German Kaiju

von Markus Heitkamp (Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. März 2019

German Kaiju

Die Anthologie ist im deutschsprachigen Raum eine eher vernachlässigte Kunstform. Zumindest, wenn es um die Nachfrage geht, denn das Angebot ist ja relativ breit gefächert. Hier ist der Leseratten Verlag ein erstaunliches Wagnis eingegangen. Er hat eine hochwertig verarbeitete Anthologie mit Illustrationen zu einem Randthema veröffentlicht. Diese trägt den Titel „German Kaiju“, handelt von gewaltigen Monstern in Deutschland und wurde von Markus Heitkamp herausgegeben.

Weiß man als Leser nicht, worum es geht, muss man sich erst mutig durch drei Vorworte (Experte Detlef Claus, Herausgeber Markus Heitkamp und Verleger Marc Hamacher) kämpfen, bevor Thomas Heidemann mit seiner Geschichte für einen zünftigen Auftakt sorgt. „Nakama, der Schrecken vom Mond“ erzählt von sich offenbarenden Nazis, einem Umsturzversuch und nicht zuletzt einer gewaltigen Kampfmaschine, die beinahe unaufhaltsam ist.
Bei Wolfgang Schroeder weiß man sofort, dass er aus Berlin stammt. Denn nur dann kann man einen derartigen Hass auf einen Flughafen in Bau entwickeln, um unter ihm so gewalttätige Würmer zu platzieren.
Bei Tom Daut ist ein Monster nicht genug. Denn der Kreatur Kyrillion wird ein Gegner entgegengestellt, der mindestens genauso zerstörerisch ist – obwohl der innere Antrieb ein anderer ist.
Torsten Scheib denkt an den Planeten. Da weiß man gleich, dass eines unserer größten Produktionsgüter Müll ist. Und dann ist es eigentlich auch kein Wunder, dass der Müll irgendwann intelligent wird und zurückschlägt.
Thomas Williams Charaktere haben nicht viel zu lachen. Sein Protagonist landet bei einer Hilfsaktion in Bielefeld – die Stadt gibt es also tatsächlich. Doch was es dort noch gibt ist ein gewaltiges Monster, vor dem er mit einem egozentrischen Lottogewinner fliehen muss.
Hannah Nolden und Markus Heitkamp lassen Mutant X auf Schiffe und Menschen los. Doch das ist wohl erst der Anfang.
Simona Turini konfrontiert ihren Protagonisten nicht nur mit einem gewaltigen Spinnenläufer sondern auch mit unbewusster Mitverantwortung. Eine große Herausforderung wartet auf alle Beteiligten.
Ein völlig unbekannter, aber offenbar gewalttätiger Autor namens Finley „Gun“ McKinley lässt ein Wesen namens Saibotorus als programmierte Waffenplattform testen. Doch der Test geht nach dem Angriff eines gewaltigen Riesenwelses komplett schief.
In der letzten regulären Geschichte durchbricht Markus Kastenholz nicht nur die vierte Wand, er nennt auch gewisse alte, dunkle und sehr feuchte Götter Plitsch-Platsch. Und wenn dann plötzlich Herausgeber und Verleger in der Geschichte vorkommen, geht bestimmt alles den Bach hinunter.
Doch es gibt eine Zugabe. In einem Umschlag hat Christian von Aster die Notfallinstruktionen eines 99-jährigen Japaners übersetzt und erklärt die wahren Hintergründe des Big G, der Atomlobby und enthüllt Geheimnisse, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.

Anthologien haben Vor- und Nachteile. Meist haben nicht alle Geschichten die gleiche Qualität. Das bedeutet gleichzeitig, dass man eine nicht so gute Geschichte schnell wieder hinter sich lassen kann und sich der nächsten widmen. Was hier definitiv passt ist der optische Eindruck und die Liebe zum Detail, mit der das Werk erstellt wurde. Illustrationen, Briefumschlag mit ebenfalls toll designtem Inhalt – perfekt. Auch die Monster passen dazu und werden jeden Fan von Godzilla und Konsorten begeistern. Allein, die Geschichten tun es nicht uneingeschränkt. So wirklich überzeugen kann nur ein Drittel, zweites Drittel ist mittelmäßig. Und dann gibt es da noch einige Autoren, die den Klamauk vielleicht etwas zu wörtlich genommen haben, auch wenn kein Godzilla-Dropkick dabei war. Ja, es gibt die eine oder andere Perle. Ob das jedoch einen interessierten Gelegenheitsleser zufrieden stellen wird, ist bei 18 Euro Preis zumindest zu bezweifeln. Kaiju- oder Godzilla-Fans können dem Werk als Gesamtpaket sicher mehr abgewinnen.

Auch ohne sich jetzt besonders für japanische Fernsehmonster zu interessieren wirkt das von Markus Heitkamp herausgegebene und im Leseratten Verlag erschienene Werk „German Kaiju“ sehr hochwertig produziert. Toller Einband, tolles Cover, schöne Illustrationen. Das Ganze ist einem Thema gewidmet, das eher für sehr spezielle Filmfans interessant ist. Und leider sind die Geschichten ein wenig durchwachsen. Gerade wenn da Drumherum so gut passt, ist es ein wenig schade, wenn nur etwa ein drittel der Erzählungen komplett überzeugt. Aber vermutlich war das bei der „Handlung“ der meisten Godzilla-Filme genauso – und daher muss man das einfach akzeptieren.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration: