Ork City

von Michael Peinkofer
Rezension von Stefan Cernohuby | 07. Mai 2021

Ork City

Orks sind als eher raue Zeitgenossen bekannt, die selten lange fackeln und auch eine raue Gangart an den Tag legen. Was kann man also von einem Roman erwarten, der „Ork City“ heißt? Man hat in jedem Fall große Erwartungen, da er von Michael Peinkofer stammt, der einem schon seit Jahren etwas andere Ork-Kost vorsetzt. Kein Wunder, dass man hier auf Spannung, Humor und einen Noir-Krimi hofft.

Tirgaslan ist eine Stadt, wie aus einem klassischen Krimi von Raymond Chandler. Nur dass sie von Orks, Zwergen, Menschen und allem dazwischen bewohnt wird. Einer davon ist Corwyn Rash, Domhor Sul. Oder Privatschnüffler, wie es bei den Milchgesichtern heißt. Er ist zu einem Viertel Ork, Ex-Soldat, Ex-Bulle und genau wie alle anderen privaten Ermittler hat er so seine Probleme mit Frauen. Als ihn Kity Miotara, ein prominenter und äußerst gutaussehender Star im Showgeschäft, dafür anheuert, ihren verschwundenen Manager zu suchen, hat Rash noch keine Ahnung, worauf er sich eingelassen hat. Nicht nur, dass er es mit einem Zwergensyndikat zu tun bekommt, es geht um uralte, verschwundene Elfenartefakte und Magie – etwas, an das Corwyn Rash keineswegs glaubt. Als jedoch plötzlich eine Sekte ihr Unwesen zu treiben beginnt, Blutopfer auf dem Programm stehen und ein altes Adelsgeschlecht mitmischt, ist Rash schon zu tief im Shnorsh, um ungeschoren davonzukommen.

Auf den ersten Blick erscheint „Ork City“ wie ein völlig neues Setting. Ein typisches, klassisches Noir-Konstrukt, in das eben mal Orks, Zwerge, Menschen und andere phantastische Zeitgenossen hineingesetzt wurden. Aber tatsächlich ist es die gleiche Welt, in der Michael Peinkofer bereits seine anderen Ork-Romane angesiedelt hat. Die Zeit verstreicht dort nicht überall gleich. So ist es möglich, dass sich die Welt weiterentwickelt und sich dann tatsächlich an zwei große Orkhelden namens Balbok und Rammar erinnern – obwohl jeder Leser die Heldenhaftigkeit zumindest eines der Beiden stark in Zweifel ziehen würde. Der Autor ist jedoch darüber hinausgegangen, nur die gleiche Welt zu verwenden. So haben einige Charaktere, allen voran natürlich Corwyn Rash, einen Namen, der einem Kenner von „Erdwelt“ bekannt vorkommt. Und da sind noch andere, deren Namen hier jedoch nicht genannt werden soll. Auf eines kann man sich als Leser mit Sicherheit einstellen: Auch wenn Rash nicht an Magie glaubt, vielleicht glaubt die Magie an ihn!
„Ork City“ ist spannend, an den richtigen Stellen blutig, humorvoll und hat genügend Noir-Inhalte, um nicht nur Fantasyfans zu begeistern. Der Roman schöpft sein Potenzial nicht voll aus, was möglicherweise aber auch Taktik ist. Denn wenn das Buch den Lesern zusagt, kann Peinkofer hier problemlos noch eines draufsetzen und eine Fortsetzung schreiben. Und wenn nicht, stehen ihm noch Jahrtausende an Vergangenheit und Zukunft zur Verfügung, über die er ebenfalls schreiben kann.

„Ork City“ ist eine wilde Mischung. Nicht rein Fantasy, nicht Noir und auch kein Werk, das einem bekannten Rollenspielsystem zugehörig ist. Michael Peinkofer hat den Roman irgendwo zwischen den Stühlen angesiedelt. Er skizziert Welt, stellt Charaktere vor und präsentiert ein Abenteuer, das Lust auf mehr macht, auch wenn die vorliegende Story noch einige Fragen offenlässt. Aber auch das wäre ein Grund, um ein weiteres Mal mit Corwyn Rash, Domhor Sul, durch die feuchten, dunklen Gassen von Tirgaslan zu stapfen.

Details

  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    01/2021
  • Umfang:
    368 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783492705547
  • Preis (D):
    17,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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