Planetenjäger

von George R. R. Martin, Gardner Dozois, Daniel Abraham
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Oktober 2017

Planetenjäger

Was genau ist ein Planetenjäger? Jemand der Planeten jagt? Jemand der auf verschiedenen Planeten jagt? Oder vielleicht einfach mal wieder ein deutscher Titel, der dem englischen nicht ganz entspricht und in der Übersetzung vielleicht nicht ganz so viel Sinn macht wie der Originaltitel? In jedem Fall wollten wir das Werk von George R. R. Martin, Gardner Dozois und Daniel Abraham näher in Augenschein nehmen.

Ramón Espejos ist ein zäher Bursche mit vielen Narben. Allerdings ist er auch sehr leicht reizbar, wankelmütig im Umgang mit den Frauen und gerne betrunken. In einem solchen Zustand legt er sich in einer Bar names El Rey mit dem europäischen Botschafter an, den er mit seinem Messer ersticht. Er weiß zwar nicht genau, warum er das getan hat, aber ihm ist klar, er muss so schnell wie möglich weg. Dabei kommt ihm sein Job gerade recht. Denn er ist Prospektor auf São Paulo, einem gerade erst vor wenigen Jahrzenten erschlossenen Planeten. Auf seiner Flucht, beziehungsweise während seiner Untersuchungen stößt er auf ein unbekanntes Raumschiff und wird von Aliens gefangen genommen. Kaum ist er wieder erwacht, zwingen ihn diese dazu, einen flüchtigen Menschen zu jagen. Mit einem Implantat versehen und von einem Monster namens Maneck begleitet, macht er immer mehr Boden auf den Flüchtenden gut, zumal dieser verletzt ist. Doch dieser bereitet mehrere Fallen für seine Verfolger vor und lockt auch ein chupacabra an. Letztendlich findet Ramón heraus, wem er da eigentlich nachjagt und steht vor einem großen Problem.

Um nochmals auf die Frage aus er Einleitung zurückzukommen, bei einem genaueren Blick ist es tatsächlich das klassische Titelproblem. Denn im Original heißt das Buch „Hunter’s Run“. Die Geschichte hat zwar mehrere Schichten, ist jedoch alles andere als kompliziert. Denn im Endeffekt gibt es nur einen Erzählstrang, auch wenn dieser ein bisschen zerfasert. Der Prospektor, der einem Alien helfen soll einen Menschen zur Strecke zu bringen. Diese Reise, die teilweise gegen den eigenen Willen stattfindet, ist gleichzeitig auch eine Möglichkeit zur Reflexion für den Protagonisten. Dieser lernt mehr über sich, seinen eigenen Charakter, sein hochgelobtes Durchhaltevermögen und letztlich auch über seine Vergangenheit, als er sich zu irgendeinem Zeitpunkt vorher vorgestellt hätte. Und letzten Endes kommt er zu dem Schluss, dass er sich selbst nicht unbedingt sehr gut leiden kann. Die Geschichte ist spannend, unterhaltsam und auch ein wenig gruslig. Weniger wegen der Außerirdischen und der gefährlichen einheimischen Kreaturen, die ihn verfolgen, sondern wegen der Situation in die er sich selbst hineinmanövriert. Selbst der Leser stellt sich unweigerlich die Frage, wie er in der gleichen Situation reagieren würde. Eine Antwort dafür muss wohl jeder Leser selbst finden. Das Werk selbst ist zwar kein Meisterwerk, aber dennoch spannend genug, um Liebhaber von Science-Fiction zu fesseln und ihnen einige schöne Lesestunden zu bescheren.

„Planetenjäger“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von George R. R. Martin, Gardner Dozois und Daniel Abraham und sowohl in ferner Zukunft als auch in den Weiten des Weltalls angesiedelt. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist spannend und fesselnd. Gleichzeitig lässt sie aber ein wenig die Komplexität vermissen, für die besonders Martin in seinen Werken – auch den früheren Science-Fiction-Romanen – bekannt ist. Nichtsdestotrotz ist der Roman für alle Fans des Genres zu empfehlen.

Details

Bewertung

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