Zauberkuchen

von Christelle Huet-Gomez
Rezension von Janett Cernohuby | 21. September 2015

Zauberkuchen

So manche Kuchen- oder Tortenkreation vermag den Gaumen des Essers regelrecht zu verzaubern. Gerade auf Geburtstagen und anderen besondere Anlässen sind Backwerke aus exquisiten Zutaten und mit üppiger Verzierung das Highlight. Christelle Huet-Gomez "Zauberkuchen" sind das auch, doch bestechen oder verzaubern sie uns auf eine ganz andere Art und Weise.

Denn bei diesen "Zauberkuchen" ist es der Teig, der überrascht. Es wird ein Teig angerührt, auf einmal in eine Form gegeben und nur einmal gebacken. Heraus kommt dann aber ein Kuchen mit drei Schichten: einer festen Puddingschicht, einer lockeren Creme und einem luftigen Biskuit.
Zauberei? Oder doch nur das Ergebnis chemischer Reaktionen?
Tatsächlich bestehen "Zauberkuchen" aus ganz schlichten Zutaten: Eier, Zucker, Mehl, Butter und Milch. Während das noch unspektakulär ist, ist es die Backzeit, die letztendlich den Zauber bewirkt. Das Geheimnis liegt in der Art, wie sich die Zutaten verbinden - oder auch nicht. Eigelb, Zucker, Butter und Milch bilden die unteren Schichten, den Pudding und die Creme. Durch das lange Backen bei niedriger Temperatur wird aus der untersten Schicht der Pudding, doch bereits die darauf liegende Schicht bleibt cremig locker. Der Eischnee, der nur vorsichtig untergehoben wird, verbindet sich nicht mit der Milch, sondern setzt sich als luftige Deckschicht oben ab.
Und heraus kommt ein Kuchen aus einem Teig, aber mit drei Schichten.

ZauberkuchenDas klingt ungewöhnlich und nur schwer vorstellbar? Ja, diese Gedanken hatten wir auch und unsere Nervosität vor dem ersten Versuch war groß. Wichtig für die Zauberkuchen ist nicht nur das richtige Vermengen der Zutaten und die lange Backzeit, sondern auch die richtige Größe der Kuchenform. Man muss sich akribisch genau an die Vorgabe der Rezepte halten, sonst heben sich entweder die Schichten nicht deutlich genug voneinander ab oder werden zu dünn. Außerdem braucht der Kuchen noch eine längere Ruhezeit nach dem Backen, damit sich die Schichten optimal entfalten können - idealerweise über Nacht. Der Zauberkuchen ist also keine schnelle Lösung für kurzfristig eingeladene Gäste.
Beachtet man diese Punkte, erhält man Kuchen, die nicht nur zauberhaft schmecken, sondern einfach raffiniert sind. Man muss kein Profibäcker zu sein, damit diese Kuchen gelingen. Es gibt sehr einfache Rezepte, die dennoch sehr viel hermachen. Insbesondere wenn man seinen Gästen verrät, dass alles aus einem Teig stammt.
Einzig bei den Kuchenformen wird man möglicherweise seine Ausstattung erweitern müssen. Da wie erwähnt die Kuchen nur in den entsprechenden Formgrößen gelingen, was auch wir schmerzlich erfahren mussten, wird man um die eine oder andere Anschaffung nicht herumkommen. Oder man verzichtet auf den Kuchen, was aber angesichts der Rezeptvorschläge nur schwer machbar ist. Denn bei vielen Kuchen läuft einem schon beim Durchblättern des Buches das Wasser im Mund zusammen. Und wenn man einmal den Zauberteigs ausprobiert hat, möchte man auch die anderen probieren.
Übrigens gibt es im Buch nicht nur süße Kuchen, auch herzhafte Rezepte finden sich hier.
Die Gestaltung des Buches ist schön und praktisch gelungen. Die Rezepte zeigen in einem Block die benötigten Zutaten und der einzuplanende Zeitaufwand. Daneben findet sich eine schrittweise Anleitung. Etwas irritierend sind die Angaben zu den Ruhezeiten. Wenn dort steht "1 + 2 Stunden" ist hiermit gemeint, dass während der Vorbereitung Zutaten noch eine Stunde ruhen, bzw. ziehen müssen. Die zwei Stunden beziehen sich auf die Mindestruhezeit des gesamten Kuchens. Es wäre besser und vor allem weniger irritierend gewesen, die erste Ruhezeit der Vorbereitungszeit mit anzurechnen.
Doch das sind gestalterische Elemente, die für das eigentliche Thema und das Backbuch als solches völlig belanglos sind.

Denn insgesamt hält man mit "Zauberkuchen" ein fantastisches Backbuch mit einer äußerst originellen Idee in den Händen. Ein Teig, der am Ende einen Kuchen mit drei Schichten entstehen lässt, ist in der Tat "zauberhaft". Dieser Teig ist vielseitig abwandelbar und bringt durch unterschiedliche Beigaben von Obst, Aromen und Zutaten ganz unterschiedliche Kuchen hervor - die auch nicht immer süß sein müssen. Wer offen für Neues ist, gerne probiert und vor allem seine Gäste verzaubert, der sollte diese Kuchenrezepte unbedingt versuchen. Sie funktionieren wirklich! (Und schmecken natürlich ebenso zauberhaft.)

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: