Der Hexer von Salem

Der Seelenfresser

von Wolfgang Hohlbein
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Januar 2024

Der Seelenfresser

Wenn es um Horror und Mystery geht, haben viele Geschichten als Kernthema die menschliche Seele. Dämonen und Teufel versuchen sich diese anzueignen und sie ihren Besitzern zu entreißen. Handelt eine Erzählung allerdings von einer Begebenheit, die mit dem Cthulhu-Mythos verknüpft ist, werden die Wesen, die Wahnsinn verbreiten und Seelen verspeisen, allerdings weit düsterer als so mancher niedere Dämon. Genau mit jenen Gestalten sieht sich Robert Craven, von manchen auch „Der Hexer“ genannt, im zweiten Roman der neuen Hexer-Sammeledition „Der Seelenfresser“ konfrontiert.

Das Erbe Roderick Andaras erweist sich für Robert als immer größere Belastung. In „Das Erbe der Dämonen“ muss er sich mit den negativen Taten oder vielmehr den Hinterlassenschaften seines Vaters auseinandersetzen. Das gesamte Dorf Innsmouth leidet seit Dekaden unter einem Fluch, der zumindest Roderick zugeschrieben wird. Doch auch wenn Robert von einem jungen Magier im Auftrag des bösen Nekromanten Necron, der das Necronomicon sucht - Einfallsreichtum, was die Auswahl der Namen angeht, kann man Hohlbein nicht immer zugestehen - verfolgt wird, das wahre Böse lauert unter einer unscheinbaren Maske. Doch dank seiner Freunde Howard und Rowlf und nicht zuletzt seines eigentlich längst verschiedenen Vaters, schafft er es, aus dieser Situation mehr oder weniger heil herauszukommen.
In „Die Chrono-Vampire“ bezieht Robert erstmals das Haus seines Vaters. Natürlich geht alles so richtig schief. Neben seltsamen Szenen mit Toten und Verletzten taucht auch noch eine Horde geheimnisvoller und bösartiger Motten auf. Motten, die in der Lage sind, alles was sie berühren in Sekundenschnelle altern zu lassen. Eine flatternde Armee, die auf den jungen Hexer und seine Verbündeten angesetzt ist. Doch zu seinem Glück haben auch seine Feinde die Macht der Großen Alten unterschätzt und sind völlig überfordert mit dem, was sie selbst entfesselt haben. So hat selbst Cthulhu höchstpersönlich einen kurzen Gastauftritt.
„Der Bann des Puppenmachers“ behandelt weniger Robert Craven, sondern vielmehr die Geschichte seines Freundes Howard Phillips Lovecraft. Dieser - in Realität der Erfinder des Cthulhu-Mythos - hat mit seinen ehemaligen Brüdern aus dem Templerorden mehr als nur ein kleineres Problem. Sie wollen ihn nämlich tot sehen. Etwas was zwar den geheimnisvollen Freund Roberts nicht so richtig zu stören scheint, aber Robert und Rowlf nicht so einfach akzeptieren können und wollen. Die Frage lautet aber trotzdem: Kann er noch gerettet werden? Der Band endet - beinahe erwartungsgemäß - mit einem Cliffhanger, um den Leser schon für die folgenden Sammelbände zu sensibilisieren.

Wolfgang Hohlbein hat der deutschsprachigen Fantasy Tore geöffnet, von denen man vorher nicht einmal geträumt hat. Dennoch ist er immer noch sehr umstritten. Vielleicht liegt es daran, dass sein künstlerischer Output teilweise Ausmaße erreicht hat, von denen man nur mit Mühe glauben kann, dass alles aus seiner eigenen Feder, bzw. seiner eigenen Tastatur stammt. Mit dem „Hexer von Salem“ hatte Hohlbein selbst einige seiner härtesten Kritiker zum Schweigen verdammt. Seine Interpretation des Cthulhu-Mythos hat nicht nur seinen Platz im mittlerweile riesigen Universum eingenommen, sondern selbst einen Ableger des Cthulhu-Rollenspiels produziert. Dabei muss man sich als Fan von Howard Phillips Lovecraft und seinen Schöpfungen aber stets mehrere Dinge vor Augen halten.
Erstens darf man nicht verwundert sein, wenn Hohlbeins Held, obwohl er über wenig Wissen und noch weniger Ausbildung verfügt, mit den grausamsten und mächtigsten Wesen des Mythos spielend fertig wird, ohne dabei auch nur ansatzweise wahnsinnig zu werden, denn der Grund dafür ist einleuchtend. Hierbei handelt es sich nicht um Horror, sondern Pulp.
Zweitens muss man akzeptieren können, dass Hohlbein H. P. Lovecraft nicht nur in Erzählungen erwähnt, sondern dieser tatsächlich als Charakter in der Handlung auftaucht.
Und nicht zuletzt muss man drittens einsehen, dass die Form der Veröffentlichungen des Hexers ein gewisses „Schema F“ sklavisch befolgen muss. Robert stolpert in eine Verschwörung, danach scheint Robert keine Chance zu haben zu überleben, doch er schafft es irgendwie dem Bösen einen Fußtritt/Stabhieb/etc. zu verpassen, und kann so auch gegen übelste Kreaturen durch den Überraschungseffekt und mehr oder weniger unbewusstes Einsetzen seiner gewaltigen - wenn auch latenten - Macht, bestehen.
Wer sich mit diesen drei Fakten arrangieren kann, wird mit dem Hexer viel Spaß haben. Es ist einfach erfrischend zu lesen, wie er sich mit Mächten duelliert, von deren Macht man kaum eine Vorstellung hat, um ein ums andere Mal als Sieger aus den Konfrontationen hervorzugehen.

„Der Seelenfresser“ ist eine Sammlung mehrerer Romane aus dem Leben von Wolfgang Hohlbeins „Hexer von Salem“. Dessen Erzählungen sind wiederum in Lovecrafts Cthulhu-Mythos eingebettet. Dort erlebt der junge Robert Craven Abenteuer am Rande des Wahnsinns und kämpft mit Mächten jenseits aller Vorstellungskraft, um immer wieder als Sieger aus diesen Duellen hervorzugehen. Spannung, Abwechslung, Magie und Pulp, so lautet auch diesmal die Zusammenstellung des Bandes. Wer den Cthulhu-Mythos nicht zu hundert Prozent ernst nimmt, kann also trotz einiger kleinerer Schwächen viel Spaß mit Hohlbeins Hexer erleben.

Details

Bewertung

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