Infinity - der Turm

von Wolfgang Hohlbein
Rezension von Stefan Cernohuby | 29. März 2011

Infinity - der Turm

Manche Romane, beziehungsweise die Werbung dafür, verwirren potenzielle Leser und Kritiker. So wird manchmal eine Erwartungshaltung erzeugt, die nicht ganz dem entspricht, was man dann in Händen hält. Doch in manchen Fällen ist das nicht schlecht, beispielsweise bezogen auf den neuen Roman von Wolfgang Hohlbein, der den Titel "Infinity - Der Turm" trägt. Denn die einzige Ähnlichkeit mit Stephen Kings "Dunklem Turm" liegt darin, dass auch hier ein Turm vorkommt, der gelegentlich auch dunkel ist.

Der R´Achernon ist ein uraltes Gebäude, das schon seit Jahrtausende überdauert hat. Doch es ist weit mehr als nur das. Es handelt sich um einen Computer, der alles Wissen enthält, das im Universum zu sammeln ist. Der Turm steht auf einem größtenteils verwüsteten und von eher unzivilisierten Wesen bevölkerten Planeten. Darunter finden sich Menschen und Quorrl, die in der gewaltigen Stadt namens Belagerung hausen, die sich rund um den Turm befindet. Heerführer Craiden trachtet danach, den Status Quo mit den in seinen Augen dekadenten Bewohnern des Turms aufzukündigen. Denn es gibt ein uraltes Ritual, in dem alle zehn Jahre der Heerführer von Belagerung der Herrscherin des Turms, Prinzession Infinity, einen Besuch abstattet. Doch diesmal ist einiges anders. So "klopft" Craiden einmal an, indem er einen Planetenzerstörer zündet - eine Abart einer Atombombe. Und auch sonst läuft einiges nicht so, wie im Zeremoniell vorgesehen.
Ein paralleler Handlungsstrang erzählt von einem Mädchen namens Gea, dem von Craiden das Leben gerettet wird. Doch nicht nur völlig verschiedene Charaktere prallen hier aufeinander, auch Technologien.
Die Handlungsstränge werden am Ende des Romans zusammengeführt und münden dann direkt in ein großes, brutales und ziemlich überraschendes Finale.

Als Hohlbein den Roman als sein Zentralwerk bezeichnete, als ein Buch, das er immer schreiben wollte, eine Fusion all seiner Welten, klang dies schon ziemlich nach Stephen King. Liest man sich durch das Buch, kommt man zwar nicht umhin festzustellen, dass es sich bei der Welt offenbar um ein Setting handelt, das einige zehntausend Jahre nach der Enwor-Saga angesiedelt ist, doch weitere Welten sind für den Moment nicht ersichtlich. Hatte man sich als Kritiker vorgenommen, es aufgrund der Ähnlichkeit mit Stephen Kings "Dunklem Turm" auseinander zu nehmen, gab es dafür im Nachhinein keinen Grund. Doch leider hat Wolfgang Hohlbein andere Versäumnisse vorzuweisen. So sind die beiden enthaltenen Handlungsfäden sehr stark entkoppelt. Auch die zeitliche Distanz zwischen ihnen ist nur im Kontext mit der anderen Handlung zu erahnen. Aber leider bleiben viele Fragen unbeantwortet, die wichtig wären. Woher weiß der "ungebildete" Barbarenführer Craiden so viel über höhere Physik, wieso ist er ein Satai und woher hat er die mächtige Atombombe, die er am Anfang einsetzt. Ganz offensichtlich von einer anderen Version der Prinzessin. Doch leider bleibt viel im Unklaren, was mit dem raschen Ende des Romans auch nicht geklärt werden kann. Es ist also eher nahe liegend, dass es sich nur um einen Band einer Reihe handeln kann. Alles andere wäre nicht nur unbefriedigend, sondern auch unlogisch.

"Infinity - Der Turm" ist der neueste Roman aus der Feder von Wolfgang Hohlbeins. Trotz einiger Suggestionen hat er nichts mit Stephen Kings Werk gemein, kann aber aus anderen Gründen nicht völlig überzeugen. Unter dem Vorbehalt, dass es sich um den mutmaßlich ersten Band einer Serie handelt, kann man den Roman trotzdem als besseren Durchschnitt einstufen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2011
  • Umfang:
    624 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3492702236
  • ISBN 13:
    9783492702232
  • Preis (D):
    19,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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