Vanitas

Schwarz wie Erde

von Ursula Poznanski
Rezension von Emilia Engel | 07. Februar 2019

Schwarz wie Erde

“Vanitas” ist lateinisch für Schein und Lüge. Also ein sehr passender Titel für diese Neuerscheinung im Thrillerbereich. Ursula Poznanski webt eine Geschichte, in der weder die Protagonistin das ist, was sie zu sein scheint, noch diejenigen, denen sie nachspionieren soll. Manchmal jedoch kann man unter dem Schein etwas Wahres hervorblitzen sehen. Doch ob man das, was hinter der Lüge zu Tage tritt, wirklich sehen will, erfährt man leider erst dann, wenn es schon zu spät ist...

Carolin führt ein unscheinbares, zurückgezogenes Leben. In der Arbeit am Wiener Zentralfriedhof in einem kleinen Blumenladen verbirgt sie sich hinter Blumenkränzen und Buketts. Doch die Angst, dass ihre Vergangenheit sie einholt, weicht nie von ihrer Seite. Eine Vergangenheit voll Gewalt, Blut und Kriminalität. Ihr altes Ich ist sprichwörtlich tot. Nur eine handvoll Menschen wissen, dass Carolin noch am Leben ist. Einer davon ist Robert, ein Kriminalhauptkommissar aus Frankfurt. Als dieser wieder in ihrem Leben auftaucht, schwant Carolin nichts Gutes. Carolin soll in München einen harmlosen Auftrag erledigen, sich so damit weiter die Sicherheit der Polizei verdienen und damit am Leben bleiben.

Letztendlich bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich Roberts Willen zu beugen und nach München zu fahren. Eine verdächtige Unfallserie auf Baustellen von drei großen Baufirmen ist ins Augenmerk der Polizei gerückt. Carolin soll sich als Nachbarin von Tamara Lambert, der Tochter eines großen Bauherren, ausgeben und versuchen deren Freundschaft zu gewinnen, um vielleicht mehr über die Familie und deren Baufirma zu erfahren. Alles ganz einfach und unkompliziert. So hätte es zumindest sein sollen. Doch Carolin wird von Beginn an tiefer in die Sache hineingezogen, als ihr lieb ist. Letztlich muss Carolin sich nicht nur Sorgen darüber machen, dass ihre Vergangenheit sie einholt und ihr das Leben nimmt, auch ihr neuer Auftrag bringt sie in Lebensgefahr. Denn es ist viel mehr an den scheinbaren Unfällen der Baufirmen dran, als vermutet wurde.

“Vanitas” ist der Auftakt einer neuer Thriller-Serie von Ursula Poznanski. Die österreichische Autorin versteht es, spannende und facettenreiche Geschichten zu erzählen. Doch bei diesem Werk kann es gut sein, dass es die Gemüter spalten wird. Man muss sich zu Beginn erst an die Protagonistin gewöhnen. Carolin Bauer ist eine ängstliche, paranoide Blumenhändlerin, die es liebt auf dem Friedhof spazieren zu gehen. Man erfährt kaum etwas aus ihrer Vergangenheit. Immer wieder gibt es kurze Erinnerungsfetzen und der Leser bekommt eine ungefähre Ahnung, was passiert ist. Doch eigentlich will man sich mit so wenig Informationen nicht zufrieden geben.
Mit einer ängstlichen Protagonistin will man sich vielleicht nicht so gerne identifizieren, doch nach längerem Lesen sieht man, dass Carolin eigentlich eine starke Frau ist, die in Notsituationen blitzschnell reagiert und glasklare Entscheidungen trifft und sich nicht von ihrer Angst lähmen lässt. Sie ist intelligent und hat ein Talent zum Recherchieren und Menschen zum Plaudern zu bringen.
Aber auch in der Familie Lambert, die Carolin aushorchen soll, gibt es viele interessante Charaktere. Einen Durchblick in den Intrigen und Beziehungen zu bekommen ist nicht leicht. Umso spannender wird die Geschichte, da man eigentlich kaum etwas voraussagen kann und man gebannt an den Seiten klebt. Vom Ende ist man auf alle Fälle überrascht.
Woran mich sich bei diesem Werk anfangs auch gewöhnen muss ist, dass aus Sicht der Protagonistin erzählt wird. Da Ursula Poznanski ihre Bücher eher in dritter Person schreibt, ist es ungewohnt und vom Lesen her eben auch etwas Anderes.

Alles in allem haben wir mit “Vanitas” wieder einen aufregenden und fesselnden psychologischen Thriller der bekannten österreichischen Autorin Ursula Poznanski. Dem Leser wird es nach der anfänglichen Eingewöhnung auf jeden Fall schwer fallen, das Buch wieder aus der Hand zu legen bevor es zu Ende gelesen ist. Anschließend sehnt man sich sofort nach der Fortsetzung. Hoffentlich lässt uns die Autorin nicht zu lange warten!

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