vergangenen Zeiten, sogar vor dem immer wieder in der Reihe erwähnten Kataklysmos, welcher die Herrschaft der Menschen für immer beendet hat. Man trifft auf alte Bekannte und neue Entitäten, die man als Leser erst einmal verdauen muss, beziehungsweise richtig einordnen. Beides ist nicht unbedingt einfach. Wortgewaltig, phantasievoll und immer hart an der Grenze des Surrealen angesiedelt, verfolgt man hier das weitere Wachstum eines Universums, bei dem man nie sicher ist, wann es weiteren Zuwachs in Form einer Kurzgeschichte oder einer Novelle erhält. Denn auch wenn vieles in Marraks Welten aus Maschinen besteht, sind sie dennoch einer ständigen Wandlung und unvorhersehbarem Wachstum unterworfen. Manchmal gibt es sogar Verbindungen mit anderen seiner Werke, was Kenner dieser vielleicht sogar überraschen wird.

„Anima ex Machina“ schlägt nicht nur Brücken zwischen Werken und führt die bisherige Handlung Michael Marraks „Kanon“ fort, es integriert auch die bereits erschienene Handlung der Novelle „Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit“. Man muss auch dieses Buch als Gesamtkunstwerk betrachten, das eine eigene Sprachmelodie besitzt, als auch rundherum vom Illustrator gestaltet wurde, der die gleiche Person wie der Autor ist. Wer sich mit Marraks Werk beschäftigt, für den ist auch dieses Buch Pflichtlektüre.

Details

Bewertung

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