Eklipse

von Andreas Brandhorst
Rezension von Stefan Cernohuby | 25. August 2019

Eklipse

Es gibt Worte, die verschiedene Bedeutungen haben können. Eine Eklipse stellt ein solches Beispiel dar. Sie kann einerseits für die Bedeckung eines Himmelskörpers durch einen anderen stehen – bekannt durch Sonnen- oder Mondfinsternis -, oder aber auch das Stadium der Virusreplikation nach der Infektion einer Zelle. Andreas Brandhorst hat mit „Eklipse“ einen Roman veröffentlicht, der mit beiden Bedeutungen des Wortes spielt.

Als die Besatzungsmitglieder der Crew der „Eklipse“ aus ihrem Kälteschlaf erwachen, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Nicht nur, dass ein Besatzungsmitglied offenbar schwer verletzt wurde und wieder im Tiefschlaf liegt, es gibt auch eine Beschädigung der Hülle. Schnell stellt sich heraus, dass an Bord des Schiffs offenbar ein Wesen namens Spike war, das sich aus dem Lager befreit hat. Dabei handelt es sich um einen außerirdischen Organismus, der beinahe unzerstörbar ist und sich wie eine Virenzelle vermehren kann, wenn er die richtigen Bedingungen vorfindet. Bedingungen, die ein Planet wie die Erde bieten könnte, zu der sie gerade reisen. Doch auch die Erde ist nicht das, was die Reisenden erwarten. Denn nach ihrem Empfinden waren sie gerade einmal 50 Jahre unterwegs. Tatsächlich scheinen Jahrtausende vergangen zu sein. Die Kontinente sind verschoben und technologisch ist alles auf einem völlig falschen und veralteten Stand. Irgendetwas Schlimmes ist vorgefallen. Eine Situation, in der die Crew der Eklipse auf lokale Machthaber und ein geheimnisvolles Mädchen namens Rebecca trifft, die mit Steinen sprechen kann. Was aber wirklich hinter dem Ganzen steckt, bleibt lange verborgen...

Es ist sicher eine der menschlichen Urängste, zu seinem Zuhause zurückzukehren und dort nichts mehr wiederzuerkennen, beziehungsweise auf niemanden mehr zu treffen, der einen selbst wiedererkennt. Beides ist hier der Fall, was die Charaktere im Buch vor eine ziemliche Herausforderung stellt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie ein reguläres Frachtschiff sind, wenn auch mit brisanter Ladung, und dann mit einer der gefährlichsten Bedrohungen des Alls konfrontiert werden. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt bleiben alle Hintergründe nebulös, danach klärt der Autor das Dilemma zumindest rudimentär auf. Und genau hier liegt der Schwachpunkt des Romans. Die Situation ist nichts, was man logisch, technisch oder mit storytechnischen Kniffen „einfach so“ auflösen kann. Das ist gerade im Bereich Science-Fiction und insbesondere für die Hardcore-Fans problematisch. Auch die Tatsache, dass der Autor in den vorangegangenen Jahren sowohl mit seinen Nahzukunfts-Romanen als auch mit dem Genre Space-Opera punkten konnte, spielt ihm hier nicht in die Karten. Denn man hätte von dem Werk einfach mehr erhofft, mehr erwartet. Insofern ist „Eklipse“ zwar kein schlechter Roman, aber nur durchschnittliche SF-Kost. Und gerade das schmerzt die Leser etwas. Denn ein mittelprächtiger Brandhorst ist eher selten.

„Eklipse“ ist ein Science-Fiction-Roman von Andreas Brandhorst, der nicht nur mit einigen Urängsten der Menschen spielt, sondern seine Protagonisten auch mit einer nahezu unlösbaren Problematik konfrontiert. Leider ist die Auflösung derselben nicht wirklich so geglückt, wie man es vom Autor erwartet. Hauptsächlich deshalb ist das Werk nicht ganz auf dem Niveau bisheriger Romane, sondern insgesamt eher mittelmäßig. Als SF-Lektüre für Zwischendurch ist es jedoch dennoch geeignet.

Details

Bewertung

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