Der Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges


Die Krisendekade 1608 - 1618
von Heinz Duchhardt
Rezension von Manfred Weiss | 25. August 2019

Der Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges

Aus der Geschichte lernen funktioniert nur, wenn man sie kennt. Oft steht bei Kriegen oder anderen historischen Ereignissen das Ereignis selbst oder der Anlass im Vordergrund, doch mehr noch kann man aus einer aus vielfältiger Perspektive betrachteten Entstehung lernen. Gleiches gilt auch für den Dreißigjährigen Krieg der Jahre 1618 bis 1648.

„Der Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges“ von Heinz Duchhardt beschreibt schwerpunktmäßig die politischen und sozialen Veränderungen in Europa im Jahrzehnt zwischen 1608 und 1618, das dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges vorangegangen ist. Die Darstellung teilt sich dabei in drei zentrale Themenbereiche. Einerseits die generellen sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen jener Zeit, andererseits die politischen und religiösen Akteure, die sie bestimmt haben und letztlich die verschiedenen involvierten Herrscherhäuser und Nationen. Alles mündend in der Frage, ob der Krieg unausweichliche Folge der historischen Umgebung war, oder ein vermeidbares fatales Ende.

Der Weg in den „Großen“ Krieg

Der Autor weist schon zu Beginn auf das reichlich zur Verfügung stehende Quellenmaterial zu der Zeit hin und entsprechend detailgenau ist das Buch auch recherchiert und geschrieben. In einem Ausmaß, dass es für den nicht wissenschaftlichen Leser schon ein Zuviel der Details sein kann. Nahezu in jedem Satz stecken Querverweise auf andere Personen, Ereignisse oder historische Fakten, die mehr oder minder mit dem Beschriebenen verknüpft sind. Das mag für den geschulten Historiker interessant sein, für den laienhaften Leser ist es jedoch teilweise überfordernd und nur schwer verarbeitbar. Um die Fülle auch nur annähernd aufnehmen zu können ist nahezu durchgängig ein mehrfaches Lesen erforderlich, selbst wenn man den angebotenen Verzweigungen zu anderen Themen, Personen oder historischen Ereignissen dann nicht folgt.

Religionskonflikte und Nationalismus

Auch die sprachliche Aufbereitung ist teilweise nicht einfach, wenn einem etwa Begriffe wie „eschatologisch“, „chiliastisch“ oder „apokalyptisch eschatologisch“ (alle auf Seite 223), um nur einige wenige Beispiele zu nennen, nicht gebräuchlich sind.
Spannend ist die ausführliche Darstellung des gesellschaftlichen und sozialen Hintergrunds am Ende des 16. und Beginn des 17. Jahrhunderts und ihr potentieller Einfluss auf das Entstehen der Kriegsbereitschaft. Wie viele historische Bücher wirft es die Frage auf, wie ein 400 Jahre in der Zukunft geschriebenes Buch unsere eigene Zeit wohl in Rückschau bewerten und darstellen wird. Auch vor dem Hintergrund, dass Nationalismus, Umweltveränderungen und religiöse Rivalitäten heute wie damals allzu gegenwärtige Faktoren waren und sind.
Das Buch ist formal aufgelockert durch Kupferstiche, Plakate oder andere grafische Darstellungen. Leider gehen diese aber im doch kleinen Buchformat etwas unter und sind nur schwer lesbar.

„Der Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges“ ist ein Buch, das sich mehr an ein fachkundiges Publikum wendet als an jemanden, der eine einfache und mehr generelle Darstellung zu Ursachen und Rahmenbedingungen der Entstehung des Dreißigjährigen Krieges sucht. Das Thema ist aber insgesamt sehr spannend und trotz der 400 Jahre, die mittlerweile vergangen sind, unverändert teils erschreckend relevant.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2017
  • Umfang:
    256 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783492057493
  • Preis (D):
    24,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Illustration: