Miracleman
Olymp
von Alan Moore, John Totleben
(Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby
| 05. Juli 2015
Manche Personen und fiktive Charaktere haben eine negative Charakterschwäche: eine zu langsame Lernkurve. Man denkt sich oft bei Bekannten: „Eigentlich sollten sie es besser wissen, sie machen denselben Fehler bereits zum wiederholten Mal.“ Auch im dritten Band der Reihe „Miracleman“, die den Untertitel „Olymp“ trägt, kann man das vom Protagonisten behaupten. Doch es geht noch um eine ganze Menge mehr...
Wie schon in der Einleitung erwähnt, ist ein großer Bestandteil dieses Bands das letztendliche Lernen aus Fehlern – und damit verbunden auch die immer weitere Entfremdung vom Menschsein. Denn irgendwann kann Miracleman nicht mehr an das Gute im Menschen glauben, sondern muss endgültige Maßnahmen ergreifen um das Böse zu besiegen. Dieser Lernprozess ist lang, schmerzt und fordert hunderttausende von Toten. Autor Alan Moore hat sich im vorliegenden Comicband immer mehr vom klassischen Superhelden-Genre entfernt, wo die Helden im Grunde immer alles Übel unter Aufbietung aller Kräfte bezwingen, was aber im Endeffekt nur minimale Kollateralschäden verursacht. Wie schon in anderen seiner Werke wird das Ursache-Wirkungs-Prinzip konsequent bis zum Ende verfolgt. Über die anderen involvierten Charaktere aus fremden Welten kann man etwas Uneins sein. Manche wirken wie überzeichnete Drogenfantasien, andere wie Manga-Krieger. Insgesamt handelt es sich mit Sicherheit um den bisher härtesten Band von Miracleman, der zwar für Fans unverzichtbar sein wird, Quereinsteigern aber schon allein wegen der expliziten Gewaltdarstellung nicht empfohlen werden kann.
„Olymp“ erzählt die bisher brutalste Geschichte aus der Reihe „Miracleman“. Autor Alan Moore lässt den Leser im dritten Band spüren, warum er definitiv anders ist als andere Comicautoren. Allein der Verzicht auf die Verharmlosung von Kollateralschäden, die durch die Kämpfe von Überwesen unweigerlich auftreten müssen, spricht schon eine deutliche Sprache. Dennoch können wir das Werk insgesamt aufgrund weiterer Aspekte, wie der Nebencharaktere und der etwas konfusen Handlung nur als durchschnittlich einstufen.
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