Wild Cards

Das Spiel der Spiele

von George R. R. Martin (Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby | 31. Januar 2015

Das Spiel der Spiele

Superhelden und ein Kartendeck haben nicht unbedingt viel miteinander zu tun. Zumindest in den meisten Fällen. Obwohl es einen bekannten Superschurken namens Joker gibt und ein weniger bekannter Held gerne mit Karten wirft, orientiert man sich grundsätzlich an anderen Werten. Doch in der Welt der "Wild Cards", die von George R. R. Martin und zahlreichen Co-Autoren Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts erschaffen wurde, zieht jeder Mensch eine Karte - eine Wild Card. Mit dem Gemeinschaftsroman "Das Spiel der Spiele" lässt Martin die Reihe wieder aufleben.

In einer Welt, in der es unterschiedlichste Arten von Menschen gibt, kann man ganz andere Unterhaltungskonzepte realisieren. So wird eine Show, die "American Hero" heißt, etwas unterschiedlich aufgezogen als namentlich ähnliche Konzepte, wie wir sie bei uns kennen. Denn hier sollen Teams aus Assen - also Personen mit speziellen (Super-)Kräften - gegeneinander antreten, bis letztlich ein Sieger übrig bleibt. Jonathan Hive, der sich in Wespen verwandeln kann, möchte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits in der Show weit kommen, andererseits seine Karriere als Invistegativjournalist pushen. Doch vorerst scheitert er damit, denn er ist der erste, der aus dem Team gewählt wird.
Zahlreiche charismatische Persönlichkeiten werden entdeckt, wie die Explosionsgeschosse werfende Curveball oder die ehrfurchtgebietende Earth Witch - und zu Beginn sieht noch alles nach einem Spiel aus. Gleichzeitig brechen jedoch in Ägypten Unruhen aus und die Truppen des Kalifen beginnen mit einer brutalen ethnischen Säuberung unter den Jokern - Menschen, die durch das Wild Card Virus entstellt wurden. Und da ist John Fortune - Sohn des berühmten Asses Fortunato -, den eine Überlieferung in den Krisenherd führt, um den Verfolgten beizustehen. Begleitet wird er vom deutschen Ass Lohengrin und - Überraschung - Jonathan Hive. Während andernorts ein Krieg ausbricht, geht die Show weiter. Doch irgendwann muss jeder entscheiden, was ihm wichtiger ist: 15 Minuten Ruhm in einer Fernsehshow oder die Möglichkeit, wirklich etwas zu verändern.

Spannend am vorliegenden Roman ist, dass er nicht von einer Person geschrieben wurde, sondern von vielen. Es handelt sich um einzelne Episoden, mit anderen Protagonisten im Fokus, die den Metaplot weitertreiben. George R. R. Martin hat auch für dieses Werk eine illustre Truppe an Autoren versammelt, darunter auch die "Wild Card"-Urautorin Melissa M. Snodgrass. Bis auf eine Ausnahme sind alle Geschichten fesselnd, erzählen von interessanten Schicksalen und seltsamen Wendungen. Dabei wird das Werk, trotz seines geringen Realismusgrads, nie wirklich unglaubwürdig. Es bringt ganz nebenbei noch die Karte der Mitverantwortung ins Spiel, als sich einige Charaktere dazu entscheiden, dass sie mehr sein wollen als schnell vergessene Fernsehstars. Sie wollen die Verantwortung übernehmen, die mit ihren Fähigkeiten einhergeht - wie es schon einmal ein bekannter Netzschwinger vorgemacht hat. Grundsätzlich ist das Buch, der Episodenroman, also sehr gut gelungen und kann auch den Kennern der "Wild Cards" der ersten Generation ans Herz gelegt werden. Denn zahlreiche der frühen Charaktere haben Gastauftritte. Darunter Harlem Hammer oder Turtle. Etwas zu oberflächlich ist das Lektorat allerdings mit den Namen der Autoren auf der Innentitelseite umgegangen - hier hätte man besser aufpassen müssen, denn Inkonsistenzen von Autorennamen in einem Buch sollten vermieden werden.

"Das Spiel der Spiele", der Neustart der "Wild Cards" aus dem Jahr 2009, ist jetzt endlich bei uns angekommen. Der von George R. R. Martin herausgegebene und mitverfasste Episodenroman ist spannend, unterhaltsam und bis zu einem gewissen Grad auch gesellschaftskritisch. Genau diese Mischung macht das Buch zu einem Pflichtkauf für alle Martin und "Wild Card"-Fans. Doch auch Quereinsteiger mit leichtem Hang zur phantastischen Literatur werden dem Werk etwas abgewinnen können.

Details

  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2014
  • Umfang:
    544 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3764531274
  • ISBN 13:
    9783764531270
  • Preis (D):
    15,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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