Gott im Unglück

von A. Lee Martinez
Rezension von Stefan Cernohuby | 22. Januar 2013

Gott im Unglück

Dass Menschen den unterschiedlichsten Glaubenssystemen anhängen und sich auch die jeweiligen Gottheiten deutlich voneinander unterscheiden ist allgemein bekannt. Aber wenn man noch einen Schritt weiter geht und die Verehrung der Götter auch unmittelbar Gaben oder Strafe zur Folge hätte, wäre das tägliche Leben definitiv anders. Von einem solchen Szenario handelt A. Lee Martinez` neuer Roman "Gott im Ungück".

Phil ist frustriert. Er führt ein angenehmes Leben, hat eine Frau die ihn liebt und einen Job, den er gerne macht. Trotzdem findet er es ärgerlich, dauernd im Leben von anderen minder qualifizierten Leuten ausgebremst zu werden, nur weil er keinen Gott hat.
Denn es ist relativ einfach. Ein kleiner Schrein, ein paar Opfergaben und schon zieht der Kollege, der eigentlich nur an zweiter Stelle gewesen wäre ins neue Büro um - mit Beförderung und Gehaltserhöhung.
Seine Frau Teri hat schlechte Erfahrungen mit Göttern, schließlich wurde ihr Vater von einem getötet. Aus diesem Grund stimmt sie erst zu, sich einen Gott zu "suchen", als ihr der Zufall wieder einmal vor Augen führt, wie ungerecht das Leben sonst sein kann. Also setzen Phil und Teri sich vor den Computer, öffnen die Website Pantheon.com und wählen nach längerem überlegen Luka, den Gott des Glücks und des Wohlstands aus. Der waschbärköpfige Glücksgott stellt sich allerdings ziemlich anders dar als erwartet. Zum einen legt er wenig Wert auf Förmlichkeiten, zum anderen zieht er bei ihnen ein. Tatsächlich ändert sich die Situation der beiden rasch, nachdem sie die ersten Anfangsschwierigkeiten überwunden haben. Ihr steigendes Glück ist einige Unannehmlichkeiten wert - denken sie zumindest solange, bis das Chaos losbricht. Denn was sie nicht wissen, ihr Gott befindet sich seit Jahrhunderten in einem geheimen und äußerst illegalen Heiligen Krieg gegen den Chaos- und Blutgott Gorgoz. Eine Situation, in der es nicht unbedingt hilft, dass sich Teris beste Freundin Hals über Kopf in eine Beziehung mit Luka alias "Lucky" gestürzt hat. Nun heißt es nur noch zu versuchen, im göttlichen Streit nicht unter die Räder zu kommen...

Man greift kaum zu einem Werk von A. Lee Martinez, wenn man seine Phantasie und satirischen Qualitäten nicht kennt. Auch in "Gott im Unglück" - übrigens wieder einmal eine äußert schwache Übersetzung von "Divine Misfortune" - kann er mit seiner Hauptwaffe, dem Humor, wieder punkten. Darüber hinaus schafft er es sowohl überraschend sympathische Götter einzubringen als auch eine mehr oder weniger abstruse Welt glaubwürdig zu skizzieren. Zwar kann man dem Roman nicht wirklich viel Tiefgang attestieren, wer allerdings bei Thema und Hauptcharakter (Waschbär-Gott des Glücks feiert Partys und trägt Hawaiihemden) solchen erwartet, ist mit diesem Buch ohnehin falsch bedient. Was geliefert wird ist eine unterhaltsame Geschichte, lustige Sprüche und eine ganze Menge witziger Haupt- und Nebencharaktere. Da das Buch darüber hinaus trotz beinahe 400 Seiten unter 10 Euro kostet, kann man getrost von einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen. Allen Fans und Liebhabern satirischer Fantasy oder Satiren allgemein kann dieser Roman wärmstens ans Herz gelegt werden. Er wird sicher nicht enttäuschen.

"Gott im Unglück" von A. Lee Martinez ist definitiv kein Roman, der sich selbst zu ernst nimmt. Doch da dies das bewährte Erfolgsrezept des Autors ist, das bereits in Form von vielen unterhaltsamen Romanen das Licht der Welt erblickt hat, wissen Eingeweihte bereits, was sie erwartet. Eine mehr oder weniger abstruse Handlung, witzige Charaktere und amüsante Sprüche, soweit die Seiten reichen. Ein Buch, das man nur empfehlen kann.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    11/2012
  • Umfang:
    400 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3492267521
  • ISBN 13:
    9783492267526
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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