Die Tochter der Himmelsscheibe

von Wolfgang Hohlbein
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Juli 2005

Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Erwartungen bei einem neuen Roman von Wolfgang Hohlbein sind breit gefächert. Manche erwarten ein neues Meisterwerk, andere hoffen nur, dass sein neues Werk zumindest besser wird als das vorangegangene und dabei ansatzweise an seine frühen Romane anschließen kann. Dementsprechend kann man äußerst gespannt darauf sein, wie er diesen Status bei seinem Werk „Die Tochter der Himmelsscheibe“ genutzt hat.

Der Roman offenbart seine genauen Hintergründe nur langsam. Zu Beginn findet sich der Leser in einer, anscheinend im späten Bronzezeitalter angesiedelten, Gesellschaft wieder, in der es zwei Außenseiter gibt. Diese beiden, Lea und ihre Tochter Arri, stellen sich als Hauptpersonen des Romans heraus. Sie scheinen überhaupt nicht zu den anderen Leuten zu passen. Sie sind nicht klein und gedrungen sondern groß und schlank, waschen sich häufig, und besonders Lea lehnt sich öfter gegen die Macht des Schamanen Sarn auf, als gut für sie ist. Arri weiß wenig über sich und ihre Mutter, nur dass sie in das Dorf kamen, als sie noch ein Kleinkind war. Zudem besitzt ihre Mutter mehr Wissen über Medizin, Feldbestellung und Metallerzeugung als alle anderen zusammen, was sie bereits ihr ganzes Leben verwundert.
Irgendwann eröffnet Arris Mutter ihr, dass sie die letzten Überlebenden einer gewaltigen Katastrophe sind, die ihr ganzes Volk ausgelöscht hat. Das Vermächtnis dieses Volkes ist Wissen, und mit Hilfe eines ganz bestimmten Instrumentes sind Lea und Arri in der Lage, dieses Wissen zu nutzen. Doch jene sogenannte Himmelsscheibe, beispielsweise in der Lage, nur durch den Stand der Sterne den geeigneten Zeitpunkt für Saat und Ernte zu bestimmen, birgt noch weit mehr Geheimnisse.
Doch noch bevor Arri, eigentlich Arianrhod, mehr über ihre Vergangenheit oder Bestimmung erfahren kann, ballen sich dunkle Wolken des Schicksals über ihr zusammen. Die Priesterschaft der alten Götter hat vor ihnen ihre Geheimnisse gewaltsam zu entreißen. Was bleibt ist nur noch die Flucht.

Wolfgang Hohlbein ist mittlerweile weniger ein Autor, als vielmehr eine Institution. Hat er früher viele Jahre damit verbracht kleine Fankreise mit vielbändigen Fantasy- und Science-Fiction-Serien an sich zu binden, kann er dieses Konzept nun vernachlässigen. Denn wenn ein neuer Roman von ihm erscheint wandert dieser mit Bestimmtheit in die Bestsellerlisten. Obwohl die Kritiken meist gespalten sind, gibt es immer noch genügend Leser, welche seine Bücher „weiter kaufen“. In diesem Fall war ein Griff nach dem vorliegenden Werk kein Fehlgriff, wie bei etlichen anderen Romane, die von Hohlbein erschinen sind –„Dunkel“ nur als Beispiel genannt. Hier hat man wieder eine Geschichte, die sowohl von ihren Charakteren lebt als auch in der Lage ist, sich in das gewälhte Setting überzeugend einzufügen. Zudem bleibt noch vieles für eventuelle Folgebände offen.

Spannend, ohne die Charaktere zu sehr auszureizen, erzählt Wolfgang Hohlbein hier den ersten Teil einer gut durchdachten Geschichte. Auch wenn man bei einigen Personen bis zum Ende des Romans nicht genau weiß, was man von ihnen halten soll, ist ihm hier wieder einmal ein tolles Werk geglückt. Leute, die geglaubt haben, dass von Hohlbein kaum mehr interessante Lektüre kommen würde, werden hier eines besseren belehrt. Nicht nur für Fans zu empfehlen.

Details

  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    04/2005
  • Umfang:
    941 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783492700689
  • Preis (D):
    25 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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