Geheimsache

von Jörg Domberger
Rezension von Stefan Cernohuby | 08. November 2014

Geheimsache

Agenten haben es schwer. Tagtäglich müssen sie sich in Gefahr begeben, Informationen sammeln und besser vorbereitet sein als die Gegenseite. Doch neben den ganzen Schießereien, den Datendiebstählen und den vielen kurzlebigen Affären gibt es einen Punkt, dessen Wichtigkeit für den Spion man oft unterschätzt. Den eigenen Terminkalender. Denn das Treffen der eigenen Kontaktleute ist keine einfache Sache! So sieht es zumindest das Krimi-Kartenspiel "Geheimsache", das im Gmeiner-Verlag erschienen ist.

Doch zum Glück hat jeder Agent ja schließlich seine Gegenspieler, die ihn nur zu genau beobachten. Und so kommt es, dass jene zwei bis fünf Gegner seinen Terminkalender weit besser kennen, als er selbst - doch von diesen muss er ihn nun herausfinden. Konkret befindet sich der Wochenplan auf einer Karte, die mit dem Rücken zum Spieler selbst am Tisch steht und so von allen anderen eingesehen werden kann. Jeder Spieler selbst besitzt Informantenkarten, die in fünf unterschiedlichen Farben gehalten sind, welche wiederum die Wochentage repräsentieren und unterschiedliche Uhrzeiten beinhalten. Jede Runde beginnt ein Startspieler damit, eine Informantenkarte auszuspielen - die anderen tun es ihm gleich. Danach nennt er (und zwar ehrlich) die von allen Karten, deren Informationen er kennt, den frühesten und spätesten Termin in der Woche, den er erkennen kann - die anderen tun es ihm gleich. Nun muss er gut aufpassen, ob einer sein eigener Informant genannt wird. So kann man nach dem Ausschlussverfahren auf seiner Decodierungshilfe langsam herausfinden, wann der eigene Informant gereiht wird. Interessant wird es jeweils dadurch, dass jeder Spieler nichts über seine eigenen Karten weiß. Zur Markierung, wenn man glaubt, die Reihenfolge zu kennen, kann man eine Agentenkarte ziehen, die von 001 bis 005 gereiht sind - schade also, dass man niemals 007 sein kann. Für die unwahrscheinlichen Fälle, dass alle Spieler die Agentenkarte ziehen oder keiner, gibt es Spezialenden. Wer die tatsächliche Lösung erraten hat oder von allem an nächsten an selbiger war, gewinnt.
Ist man lediglich zu zweit, spielt man mit zwei sogenannten "Strohmännern", deren Karten man einsehen kann und die man im Spiel mehrmals wechselt. Sonst ändert sich nicht allzu viel, außer dass man selbst "Doppelagenten" spielt.

Sieht man sich nun das Spiel von Jörg Domberger, bekannt für Karten- und Mitbringspiele, näher an, muss man zwei unterschiedliche Blickwinkel verwenden. Zum einen, funktioniert der Spielmechanismus und macht das Spiel Spaß, zum anderen, macht der Hintergrund Sinn? Die erste Frage kann und muss man mit ja beantworten. Der Mechanismus, der Kombinatorik und ein wenig Glück als Basis hat, funktioniert. Und ja, eine Partie macht dabei auch ziemlichen Spaß, wenn man die richtigen Mitspieler hat. Aber die Frage nach dem Sinn ist weniger einfach zu beantworten. Ist es tatsächlich so, dass Agenten ihre eigenen Terminkalender nicht kennen? Arbeiten auch Agenten und Informanten laut gewerkschaftlicher Vereinbarung nur Montag bis Freitag, maximal zwischen 9 und 21 Uhr? Wochenenddienst ist vertraglich ausgeschlossen? Würden Gegenspione tatsächlich die Wahrheit sagen, wenn es hart auf hart kommt und es um den eigenen Erfolg oder gar die Sicherheit des eigenen Landes geht? Kaum.
Insofern stellt sich hier die Frage, ob man den Spielmechanismus nicht lieber einem Szenario angepasst hätte, auf den das Prinzip besser passt. Vielleicht im Parlament, wo andere Spieler eher über die Treffen mit unterschiedlichen Lobbyisten informiert sind... nunja, nur so ein Gedanke. Doch leider ist das der nicht so ganz passende Hintergrund, der ein eigentlich gutes Spiel letztendlich nur durchschnittlich erscheinen lässt.

"Geheimsache", das neue Krimi-Kartenspiel aus dem Gmeiner Verlag und der Feder von Jörg Domberger ist zwar kurzweilig und lässt sich von zwei bis fünf Spielern gut spielen, hat aber leider ein anderes Manko. Der Agentenhintergrund, vor dem es aufgesetzt ist, wirkt eher unglaubwürdig. Ein anderer Aufhänger hätte dem Spiel gut getan, das so leider nur durchschnittlich erscheint.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2014
  • Umfang:
    diverse Spielmaterialien
  • Typ:
    Spiel
  • ASIN:
    B00K7KRXHG
  • EAN:
    4260220581543
  • Spieldauer:
    45 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:
Affiliate Links

Könnte Ihnen auch gefallen: