Suicide Squad

Suicide Squad - Blutspuren

von Tom Taylor, Bruno Redondo, Daniel Sampere
Rezension von Gabriel Zupcan | 01. Februar 2021

Suicide Squad - Blutspuren

Die Zeiten ändern sich. Einst war die Suicide Squad das zynische Statement einer „edgy“ geglaubten Ära: Entbehrliche Bösewichte metzelten sich als Vollstrecker einer schmutzigen Regierung durch moralisch mehr als fragwürdige Missionen. Autor Tom Taylor versucht jetzt diesem Portfolio des Antiheldentums einen anderen Spin zu geben: die handelnden Akteure sind keine hinterhältigen und skrupellosen Verbrecher mehr.

Keine Sorge, es wird weiterhin brutal gemetzelt und das Comic ist eines, das man als „grafisch“ bezeichnen darf. Die neueste Inkarnation der selbstmörderischen Truppe beginnt mit einem mittlerweile klassischen Duo aus dieser Serie: Harley Quinn und Deadshot führen eine Truppe recht abgehalfterter Loser an. Darunter sind Gestalten, die im vorigen Jahrhundert das letzte Mal in kleinen Rollen vorgekommen sind. Den Sammler und Aficionado wird es kurz freuen. Aber es ist die Suicide Squad und die Überlebenswahrscheinlichkeit beträgt oft nur wenige Seiten. Amanda Waller, die ikonisch-eiskalte Puppenspielerin der Squad gibt es auch noch, allerdings ist ihre Rolle geschmälert worden. Waller muss das Kommando an den narzisstisch-psychotischen Mr. Lok abgeben. Dieser narbengesichtige Agent führt nicht nur Sinistres im Schilde, er schickt die Squad gegen eine neue Gruppierung von Superwesen: die „Revolutionaries“. Sie heißen nicht nur so, der Name ist auf allen Ebenen Programm. Die Revolutionaries sind derartig divers in ihrem Auftreten, dass man zunächst an eine Parodie glaubt. Doch anstatt die Youngsters brutal zu killen, werden sie von Lok gefangen genommen. Sie sollen die nächste Suicide Squad sein! Aber mitnichten. Die Revolutionaries haben einen ausgeklügelten Plan in die Tat umgesetzt, um die von Lok korrumpierte Suicide Squad zu unterwandern und nicht nur für ihre Ideale zu kämpfen, sondern auch für Rache für Unrecht welches (sicherlich) geschehen ist. Bei dem ganzen Geschehen sind die Alteingesessenen Harley und Deadshot praktisch Beifahrer, die Fäden werden von den neuen Charakteren, ob nun gut oder böse, gezogen. Auch ein Zeichen der neuen Ära? Gegen das Team das Tom Taylor zusammengestellt hat, wirkt die plapperige Harley Quinn wie die spießige Verkörperung des alten Establishments. Angeführt von der technologisch verbesserten Supersoldatin Osita finden sich in den Reihen der Revolutionaries Geflügelte, Speedster, Teleportierer und auch Atlanter aus allen Teilen der Welt. Im Gegensatz zur Suicide Squad haben die Revolutionaries Ideale für die sie kämpfen und vor allem die geopolitisch motivierten Sabotageakte der Suicide Squad kontersabotieren wollen. Ironischerweise verbleibt ausgerechnet die Titelfigur des Deadshot im Comic weiterhin ein (müder) weißer Durchschnittstyp mit Bart (im „Suicide Squad“ Film wurde Deadshot mit Will Smith besetzt).

Tom Taylor weiß wie man kleine Geschichten in einer Großen erzählt. Er gibt mit kleinen, gut platzierten Flashbacks seinen brandneuen Figuren interessante Hintergründe, die sie zu Charakteren machen. Das ist wichtig, denn umso emotionaler ist es, wenn einer davon vielleicht nicht überlebt. Der Name „Suicide Squad“ ist weiterhin nicht aus der Luft gegriffen. Angehörige dieser Truppe haben eine verringerte Überlebenswahrscheinlichkeit. Das Ende des Bandes bietet einen unerwarteten Cliffhanger, als der „Big Bad“ aufgedeckt wird. Und es ist wahrlich keiner mit dem ein DC-Fan rechnen würde. Wie Taylor das auflösen will, darauf darf man gespannt sein.
Das dynamische Artwork mit europäisch klaren Linien haben die Spanier Bruno Redondo und Daniel Sampere beigesteuert. Es ist technisch gekonnt, präzise und stylish. Einen kleinen Gag hat man sich erlaubt, als einer von Deadshots Headshots mit dem berühmten „Comics Code Authority“-Logo „zensiert“ wird.

Wenn die „New Mutants“ in die bleihaltigen Gefilde von DC Comics geworfen würden, dann käme die neue „Suicide Squad“ heraus. Ein neuer, mutiger Spin des Klassikers unter den Antihelden-Epen mit „Attitude“ und „Edgyness“ in Hochglanz-Optik.

Details

Bewertung

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