Ein Fall für Lacroix

Lacroix und der blinde Buchhändler von Notre-Dame

von Alex Lépic
Rezension von Emilia Engel | 07. April 2022

Lacroix und der blinde Buchhändler von Notre-Dame

Das Geschäft eines Bouquinisten ist nicht einfach, denn mit Büchern kann man nicht mehr oft das große Geschäft machen. Viele verkaufen großteils nur noch Souvenirs. Doch es gibt sie noch - die Bouquinisten, die eine Leidenschaft für Bücher hegen und sie auch zu verkaufen wissen.
Als ein toter Bouquiniste aus der Seine gefischt wird, stellt sich die Frage: kann das wirklich ein Unfall gewesen sein oder steckt da mehr dahinter? Ob der berühmte Commissaire Lacroix auch diesen Fall lösen kann?

Es ist kurz vor den Osterfeiertagen und das Verbrechen scheint sich ebenfalls eine Pause zu gönnen. Doch lange dauert es nicht bis die Ruhe von einem Todesfall durchbrochen wird. Der oberste Polizeichef bittet Lacroix sich diesen Fall näher anzusehen, denn die Freundin des Toten ist sich eines Verbrechens sicher.
Bei dem Toten handelt es sich um einen  der Bouquinisten, die im Zentrum an den Ufern der Seine ihre Buden haben. Sie gehören zu dem Bild von Paris ebenso dazu wie der Eiffelturm oder Notre Dame. Doch das Image der Bouquinisten leidet sehr, denn mittlerweile gibt es viele Stände, die großteils nur noch Postkarten und Touristen-Nippes verkaufen, anstatt Bücher. Doch der tote Bouquinist war einer der alten Schule, dem Bücher heilig waren. Aber warum man diesen Mann töten sollte, ist dem Commissaire ein Rätsel.
Wie es der Zufall will hatte der Commissaire noch vor seinem Auftrag eine Begegnung mit dem berühmtesten der Bouquinisten in Paris, und zwar dem blinden Buchhändler namens Hugo. Etwas das Lacroix im Nachhinein noch Kopfzerbrechen bereitet, ist, dass ihm dieser Buchhändler völlig unbekannt war, obwohl dieser seit Jahrzehnten eine Legende ist. Doch jeder in der Stadt kennt den blinden Bouquinisten und scheint Geschichten und Gerüchte über ihn zu wissen, auch seine Frau Dominique und seine gute Freundin Yvonne.
So taucht Lacroix ein in die Geschäfte und Leben der Bouquinisten und findet dort so einiges - Kameradschaft, Treue, aber auch Intrigen, Gier und mehr.
Es ist kein leichter Fall für den berühmtesten Commissaire von Paris. Zudem ist sein Stammlokal wegen Renovierung geschlossen und er muss auf seinen liebsten Ort zum Essen und Nachdenken verzichten. Keine gute Ausgangsbasis für eine zufriedenstellende Ermittlung.

Alex Lepic, das Pseudonym des deutschen Autors Alexander Oetker, ist mit seiner Figur des "Lacroix"  ein großer Erfolg gelungen. Nun ist bereits der fünfte Band erschienen, in dem der Autor seine Leser und Leserinnen nach Paris entführt. Mit großer Liebe und einem guten Blick für Details bringt er uns sein geliebtes Paris nahe, die Architektur, aber auch die Gaumenfreuden und das ganze Pariser Flair. Während der Lektüre bekommt man eindeutig Fernweh und sieht sich selbst schon förmlich durch die Stadt wandeln.
Lacroix ist ein Charakter, der dem Leser über die letzten Bände schon sehr ans Herz gewachsen ist. Seine Vorliebe für gutes Essen, seine Angewohnheit Pfeiffe zu rauchen, alle Strecken zu Fuß zu gehen und dabei die Stadt zu genießen, alle modernen Geräte wie Computer und Handy abzulehnen - all das macht unseren Protagonisten aus. Lacroix ist ein erfahrener Ermittler der alten Schule.
"Lacroix und der blinde Buchhändler" hat mit seinem Sujet der Bouquinisten wieder ein ganz tolles Thema. Als Paris- und Bücherliebhaber ist man hier genau an der richtigen Stelle. Denn wer denkt bei dieser Lektüre nicht daran, verträumt am Ufer der Seine zu spazieren und dabei in Büchern zu schmöckern?
Wie immer ist der Krimi in einem gemächlichen, aber fesselnden Stil geschrieben, der den ihm eigenen Charme ausmacht. Mit einem wehmütigen Auge liest man die letzten Seiten und wünscht sich mehr. Doch trotz der relativen Kürze der Romane sind die Geschichten in sich immer genau richtig, wie sie sind - spannend, unterhaltsam und in sich abgeschlossen.

“Lacroix und der blinde Buchhändler von Notre-Dame” ist eine Empfehlung, die man vielen Lesern und Leserinnen ans Herz legen kann. Für Krimifans, aber auch für Parisliebhaber ist dieser Kriminalroman ein absolutes Muss. Doch auch für jene, die es einfach schätzen einen Protagonisten zu haben, der anders ist und dennoch sympathisch und Stil hat, ist diese Reihe im allgemeinen sehr zu empfehlen.

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