Venezia 2099

von Leo Colovini
Rezension von Stefan Cernohuby | 15. November 2014

Venezia 2099

Wenn man ein beliebiges aktuelles Datum im Jahr 2014 wählen und dann 85 Jahre in die Zukunft springen könnte, kann man mit Sicherheit annehmen, dass sich vieles verändern würde. Der Mars wäre (möglicherweise) besiedelt, die Gletscher der Welt wären weitgehend verschwunden und die Polkappen geschmolzen. Und die letzten beiden Ereignisse würden mit Sicherheit dazu führen, dass Venedig versinkt. Korrekt. Daher geht es in "Venezia 2099" von Leo Colovini genau um dieses Thema.

Der Untergang steht unmittelbar bevor. Buchstäblich! Daher versuchen nun betuchte Kunstsammler zu retten was zu retten ist. Mit Taschen voller Geld, mehreren Assistenten und bösen Vorahnungen vom unabwendbaren Ende stürzten sie sich in einen Wettlauf, um am Ende mit den meisten und seltensten Kunstschätzen als Sieger dazustehen. Soweit, ohne auf den Spielmechanismus einzugehen. Tatsächlich besteht das Spielfeld aus 64 Feldern, die mit Gebäuden oder unsinkbaren schwimmenden Plattformen bedeckt sind. Die zwei bis fünf Spieler können nun eine ihrer Spielfiguren (Je nach Anzahl der Spieler zwei bis vier) bewegen, können Kunstschätze einer bestimmten Farbe, die mit einer Zahl von zwei bis zehn auf dem Feld abgebildet ist, kaufen. Was jeder Spieler aber muss, ist eine seiner Prophezeiungskarten spielen, die in ansteigender Folge bestimmen, welche Felder dem steigenden Wasser als nächstes zum Opfer fallen. Auf jedem Feld kann man immer mit einer Münze mehr, als bereits auf selbigem liegt, einen Kunstschatz erkaufen. Doch eines ist klar, mit Fortschreiten des Spiels werden Felder mit niedrigeren Nummern immer unsicherer und so kann es auch vorkommen, dass Spielfiguren plötzlich den Boden unter den Füßen verlieren - und in einem gewissen Rahmen kann man so auch den Gegenspielern gezielt das Leben schwer machen. Denn man kann seine Figuren zwar retten - jeder Spieler hat zwei Gondeln für den Notfall -, verbraucht dadurch aber eine weitere "Joker"-Option, um mit derselben Gondel ein beliebiges Feld zu erreichen. Auch kann man seine Spielfiguren nur in geraden Linien über den Plan bewegen und darf weder Gegner noch Wasserfelder überspringen. Irgendwann sind die Optionen ziemlich eingeschränkt. Am Ende, wenn alle prophetischen Karten ausgespielt sind, bleiben nur noch wenige Gebäude über Wasser. Dann wird anhand der verbliebenen Spielfiguren, des übrig gebliebenen Geldes und der geretteten Kunstschätze bestimmt, wer der Gewinner des Spiels ist.

Als Spielzeit wurden für "Venezia 2099" 60 Minuten angegeben. Eine Zeit, die wir nicht einmal in unserer Testpartie mit drei Spielern benötigten, die noch vom regen Blättern in der Spielanleitung geprägt war - diese ist übrigens in neun verschiedenen Sprachen verfasst. Auch bei einer weiteren Runde in voller Besetzung dauerte das Spiel gerade einmal 45 Minuten. Das zugrunde liegende Prinzip ist leicht verständlich. Allerdings sind die taktischen Optionen nicht allzu vielseitig. Obwohl man in der Lage ist, seine Gegner zu ärgern und selbst bestimmten Auswirkungen des Untergangs aus dem Weg zu gehen, ist vieles am Spiel einfach Glückssache. So ist völlig dem Zufall überlassen, wer welche Karten mit welcher Farbe zieht, wodurch am Schluss unvorhersehbar viele Felder einer bestimmten Farbe am Spielplan bleiben. Da es sich bei diesen um die maßgeblichen Multiplikatoren für die Punkteanzahl der Kunstwerke handelt, reicht es manches Mal, von einer Farbe drei Exponate zu besitzen, um das Spiel bereits so gut wie in der Tasche zu haben. Das ist uns zum Glück in unseren Testpartien nur einmal passiert. Allerdings stellt man hierbei fest, dass selbst die beste Taktik, die meisten Überlebenden, das meiste Restgeld und die meisten Schätze nicht genügen müssen, um das Spiel zu gewinnen. Insofern muss man die Langzeitmotivation ein wenig in Frage stellen. Als schnelles Spiel für eine oder zwei Partien an einem Spieleabend ist "Venezia 2099" allerdings bestens geeignet. Sowohl die Aufmachung als auch das Spielprinzip selbst können - abgesehen von der Endabrechnung - durchgehend überzeugen.

"Venezia 2099" von Cartagena-Autor Leo Colovini widmet sich dem sicherlich unvermeidlichen Untergang von Venedig. Hier versucht man zu retten was zu retten ist - mit Geld und lebensgefährlichem Personeneinsatz. Auch wenn es im Hinblick auf die Endabrechnung im Spiel einige unschöne (und stark vom Zufall abhängige) Möglichkeiten gibt, ist das Spiel selbst kurzweilig und spannend. Auch wenn die Langzeitmotivation nicht ganz einschätzbar ist, können wir es für Vielspieler empfehlen, die an längeren Spieleabenden eine oder zwei Partien davon spielen wollen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2014
  • Umfang:
    diverse Spielmaterialien
  • Typ:
    Spiel
  • ASIN:
    B00J4BFGDM
  • Spieldauer:
    60 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:
Affiliate Links

Könnte Ihnen auch gefallen: