Planetenwanderer

von George R. R. Martin
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. Juli 2013

Planetenwanderer

Auch wenn ähnliche Statements bereits hinlänglich ausreichend ausgesprochen wurden: Manche Autoren feiern in einem gänzlich anderen Genre Welterfolge als in jenem, in dem sie eigentlich zu schreiben begonnen haben. Was für Sergej Lukianenko gilt, ist auch bei George R. R. Martin der Fall. Er hat sich genauso mit Science-Fiction die ersten literarischen Sporen verdient. Aus dieser Zeit liegt uns nun "Planetenwanderer" vor, das jetzt erstmals in deutscher Sprache erschienen ist.

Auch in ferner Zukunft gibt es Legenden. Auf einem weit entfernten Planeten hält sich hartnäckig die Geschichte von einem Seuchenstern, der alle Dekaden einmal Mutation und Tod über einen Planeten bringen. Doch ein Ehepaar, das einen Handelsposten eröffnen will, muss feststellen, dass es sich keineswegs um Gerüchte handelt.
Doch es handelt sich auch um keinen Stern. Eine Gruppe aus gierigen Abenteurern heuert einen erfolglosen Händler an, um zur Quelle der Krankheiten zu fliegen. Tatsächlich handelt es sich um ein uraltes Saatgutschiff einer längst untergegangenen Zivilisation, das gleichzeitig auch als Waffe eingesetzt werden konnte. Doch schon bei der Entdeckung des Schiffes geht einiges schief. Denn einerseits sind dessen Verteidigungssysteme noch aktiv, andererseits verfolgen zwei Gruppen unterschiedliche Ziele und dringen in den beinahe 30 Kilometer großen Koloss ein. Dort laufen ebenfalls automatische Mechanismen an, die neben der tödlichen Atmosphäre verschiedene Wesen klonen, welche die Eindringlinge eliminieren sollen. Doch die Menschen beschließen ohnehin sich gegenseitig auszulöschen. Durch Findigkeit und ein wenig Glück ist es schließlich der Pilot Haviland Tuf, der entgegen aller Erwartungen am Leben bleibt. Er beschließt, die "Arche" dazu zu nutzen, als Ökoingenieur durchs All zu reisen und Probleme auf unterschiedlichen Planeten zu lösen. Doch sein erster Halt zur Reparatur des altehrwürdigen Schiffes ist gleichzeitig auch die große Bewährungsprobe, denn der Planet S´uthlam will für seine Dienste entlohnt werden. Und er leidet unter zwei großen Problemen: Drohender Hungersnot und unkontrolliertem Bevölkerungswachstum. Und auch wenn der exzentrische Tuf überall im All unterwegs ist, liegt seine Hauptaufgabe immer noch auf S´uthlam. Denn es ist die einzige Welt, auf der er zweimal scheitert.

Thematisch ist "Planetenwanderer" natürlich eine komplett andere Materie als seine große Reihe "A Song of Ice and Fire". Aber zumindest einige Details bleiben gleich. Auch hier hegt Martin eine ähnliche Vorliebe für exzentrische Charaktere und hat die Tendenz, eine große Anzahl von ihnen sterben zu lassen. Der Roman beschäftigt sich zwar vordergründig mit einem Science-Fiction-Szenario, wirft aber in Wahrheit ethische und religiöse Fragen auf. Oftmals ist es gesunder Menschenverstand, der politischen Entscheidungen gegenübersteht. Besonders der S´uthlam-Geschichtsfaden, bei dem es stets um Macht, Machtpositionen und Machtmissbrauch geht, ist stellvertretend für diese Linie im Buch. Es gibt zwar durchaus humorvolle Einlagen, auch der Charakter des Protagonisten entbehrt nicht einer gewissen permanenten Komik. Dennoch ist das Werk trotz seiner Ausrichtung durchaus ernst gemeint und nur mit Einschränkungen zu seichter Unterhaltungslektüre zu zählen. Der Anspruch steckt hier in den Botschaften zwischen den Zeilen, ist aber nebenbei garniert mit einer ganzen Menge Action, Politik und Humor. Allen Fans von George R. R. Martin ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen, wenngleich es sicher einige gibt, die anschließend sagen werden, dass "A Game of Thrones" weit besser war. Doch Äpfel mit Birnen zu vergleichen, bringt nur wenig. Dementsprechend kann man das Werk auch Fans anspruchsvollerer Science-Fiction ans Herz legen.

"Planetenwanderer" von George R. R. Martin ist einiges. Ein Science-Fiction-Roman, Gesellschaftskritik und humorvolle Unterhaltung mit Anspruch. Obwohl das Werk sicher nicht alle Leser gleichermaßen ansprechen kann, ist der Roman dennoch sehr zu empfehlen. Allerdings soll nochmals erwähnt werden, dass sich sowohl Fokus als auch Setting komplett von seinem bekanntesten Universum unterscheiden.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2013
  • Umfang:
    512 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453314948
  • ISBN 13:
    9783453314948
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

Könnte Ihnen auch gefallen: