Küssen kann man nicht alleine

von Max Raabe
Rezension von Stefan Cernohuby | 04. Mai 2012

Küssen kann man nicht alleine

Spricht man heute über Musik, gibt es heutzutage meist nur wenige verschiedene Genres, die jeder kennt und unterschiedlich gerne hört. Das sind vermutlich Rock, Pop, Hip-Hop, RNB, Jazz und Volksmusik. Doch es gibt Musiker, die sich ihre eigenen Nischen schaffen und Musik machen, die nicht nur anachronistisch zu sein scheint, sondern sich auch selbst nicht zu ernst nimmt. Max Raabe ist ein Künstler, den man getrost unter diese Kategorie einordnen kann. Sein Liederbuch zum neuen Album "Küssen kann man nicht alleine" haben wir als Rezensionsmuster erhalten.

Gleich vorab, Liederbuch bedeutet nicht, dass man uns ein Buch mit Texten zukommen hat lassen. Es handelt sich um eine Zusammenstellung aus Gitarrenakkorden, Klaviernoten und Texten. Arrangiert wurden die Lieder von Frank Speer, Satz und Layout stammen von Tilo Müller. Um dem Ganzen noch ein ansprechenderes Äußeres zu verleihen wurden auch einige Fotos mit eingefügt, die vermutlich auch im Booklet der CD enthalten sind.
"Küssen kann man nicht alleine", das titelgebende Lied, stellt gleich zu Beginn eine Herausforderung für den interessieren Pianisten oder Gitarristen dar. In Es-Dur geschrieben und auch im Original mit Klavier, hat man gleich ein flottes Lied mit witzigem Text und schrägem Gesang vor sich.
Bei "Ich bin nur wegen dir hier" ist textlich genauso witzig, allerdings musikalisch weit einfacher arrangiert. Das liegt allerdings unter anderem daran, dass im Original eher Streicher und Bläser dominant sind.
"Du weißt nichts von Liebe" ist sehr getragen gesungen und erinnert ein wenig an alte Peter Alexander-Arrangements. Im Gesamtbild mit den vorangegangenen Liedern eine gute Variation.
Als Agent präsentiert sich Max Raabe in "In geheimer Mission". Trotz fünf b-Vorzeichen und amüsantem Text kann das Lied leider nicht ganz so überzeugen.
Dagegen ist "Täglich besser" wieder eine gute Kombination aus Text und Musik, auch das Arrangement für Klavier und Gitarre ist hervorragend.
"Eifersüchtiger Mann" und "Krise" sind zwar beide ganz in Ordnung, eigenen sich allerdings nur bedingt, um sie selbst aufzuführen.
"Doktor, Doktor" ist dagegen wieder sehr amüsant und vielseitig genug für Instrumente und auch gesanglich sehr gut geeignet. Das folgende "Wenn ich du wär" schlägt dabei musikalisch in die gleiche Kerbe, ist allerdings nicht ganz so gut zur Aufführung geeignet.
Obwohl es "Mit dir möchte ich immer Silvester feiern" sogar als Single-Auskopplung gegeben hat, ist das Lied trotz gutem Arrangement ein wenig zu langwierig gestrickt, um Zuhörer wirklich mitreißen zu können.
"Krank vor Liebe" ist schon allein textlich so gelungen, dass man es einfach nur mögen kann. Auch die Noten sind sehr gut ausgearbeitet - sicher ein Highlight um es zu spielen, wenn man beim Spielen ernst bleiben kann.
Den Abschluss des Liederbuchs macht "Schlaflied". Zwar sind auch hier Text und Arrangement gelungen, jedoch ist es wohl kein Stück, das man tatsächlich jemandem als Schlaflied vorspielen wird.

Kritik zum vorliegenden Liederbuch fällt relativ schwer. Man kann höchstens ein Fazit zu den vorangegangenen Betrachtungen aller Lieder hinzufügen. Jedem, der Max Raabe und seine Art von Musik mag, darüber hinaus gerne Stücke von bekannten Musikern auf Klavier oder Gitarre spielt, kann man diesen Band nur ans Herz legen. Es handelt sich weder um hoffnungslos vereinfachte Versionen der bekannten Stücke, noch um übertrieben schwere Partituren. Natürlich muss man dazu bereit sein, etwas über 22 Euro dafür auszugeben. Doch Noten sind eben grundsätzlich nicht gratis und wahre Musikfreunde sind gerne dazu bereit, dafür Geld auszugeben.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2011
  • Umfang:
    50 Seiten
  • Typ:
    Heft
  • ASIN:
    3865436765
  • ISBN 13:
    9783865436764
  • Preis (D):
    22,5 €

Bewertung

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