Morbus

Der Schlächter von Simmering

von Werner Skibar
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. August 2020

Der Schlächter von Simmering

Manche behaupten, der Wiener Zentralfriedhof wäre zwar nur halb so groß wie Zürich, aber dafür doppelt so lustig. Fakt ist, dass es dort eine Menge Toter gibt. Und wenn Werner Skibar ein Buch namens „Der Schlächter von Simmering“ schreibt, das zum Teil am Zentralfriedhof spielt, kann man in jedem Fall davon ausgehen, dass es nicht nur um „alte Leichen“ gehen wird.

Gestorben wird immer, besonders in Wien. Mit Grant, mit Genuss und morbide, wie man eben ist. So wie aber die Andrea Reiter das zeitliche gesegnet hat, wünscht man das eigentlich keinem. Als Detektiv Bernd Waidmann den Fall übernimmt, ist noch nicht klar, ob es sich dabei um ein übernatürliches Verbrechen handelt, das auch seine Geheimorganisation BASILISK betreffen könnte, die das Wien der 1980-er Jahre vor dem Unbekannten und Monströsen beschützt. Doch die Sache wird schnell komplizierter. Es geht mit Seherin Petra und Magier Thomas nicht nur durch die Szenelokale Wiens, sondern wird noch etwas Schlüpfriger. Denn ein altes Pornokino verbirgt tatsächlich noch einen ganz anderen Club, in dem die Dinge etwas anders laufen und eine Undercover-Ermittlung schnell zu einer Gefahr für Leib und Leben wird – wenn die Seele nicht schon verloren ist. In jedem Fall wird weder mit Magie, noch mit 1980-er Jahre-Insidern gespart, während man auch allerlei Grauslichkeiten und Wienern begegnet.
Danach gibt es noch eine Kurzgeschichte „Zugfahrt des Grauens“ und einen kleinen Exkurs über die Entwicklung der Jugendkultur in Wien.

Werner Skibar, auch bekannt als Charly Blood, spart im vorliegenden Band weder mit genauen Beschreibungen von Gräueltaten, noch hält er sich mit anderen Grauslichkeiten zurück. Das ist dem pulpigen Genre aber nur angemessen und auch genau so auf die Zielgruppe abgestimmt. Triggerwarnungen findet man am Werk keine, aber sowohl der Titel, als auch der sehr eindeutige Klappentext sollten hoffentlich klarmachen, dass das kein Buch für Zartbesaitete ist. Es rennt der Schmäh, die Prolos spielen sich auf, die Machos versuchen sich wichtig zu machen und werden dann relativ einfach von einem Gruftie-Girl übertölpelt. Man findet sich in einem Destillat aus all dem wieder, was Wien in den 1980-ern ausgemacht hat, gemixt mit Horror, Pulp und vielen Anspielungen. Wenn der „Harry“ Teufel es mal wieder Schwefeln lässt, fragt man sich wirklich, ob die Hölle Wien nicht doch näher ist, als man glaubt. Kennern kann man den aktuellen Band in jedem Fall empfehlen, Quereinsteiger sollten gewarnt sein: Es gibt andere Welten als die, die man gewohnt ist. Wien in den 1980-ern zum Beispiel. Ansonsten kann man nur viel Spaß wünschen.

„Der Schlächter von Simmering“ ist der fünfte Band der Reihe „Morbus“ von Werner Skibar. Klassischer Pulp, mit einigen urwienerischen Ausflügen und einer Menge 1980-er-Flair kennzeichnen auch das aktuelle Werk. Das könnte für einige Leser fast ein wenig zu viel sein, weswegen es sich lohnt, Titel und Klappentext zu berücksichtigen. Denn ohne Monster, Leichen und Eingeweide geht es auch diesmal nicht ab. Kenner der Reihe werden mit diesem Band aber wieder ihren Spaß haben.

Details

Bewertung

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  • Erotik:
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