Deadpool

Kopfsprung

von Victor Gischler
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Oktober 2010

Kopfsprung

Wirklich sehr viele Dinge sind Kopfsache. Allerdings ist das nicht zwangsläufig eine Aussage, die sich auf psychologische Aspekte bezieht. Im Gegenteil, denn meistens lassen sich wirklich ernste Probleme mit anderen Personen dauerhaft lösen, indem man deren Kopf vom Körper trennt. Dass dies allerdings nicht immer der Fall ist, wird in einem neuen Marvel-Comic klargestellt. Dieser, der gleichzeitig der erste Band der "Deadpool"-Reihe ist, trägt den Titel "Kopfsprung".

Jedem Leser ist bekannt, dass Deadpool in Stresssituationen nicht unbedingt logisch reagiert. So gibt er auch vorschnell seine Zusage, bei einer mehr als tödlichen Mission im Wilden Land teilzunehmen. Dort soll eine Biowaffe geborgen werden. Nachdem er gut durchgebraten und frisch gekleidet dort ankommt, trifft er auch seine Kontaktperson, die äußerst gut gebaute Dr. Betty Swanson. Äußerst subtil schleust Deadpool sich und die Dame nach einem kleinen Massaker in die geheimen Gefilde eines neandertaler-artigen Kopfjägerstammes ein, nur um dort herauszufinden, dass die Biowaffe nichts anderes ist, als der Kopf eines Zombie-Äquivalents seiner Selbst. Um von der Organisation A.I.M. sein wohlverdientes Geld zu erhalten, wäre es nun einfach Deadpools Aufgabe, den Kopf, der nur allzu untot ist und die gleiche Konversationsform bevorzugt wie sein lebendes Ich, zu einem vereinbarten Treffpunkt zu bringen. Leider gibt es verschiedene Interessengruppen. Die Kopfjäger wollen ihren Gott zurück (auch wenn er ein %&%$# ist), die gegnerische Organisation Hydra will ebenfalls Biowaffen entwickeln und ein riesiger Tyrannosaurus Rex mischt auch noch mit. Schließlich schafft er es doch, den Kopf zu übergeben. Doch dann kommt ihm, besser gesagt seinem zweiten Selbst, der Gedanke, dass ein Virus, der jedes Lebewesen auf der Erde in einen Zombie verwandeln würde, vielleicht doch keine so gute Idee wäre. Was bedeutet, Vollgas in die andere Richtung...

Wenn es einmal wirklich haarsträubend, abstrus, und extrem humorvoll werden soll, greift man besser nicht zu Batman. Deadpool ist an dieser Stelle eindeutig die bessere Wahl. Mit drei unterschiedlichen Persönlichkeiten ausgestattet, von denen die beiden letzteren der Hauptpersönlichkeit immer wieder ins Wort fallen, ist der Söldner mit (der großen) Schnauze alles andere als mundfaul. Da es in diesem Band zusätzlich noch ein zweites Zombie-Ich gibt, das ähnlich ausgestattet ist, kommt man aus den dummen Kommentaren überhaupt nicht mehr heraus. Davon einmal abgesehen ist die Geschichte unterhaltsam, herrlich unglaubwürdig und mit einer Anzahl an Anspielungen aus Film, Fernsehen und hauseigenen Comics versehen, dass man gelegentlich schon ins Grübeln kommt und in Extremfällen recherchieren muss, bevor man über einen Gag richtig lachen kann. Da es aber so viele von ihnen gibt und sie hauptsächlich klar ersichtlich sind, fällt das kaum ins Gewicht. Tolle Illustrationen von Bong Dazo ergänzen die amüsante Geschichte von Victor Gischler hervorragend und machen den Comic zu einem Geheimtipp. Allen Marvel-Fans kann das Werk wärmstens ans Herz gelegt werden. Man kann schon auf die Fortsetzung gespannt sein.

„Kopfsprung“ lautet der Titel des ersten „Deadpool“-Solobandes. Victor Gischler hat eine unterhaltsame und mit Anekdoten gespickte Geschichte geschrieben, die an Szenenkomik schwer zu übertreffen ist. Bong Dazo hat ideal dazu passende Illustrationen gezeichnet, was zusammen einen hervorragenden Comic ergibt. Alle, die Deadpool kennen, werden ohnehin zugreifen. Aber auch all diejenigen, denen er bisher noch fremd ist, sollten diese Chance wahrnehmen.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Band:
    1
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2010
  • Umfang:
    148 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • EAN:
    419193411695301
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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