Ein Fall für Lacroix

Lacroix und die Toten vom Pont Neuf

von Alex Lépic
Rezension von Emilia Engel | 03. Juli 2019

Lacroix und die Toten vom Pont Neuf

Paris kann auch anders! Wo tagsüber verliebte Paare entlang der Seine flanieren und Touristen gerne ihre Schnappschüsse machen, treibt des nachts ein Mörder sein Unwesen. Was zuerst wie eine Einzeltat aussieht, entpuppt sich schnell als eine Reihe von Morden. Zum Glück wird Commissaire Lacroix zu Hilfe gerufen. Wird er den Fall lösen können und Paris wieder zu einem sicheren Ort machen? Im ersten Band einer neuen Krimireihe dürfen wir uns auf jede Menge Paris und spannende Lesestunden freuen! 

Von seinen Kollegen wird Commissaire Lacroix liebevoll spöttisch auch Maigret genannt. Zugegeben, mit seinem Hut, dem Mantel und der Pfeife ist dieser Gedanke nicht abwegig. Schon seit zwei Jahrzehnten leitet Lacroix das Polizeikommissariat im fünften Arrondissement. Und das ziemlich erfolgreich, denn seine gute Arbeit ist legendär. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ihn die Kollegen aus dem ersten Arrondissement um Hilfe bitten. Ein ermordeter Clochard alleine ist zwar schlimm, doch würde er im Allgemeinen nicht für große Aufregung sorgen. Aber es bleibt nicht bei diesem einen Toten. Tags darauf wird ein weiterer Obdachloser tot aufgefunden. Die Presse spricht schon von einem Serienmörder und der oberste Polizeichef von Paris macht sich Sorgen um den guten Ruf der Stadt. Lacroix muss diesen Fall schnellstens lösen. Dass es sich bei den Toten um Obdachlose handelt, macht es für den erfahrenen Polizeikommissar nicht weniger furchtbar. Erste Verdächtige sind schnell ins Visier genommen, wie zum Beispiel ein kriminelles Brüderpaar, das dafür berüchtigt ist, das Leben der Clochards zu erschweren. Aber auch eine Mordserie aus den 1980er Jahren rückt in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Mit seinem gut eingespielten Team Rio und Paganelli folgt Lacroix den Spuren, die alles andere als eindeutig sind. Lacroix, der auf jegliche moderne Hilfe verzichtet - er besitzt weder ein Mobiltelefon und verweigert auch die Arbeit mit Computern - kann sich jedoch auf seinen Spürsinn verlassen. Aber auch auf die Hilfe seines Bruders, Pater Lacroix, der ihm eine große Hilfe bei den Ermittlungen ist, kann er zählen.

Alex Lépic ist mit diesem Kriminalroman eine Glanzleistung gelungen. Wir haben hier einen spannenden Krimi mit einem eigenwilligen und gerade deswegen sympathischen Commissaire als Protagonisten. Lacroix ist ein Mann der alten Schule, er ist ein guter Beobachter und ein schlauer Kopf. Auf jeden Fall ist Lacroix auch ein Genießer. Er liebt und lebt sein Paris mit Leib und Seele. Seine geliebte Stadt durchstreift er gerne zu Fuss und genießt den Anblick der alten Gebäude. Kulinarisch lässt er sich täglich in seinem Stammlokal verwöhnen, wo er sich mit anderen Stammgästen und der Besitzerin austauscht. Commissaire Lacroix ist jemand, der Menschen versteht und schnell durchschaut. Er wirkt wie ein klassischer Kriminalheld, der mit seinen eigenwilligen Kollegen ein stimmiges Gesamtbild abgibt. Die Kollegen des Kommissars sind interessante Charaktere, von denen man in weiteren Bänden hoffentlich noch mehr zu lesen bekommt.
Wer Autor Alex Lépic ist oder woher er kommt, lässt sich im Internet nicht herausfinden. Doch er (oder sie?) hat auf jeden Fall einen spannenden Kriminalroman geschrieben, dem hoffentlich bald eine Fortsetzung folgt. Es ist eine perfekte Mischung aus Savoir-vivre und Spannung. Die Atmosphäre von Paris, die der Autor so lebhaft und authentisch beschreibt, lässt das Fernweh im Herzen aufflammen und man sehnt sich nach der wunderschönen Stadt an der Seine. Chapeau!

Wer neue Lektüre im Bereich der Kriminalromane sucht, der eigenwillige, sympathische Protagonisten mag und eine Leidenschaft für Paris und das Pariser Leben hegt, muss dieses Buch unbedingt lesen! “Lacroix und die Toten vom Pont Neuf” bietet alles, was das frankophile Krimi-Leserherz sich nur wünschen kann.

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