Traumlieder

Traumlieder I

von George R. R. Martin
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Januar 2015

Traumlieder I

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich an das Leben eines Schriftstellers anzunähern. Biografien oder Dokumentationen sind eine Form. Doch dabei setzt man sich nicht mit der Materie selbst auseinander, für welcher der Künstler steht. Alternativ dazu könnte man ihm durch die Zeit zurück an die Anfänge folgen und lesen, wie er begonnen hat, was er einst geschrieben hat. Das wird im Fall von George R. R. Martin nun mit Hilfe des ersten Teils seiner "Traumlieder" möglich.

Nach einer Einleitung und einem Überblick über Martins Schaffen und Werk von Gardener Dozois, einem amerikanischen Schriftsteller, kommt der Autor selbst zu Wort. So erklärt er auch, dass vor dem Schreiben für ihn das Erzählen kommt. Geschichten, die er sich selbst und anderen erzählt hat. Zuerst nur in seinem Kopf, später dann Freunden und dann auf Papier. Geschichten für einen Cent pro Seite an junge Abnehmer verkauft. Die meisten von diesen und den Folgejahren sind leider verloren gegangen (wenn es nur ein Exemplar gab, das an ein Magazin/Fanzine geschickt wurde und nie zurückging), aber einige der Frühwerke sind auch in diesem Buch enthalten. Darunter "Nur Kinder fürchten sich im Dunkeln", in dem ein Dämon gegen eine Art Superheld antritt. Ein historisches Drama spielt sich in "Die Festung" ab, wo es um Finnlands Krieg gegen Russland geht. Und in "Tod war sein Vermächtnis" geht es um die letzten Taten eines Killers.
Der zweite Teil des Romans widmet sich Geschichten, mit denen Martin erstmals Geld verdient hat. "Der Held" handelt von einem kriegsmüden Weltraumsoldaten mit einem Plan, der seinen Vorgesetzten nicht gefällt. Die nächsten drei Kurzgeschichten sind eine Art Geistergeschichte und zwei Science-Fiction-Erzählungen.
Der dritte und letzte Abschnitt des Buchs greift die ersten Geschichten auf, mit denen George R. R. Martin wirklich erfolgreich war und Preise eingeheimst hat. Der "Abschied von Lya" macht den Anfang, eine Science-Fiction-Novelle, die mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde. Und auch "Der Weg von Kreuz und Drachen" wurde prämiert, in diesem Fall sogar mit Hugo und Locus Award.

Es ist ein gewaltiger Unterschied, eine (Auto)Biografie zu lesen, in welcher Autor oder Verfasser über die einzelnen Lebensstationen und die Tätigkeiten zum jeweiligen Zeitpunkt erzählen, oder ob im Gegenzug der Autor etwas von der allgemeinen Situation erzählt und dann Geschichten vorstellt, die zum jeweiligen Zeitpunkt entstanden sind. Das macht das Werk viel interessanter. Interessanter sogar als im Vorfeld erwartet. Das Spektrum, in dem der Schöpfer von "A Song of Ice and Fire" tätig war, ist gewaltig. Von Horrorgeschichten, über Fantasy, Science-Fiction, historischen Werken und Kurz-Thrillern war eigentlich alles dabei. Doch da Martin mittlerweile schon auf einige Jahre und auch weiter ein bewegtes Leben zurückblicken kann, war dies nur der erste von insgesamt drei Teilen. Man darf sich dabei auf weitere spannende Jahre freuen. Und sicher auch auf die Erklärung des Autors, warum er manche Sachen so gemacht hat, wie er sie eben gemacht hat. Für Fans von George R. R. Martin ist "Traumlieder I" daher Pflichtlektüre und ein Pflichtkauf.

Natürlich hat George R. R. Martin eine Menge Geschichten geschrieben, bevor er "A Game of Thrones" verfasst hat. Doch die tatsächliche Bandbreite seines Schreibens überrascht trotzdem positiv, zumindest hier in "Traumlieder I", dem ersten von drei Bänden. Denn das Werk, das zahlreiche preisgekrönte Kurzgeschichten beherbergt, betrachtet nur einen kleinen Abschnitt seines Gesamtwerks.

Details

  • Serie:
  • Band:
    1
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2014
  • Umfang:
    544 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453316118
  • ISBN 13:
    9783453316119
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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