Bananama

von Simone Hirth
Rezension von Daniela Steinbach | 19. April 2018

Bananama

Einfach mal aus dem Leben aussteigen und eine eigene Realität erschaffen. Eine Realität, in der Bananen keine Rolle spielen und dennoch das Obst aus einer anderen Welt im Ortsnamen tragen – damit beschäftigt sich Simone Hirth in ihrem neuesten Roman „Bananama“. Anhand der Eindrücke ihrer sechsjährigen Protagonistin beschreibt die Autorin, wie es sich in einer Aussteigerfamilie lebt.

Zu Beginn des Romans lernen wir das sechsjährige Mädchen kennen, welches mit seinen Eltern ein einsames Haus am Waldrand bewohnt. Die Mutter wird als zurückgezogene, einsame Frau dargestellt, der Vater als Weltverbesserer, der dem Kind Begriffe wie „Achtsamkeit“ oder „ökologischer Fußabdruck“ beibringt. Dabei beerdigt das Kind unter einem alten Walnussbaum Wörter in Einmachgläsern, da sie ihm Angst machen. Am liebsten wäre ihr, sich in einen Koffer zu legen und mit ihm gemeinsam zu verschwinden. Als die Eltern ihre Tochter, für die sie eine eigene Bushaltestelle mit dem Ortsnamen „Bananama“ eingerichtet haben, von der öffentlichen Schule nehmen und sie nur noch selbst unterrichten wollen, wird sie traurig. Eines Tages darf sie aber Freunde besuchen, da sie zu einer Geburtstagsparty eingeladen wird. Die Mutter sollte sie dann wieder abholen. Einmal Freiheit geschnuppert, macht sich das mutige Mädchen, ausgestattet mit dem Haushaltsgeld ihrer Mutter, auf, um aus ihrem Einsiedlertum auszubrechen und als Prinzessin im Spielplatzturm zu thronen.

So diffus sich die Inhaltsangabe anhört, so verquer wird der Roman mit fortschrittlicher Seitenanzahl. Die Sprache ist dabei besonders hervorzuheben, denn sie schafft es, eine bedrückende Stimmung zu erzeugen. Das Mädchen, das eine Ich-Erzählerin ist, gibt ihrem Text Überschriften wie „Was ich mir wünsche“ oder „Was Vater mir beibringt“. Außerdem werden Geschichten, die wie aus dem Nichts heraus kommen, mit demselben Titel auf unterschiedliche Weise erzählt. Auch ein Toter, der plötzlich im Garten des Hauses auftaucht, scheint einfach so dagewesen zu sein und es gibt keine Erklärung darüber, wie er dorthin gekommen ist oder was mit ihm (weiter) passiert (ist). Die Leser müssen sich also mit einigen Tatsachen, die im Roman beschrieben werden, ohne Aufklärung zufrieden geben.

„Bananama“ ist nichts für schwache Nerven oder Menschen, die eine gewisse Logik in einem Roman suchen, denn diese vermisst man bis zum Schluss. Dennoch ist das wortgewaltige, gesellschaftskritische Werk von Simone Hirth ein gelungenes Buch und wirft die Frage auf: „Brauchen wir wirklich Bananen?“

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