Ork-Saga

Zwei Brüder

von Michael Peinkofer, Peter Snejbjerg (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. April 2016

Zwei Brüder

Helden gibt es in vielen Geschichten. Anti-Helden gibt es ebenfalls in zahlreichen Ausführungen, denn dieser Charaktertyp findet großen Anklang bei den Lesern. Trotzdem gibt es wenige derartig widerwillige Helden (oder Anti-Helden) wie in Michael Peinkofers „Ork-Saga“. Nun haben es die beiden Brüder Rammar und Balbok auch in die Comicform geschafft, was der Zusammenarbeit des Autors mit Illustrator Peter Sneijbjerg und der Redaktion von Cross Cult zu verdanken ist.

Orks wissen wenig von weltverändernden oder epochalen Ereignissen. Denn dafür leben sie in der Regel zu kurz. Ein klassisches Beispiel sind die Brüder Balbok und Rammar, die sich nach einer zur Unzeit geäußerten Bemerkung als Späher im Feindesland bei den Gnomen wiederfinden und kurz darauf mitten in einer Schlacht. Zwar überleben sie, der Kopf ihres Anführers Girgas ist allerdings verschwunden – somit kann er nicht mit allen Ehren bedacht werden, wie es bei den Orks Brauch ist. Um ihre weitere Existenz zu rechtfertigen, werden sie ausgeschickt um den bereits erwähnten Kopf zurückzuholen. Dabei fallen sie in die Hände des uralten Zauberers Rurak. Dieser gibt ihnen einen weiteren Auftrag. Sie sollen die sagenumwobene Karte von Shakara – im Besitz der Elfen – an sich bringen und sie dem Zauberer aushändigen, im Austausch für den Kopf von Girgas. Zwar ist immerhin Rammar bewusst, dass sie dabei ein schlechtes Geschäft machen, aber sie haben keine wirklich große Wahl...

Zwei der seltsamsten Brüder der Fantasygeschichte haben es auf ein anderes Medium geschafft. Rammar und Balbok, die laut unserem Interview mit Michael Peinkofer und Peter Snejbjerg stark von Laurel und Hardy inspiriert sind, stolpern in das Abenteuer ihres Lebens. In Comicform tun sie das auch noch in einfacher zu visualisierender Form. Der stets grimmige Ausdruck von Rammar wird herrlich durch den meist naiv-gutmütigen Gesichtsausdruck von Balbok ergänzt. Hier zeigt sich dann wieder, wie nah Genie und Wahnsinn beieinanderliegen. Balbok ist zwar für einen Ork ziemlich intelligent, er zeichnet sich allerdings durch grenzenlose Naivität aus. Rammar ist dumm, faul und mürrisch – doch er hat seinen Bruder, der ihn aus den schlimmsten Problemen wieder herausholt. Vor einer größeren Kulisse in der ein Zauberer nach der absoluten Macht greift und eine Gruppe Elfen seit Ewigkeiten dieselben Rituale abhält, beginnen die beiden an sich kurzlebigen Orks eine Rolle zu spielen, deren Bedeutung sie sich selbst noch gar nicht klar sind. Dabei ist der Zeichenstil wechselweise realistisch und dann wieder cartoonartig – letzteres besonders in witzigen Situationen. Insgesamt ist die Umsetzung sehr gut gelungen, die Stimmung hervorragend eingefangen und die Handlung so witzig wie im Roman. Man darf auf die weiteren Teile gespannt sein.

„Zwei Brüder“ lautet der Name des ersten Bandes der „Ork-Saga“. Der Roman von Michael Peinkofer wurde in Zusammenarbeit mit Peter Snejbjeg zu einer mehrteiligen Comicreihe adaptiert. Da der erste Band die wichtigsten Attribute der Geschichte optisch und in Textform einfängt, können wir das Werk allen Fantasy- und Comicfans nur ans Herz legen. Wir freuen uns bereits auf die Folgebände.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: