Millionenraub

von Inka Brand, Markus Brand
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. November 2013

Millionenraub

Es gibt verschiedene Gründe, um zum Dieb zu werden. Aber mit Sicherheit kann man eines sagen: Wenn man beschließt, zumindest einmal das Gesetz zu brechen, um sich zu bereichern, sollte es sich auch lohnen. Insofern kann man schon einmal versuchen, einen Gegenstand zu entwenden, der Millionen wert ist - wie zum Beispiel das Bild eines bekannten Künstlers. Ein Beispiel, wie es aktueller gar nicht sein könnte. Das im Gmeiner Verlag erschienene Krimi-Kartenspiel "Millionenraub" hat genau dieses Thema.

Man stelle sich vor: ein Museum, in dem wertvolle Exponate von namhaften Künstlern ausgestellt werden. Kunstwerke die Menschen inspirieren und sie dementsprechend auch anlocken. Doch plötzlich wird das Museum abgeriegelt, denn eines der Bilder ist weg. Und der Dieb ist noch im Haus.
Genau das ist das Szenario, an dem "Millionenraub" ansetzt. Mehrere Ermittler müssen gemeinsam mit der Spurensicherung versuchen als erster den Dieb zu entlarven und so das Spiel zu gewinnen. Es funktioniert folgendermaßen: Jede Runde gibt es einen Startspieler, der den Raum gestaltet, in dem das Bild gestohlen wurde. Die anderen Spieler können nun über Karten, die sich auf die Koordinate (1 bis 6, A bis F) des 6 x 6 Felder großen Spielfelds beziehen, den Inhalt des jeweiligen Feldes erfragen. Da es eine zusammenhängende Logik der möglichen Elemente (Gang, Besucher, Statue, Gemälde) gibt, kann man sich die Raumaufteilung selbst zusammenreimen. Und da man auch weiß, in welcher Reihenfolge man Hinweisen nachgehen muss (z. B. Ausgangspunt B2, zum nächsten Bild, zur nächsten Statue, zum nächsten Gang, zur nächsten Statue und zur nächsten Person), ist man auch in der Lage, den Dieb zu identifizieren - wenn man den Raum richtig rekonstruiert hat.
Spannung ist also garantiert, da jeder Spieler versuchen muss, dabei am schnellsten vorzugehen, um nicht anderen die Möglichkeit zu geben, die Lösung früher zu präsentieren. Nur zweimal hat jeder die Möglichkeit auch das Ergebnis der Befragung eines Ermittlerkollegen einzusehen. So kann ein gewisser Grad Unschärfe vorhanden sein - und fatal.

"Millionenraub" ist ein klassisches Deduktionsspiel. Man gewinnt Daten und versucht durch logische Schlüsse so schnell wie möglich die Lösung zu finden. Durch die Strukturierung des Spielfeldes und den Einsatz der Karten hat man allerdings manchmal das Gefühl, dass man sich in einer seltsamen Version von "Schiffe versenken" befindet. Denn man möchte hier auf bestimmte Punkte "feuern", also Informationen darüber erhalten, und hat oft nicht die Möglichkeit dazu, da man als Ermittler mit allen drei Kombinationsmöglichkeiten nur Punkte erfragen kann, die man ohnehin schon kennt. Gerade an dieser Stelle ist der Frustrationsfaktor ziemlich hoch, da es in unseren Testpartien sehr oft vorgekommen ist. Die Partien verliefen in der Regel relativ ausgeglichen, wobei Spieler mit Vorlieben für Rätsel und logische Zusammenhänge ihre Stärken klar ausspielen konnten - unter anderem auch, als ein Fehler im Plan des Startspielers durch eine Kombination aufgedeckt wurde. Die grafische Komponente des Spiels ist zwar gut gemeint, aber letztlich irrelevant. Denn kaum einer hat sich die verschiedenen Posen des Polizisten auf Karte 1 bis 6 genauer angesehen, genauso wenig wie die Zeugen A bis F. Hat man die richtige Zusammensetzung an Spielern, so ist "Millionenraub" ein kurzweiliges, spannendes Spiel, allerdings ohne wirkliche Langzeitmotivation zu bieten. Das Verhältnis zwischen Preis und Leistung stimmt allerdings.

Inka und Markus Brand haben mit "Millionenraub" ein Spiel für zwei bis vier Spieler entwickelt, das wie eine Mischung aus "Schiffe versenken" und Logikspiel wirkt. Leider ist diese Kombination nicht für alle Zielgruppen gleich interessant, auch da viel Zufall vorkommt und eine ähnliche Menge Frustration auftreten kann. Für die eine oder andere spannende Partie ist das Spiel jedoch allemal gut. Da leider die Langzeitmotivation fehlt, kann man es insgesamt dennoch nur als durchschnittlich bezeichnen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2013
  • Umfang:
    88 Karten
  • Typ:
    Spiel
  • ASIN:
    B00BTANTFI
  • ISBN 13:
    4260220581536
  • Spieldauer:
    30 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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