Madame le Commissaire

Madame le Commissaire und die tote Nonne

von Pierre Martin
Rezension von Emilia Engel | 12. Juli 2020

Madame le Commissaire und die tote Nonne

Madame le Commissaire hat ein gutes Gespür für Verbrechen und eine ausgeprägte  Intuition, die ihr zumeist recht gibt. Als sie durch Zufall bei einer Gartenbesichtigung mit ihrer Freundin den Tod einer Nonne mitbekommt, sagt Isabelles Instinkt, dass es kein Unfall gewesen ist - auch wenn die Gendarmerie vom Gegenteil ausgeht. Wieder einmal kann die Kommissarin nicht lassen und geht gemeinsam mit ihrem Assistenten Apollinaire Hinweisen nach.

Eine Nonne, die beim Kräutersuchen ausrutscht, ist ein tragisches Unglück, das niemanden kalt lässt. Allein die Tatsache, dass es sich um eine Nonne handelt, berührt die Menschen. Doch Isabelle Bonnet, die im kleinen Ort Fragolin ein Kommissariat für spezielle Angelegenheit leitet, vermutet sofort ein Verbrechen. Also nimmt die Kommissarin ihre eigenen Ermittlungen auf und versucht die Spur der unbekannten Nonne zurückzuverfolgen.  Schließlich führen sie die Ermittlungen in ein Kloster fernab der Zivilisation - im Massif des Maures. Das Monastère des bonnes soeurs ist denkbar abgelegen und nur noch wenige Nonnen bewohnen dieses Klosters. Isabelle hat hier eine harte Nuss zu knacken. Denn wer würde einer Nonne etwas zu Leide tun? Hat es etwas mit dem Kloster zu tun oder mit der Vergangenheit der Nonne? Isabelle und Apollinaire müssen in alle Richtungen ermitteln. Hinweise und Spuren zu finden erweist sich als schwer, doch Aufgeben kommt nicht in Frage. Isabelles Einblick in das Klosterleben wird tiefer als sie gedacht hatte. Was auch den Vorteil hat, dass sie abgelenkt ist von ihrem Gesundheitszustand. Denn seit Kurzem macht eines ihrer Beine schlapp, eventuell noch ein Überbleibsel des überlebten Bombenattentats. Isabelle müsste eigentlich schnell handeln und sich umgehend behandeln lassen, doch der Fall der toten Nonne lässt ihr keine Ruhe. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit.
Währenddessen hat Apollinaire in Fragolin noch ganz andere Sorgen. Doch möglicherweise kann des Bürgermeisters neue Idee ihm helfen - an den zentralen Hotspots Fragolins wurden Überwachungskameras aktiviert, sehr zum Missfallen der Bevölkerung.

Auch Band 5 der beliebten Reihe “Madame le Commissaire” ist wie die vorherigen Bände fesselnd geschrieben. Dieses Mal taucht der Leser gemeinsam mit der Protagonistin in das Klosterleben ein, dass Isabelle überraschend guttut - als Ort der Sammlung ohne Belästigung durch Mobiltelefone und dem stetigen Geräuschpegel einer Stadt. Der Leser erkennt, wie stark die Kommissarin unter Druck steht. Gesundheitlich, in Liebesdingen, aber auch der Fall der toten Nonne lässt sich nicht so leicht lösen. Das abgelegene Kloster als Ort des Verbrechens ist eine fabelhafte Idee des Autors, denn es bietet eine ganz eigene Atmosphäre.
Wichtiges Thema dieses Buches sind auch die Beschwerden mit Isabelles Bein. Die Protagonistin hat schon Schwierigkeiten damit klar zu kommen, denn in ihrer Freiheitsliebe und dem Drang sich zu beweisen, ist es unerlässlich, dass sie sich auf ihren Körper verlassen kann.
Faszinierend ist auch - und das nicht nur in diesem Band - die Anziehungskraft die Isabelle auf Männer ausübt. Männer wie Rouven oder der Bürgermeister Thierry, aber auch kurze Begegnungen mit anderen Männern, die ihr Avancen machen. Dass Isabelle anders ist als andere Kommissarinnen oder Frauen, ist kein Geheimnis. Dass sie ganz bewusst offen zweigleisig fährt und ihr Leben genießt - selbstbewusst und unkonventionell, macht sie zu einer besonderen Protagonistin, die vielleicht besonders die weiblichen Leser anspricht.
Der Nebenfall in diesem Buch ist in diesem Fall ein eher kleineres Verbrechen, das hauptsächlich Apollinaire beschäftigt, da seine Freundin Shayana als Opfer involviert ist. Nichtsdestotrotz ist auch dieser Fall spannend geschrieben, vor allem weil alle Episoden mit dem schrulligen, aber genialen Apollinaire für Leichtigkeit, Witz und Überraschungen sorgen.

Wer eine Sommerlektüre sucht - oder in diesem Fall eine ganze Krimireihe, die sich als Sommerlektüre eignet - macht mit diesem Buch und der Reihe insgesamt nichts falsch. Mit der wunderbaren Kombination eines Krimis und dem südfranzösischen, schönen Leben hat man die perfekte Mischung aus anspruchsvoller, unterhaltsamer Literatur aber auch genug Leichtigkeit, um das Gemüt des Lesers nicht zu beschweren.

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