Splittermond

Sehne der Macht

von Sonja Rüther
Rezension von Stefan Cernohuby | 01. September 2022

Sehne der Macht

Manche behaupten, dass es die Menschen sind, die vor allem nach Macht trachten. Möglicherweise um ihre beschränkten Lebensspannen zu kompensieren. In der Welt von „Splittermond“ ist nun Sonja Rüthers neuer Roman erschienen, welcher den Titel „Sehne der Macht“ trägt. Nach einem Ausflug in die Gefilde von Shadowrun ist dies nun ihr zweiter Roman in einer Rollenspielwelt.

Wenn man jung ist, begeht man schon den einen oder anderen Fehler. So wie Yusrai und Kiana. Um seine Freundin zu schützen wirkte er den Zauber eines rituellen Bundes, der die beiden nun immer verbindet. Jetzt, als Erwachsene, ist das manchmal eine etwas unangenehme Angelegenheit. Denn er ist Gelehrter, sie eine Mischung aus Abenteurerin und Leibwächterin. Während Yusrai kurz vor seiner Hochzeit steht und plant, den magischen Bund irgendwie zu trennen, führt Kianas neuester Auftrag zu einer beeindruckenden Entdeckung. Die legendäre Goldene Armee, eine große Zahl goldener Statuen eines früheren Herrschers, wird gefunden und sie ist die erste am Ort des Geschehens. Doch das hat ungeahnte Auswirkungen, als sich ein Fluch auf sie legt, der unter anderem das Band zwischen ihr und Yusrai unterbricht. Doch das ist erst der Auftakt zu einer ganzen Kette an Ereignissen, die nicht nur Kianas Lebensgefährten Deelu an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln lässt. Eine große Gefahr zieht auf und niemand merkt es.

Es ist nicht so einfach, sich in einer neuen Welt zurechtzufinden, doch Sonja Rüther schafft es, den Leser zu packen. Denn sie konzentriert sich auf die Charaktere mit all ihren Eigenheiten. Hat man zu Beginn das Gefühl, dass sich die Handlung auf Kiana in ihrem Zentrum fixieren würde, ändert sich das mit dem Verlauf der Geschichte. Immer wichtiger werden die Menschen, die sie lieben, denen sie etwas bedeutet und denen sie durch die Veränderungen ihres Selbst immer mehr Schmerz zufügt. Die namensgebende Sehne spielt im Buch mehrfach eine wichtige Rolle, worum es sich dabei aber in Wahrheit handelt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Man wird ein wenig überrascht, in welcher Form Magie funktioniert (oder eben nicht funktioniert) und fühlt, dass die Charaktere daran mitunter ebenso verzweifeln. Der spannende Roman hat mehrere Wendungen und bleibt bis zum Ende überraschend. Das Hardcover-Werk enthält nicht nur ein Lesebändchen und Kartenmaterial, sondern auch zahlreiche Innenillustrationen. Obwohl es sicher von Vorteil ist, sich mit der Welt von „Splittermond“ auszukennen, ist es absolut nicht notwendig, da die Herkunft der Charaktere klar ist und wenig Interaktion mit fremden Völkern besteht, in die man sich zusätzlich hineinversetzen müsste. Alles in allem ist „Sehne der Macht“ ein gelungener Roman, der nur in limitierter Stückzahl erschienen ist, was für die vorliegende Schmuckausgabe aber einen etwas gehobenen Preis bedeutet.

„Sehne der Macht“ ist Sonja Rüthers erster Roman in der Welt des Rollenspiels „Splittermond“. Sie lässt ihre Charaktere eine Berg- und Talfahrt der Gefühle erleben, garniert mit allerlei magischen und physischen Gefahren. Kenner der übrigen Romane können bedenkenlos zugreifen, aber auch Fantasy-Quereinsteigende werden sicher ihre Freude mit dem Roman haben, der aufgrund seiner Gestaltung und des Formats etwas teurer ist.

Details

Bewertung

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  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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