Morbus

Morbus, Band 1-4

von Zöe Angel, Charly Blood
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. Februar 2017

Morbus, Band 1-4

In alten Städten gibt es naturgemäß mehr Hinterlassenschaften der Vergangenheit als in jungen. Und gerade in Wien gibt es eine Menge Staub und Schutt der Geschichte, in dem man wühlen kann und in dem sich möglicherweise Dinge verbergen, die man gar nicht erwartet hätte. Zoë Angel & Charly Blood haben die Reihe „Morbus“ ins Leben gerufen, die in allerlei unterschiedlichen Medien erschienen ist. Wir haben uns einen Querschnitt derselben angesehen und beschlossen einen gemeinsamen Artikel dazu zu schreiben.

Man sollte seine Finger von Nixen oder Donauweibchen lassen, das müssen einige Herren im ersten Band der Reihe Mitte der 1980er herausfinden. Denn wer eine Tochter des Donaufürsten schlecht behandelt, bekommt es mit diesem und seinen Donauleichen zu tun.
Mitten ins Geschehen stolpern dabei Privatdetekiv Bernd Waidmann und das Grufti-Mädchen Petra Jesselmaier und werden erstmals mit Übernatürlichem konfrontiert. Unter anderem auch mit dem Café Zeitstop.
Ein Kontaktmann von Bernd namens Harry Teufel lädt beide wenig später zu einem geheimen Treffen ein, bei dem zuerst einmal aber nur Petra auftaucht. Sie macht Bekanntschaft mit Harrys Organisation BASILISK, und auch mit einem mörderischen Clown, der Kinder entführt und quält. Neben dem Kampf gegen dieses Übel wird auch Grimm vorgestellt, das lebende Skelett.
Es müssen nicht immer Werwölfe sein, vor allem im Tiergarten Schönbrunn. Das ist etwas, das eine Gruppe alter Damen herausfinden muss, die der Reihe nach offenbar von einer reißenden Bestie ermordet werden. Das Team von BASILISK nimmt sich der gefährlichen Aufgabe an, die Kreatur zu fangen.
Lebende Puppen sind nicht sehr häufig. Dass Max eine Schwester hat, die irgendwann böse geworden ist, weiß außer Grimm kaum jemand. Doch offenbar versucht die bereits erwähnte Schwester namens Amanda in der Wiener Unterwelt ganz nach oben zu kommen. Dass dabei unter anderem ein Golem und ein als Goofy maskierter Killer auftauchen ist offenbar im Rotlichtmilieu nicht ganz ungewöhnlich.

Die Reihe Morbus ist in unterschiedlichen Versionen und Medien erschienen. Wir haben uns mit einer eBook-Version von Band 1, einem Heft von Band 2 und einem Zweiteiler in Buchform für Band 3 und 4 auseinandersetzen dürfen – plus einer Bonusgeschichte, die bis in die 1940er zurückgeht. Man merkt jedoch auch, dass die Reihe im Grunde nicht als eBook gedacht ist, besonders, wenn man sich Layouts, Einschübe und Grafiken in den Heften ansieht. Auch in Buchform fehlen diese, bis auf die Autorenvorstellungen von Zoë Angel & Charly Blood, beziehungsweise sogar deren bürgerlichen Manifestationen, auf die im Doppelband erstmals Licht geworfen wird – düsteres, schummriges Licht, aber immerhin.
Die Geschichten selbst strotzen vor Lokalkolorit: das U4, der Donaukanal, der Wurstelprater und einige andere Handlungsorte sind bekannt in Wien. Da die Handlung in den 1980ern angesiedelt ist geht es um andere Dinge als heute. Gruftis, Falco, Babystrich und eine ganze Menge Kiberer in Wien, die alle im Dunkeln tappen. Zum Glück gibt es die Protagonisten der Handlung, die ihnen dabei zur Hand gehen, was nicht immer ungefährlich ist.
Die Handlung bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Pulp, Splatter und Horror – inkludiert jede Menge historischer Popkultur und ist daher Österreichern und vor allem Wienern über 30 zu empfehlen. Ob andere so viel mit den Werken anfangen können, muss man leider in Frage stellen.

„Morbus“ ist eine bei Evolver Books erschienene Reihe von Zoë Angel & Charly Blood, die in verschiedenen Genres wildert, aber hauptsächlich humorvollen Horror im Wien der 1980er präsentiert. Alle Einheimischen dürfen daher dank der Einbringung realer Orte und Persönlichkeiten, sowie der vielen Anspielungen noch einen Stern zur Bewertung dazuzählen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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