Eishauch

von John Farrow
Rezension von Janett Cernohuby | 12. März 2009

Eishauch

Einen Thriller vor dem Hintergrund zweier rivalisierender Banden zu schreiben, ist keine neue Idee. Ebenso wenn die Handlung in Montreal, Kanada spielt. Dennoch kann der Unterhaltungsfaktor solcher Werke sehr unterschiedlich sein. Wo der eine Autor zu viele Fakten einbringt und damit der Handlung die Spannung nimmt, kann ein anderer vielleicht tatsächlich einen fesselnden Roman fabrizieren. Ob eine solche Theorie aber zutrifft, lässt sich nur herausfinden, wenn man einen entsprechenden Roman zur Hand nimmt. Dies taten wir und wählten dafür John Farrows Erstlingswerk "Eishauch".

Die neue Spezialeinheit Montreals, die gegen die Hells Angels vorgehen soll, interessiert Detective Emil Cinq-Mars herzlich wenig. Er lehnt ein Angebot, bei dieser Sondereinheit zu arbeiten, mit den Worten ab, er würde sich lieber auf die klassischen Delikte, wie Raub, Diebstahl und Hehlerei konzentrieren. Zudem ist er ein Einzelkämpfer und kann im Team nur schwer arbeiten. Tatsächlich ist Emil Cinq-Mars einer der besten Polizisten Montreals, der sich durch seine ganz eigene Art zu arbeiten - und einen geheimen Informanten - einen Namen gemacht hat. Doch dieser Informant wird an Heiligabend tot aufgefunden. Um seinen Hals hing ein Schild mit einer Botschaft für Cinq-Mars. Der Detecitive ist nicht nur betroffen von diesem grausamen Mord, er will die Verantwortlichen auch zur Strecke bringen. Doch der Fall erweist sich als ziemlich große Geschichte, die von Mord über Autoschieberei bis hin zu den Hells Angels zu reichen scheint. Um Cinq-Mars baut sich ein Netz aus Intrigen und Verschwörungen auf, die scheinbar auch vor den Reihen der Polizei keinen Halt macht. Denn nachdem festgestellt wird, dass Informationen über Verbrechen ganz gezielt vernichtet wurden, wird der Verdacht geweckt, dass unter den Polizisten ein Verräter steckt. Cinq-Mars ist auf der Hut, weiß, dass er niemandem vertrauen kann, findet jedoch in seinem neuen Kollegen und einem Reporter hilfreiche Verbündete.

"Eishauch" ist ein Thriller, der aus einer scheinbar banalen Handlung eine große Geschichte werden lässt. Alles beginnt mit einem Mord, gefolgt von den daraus folgenden Ermittlungen. Zwei weitere, anfangs selbstständige Handlungsstränge beginnen und schließlich formt sich alles zu einem großen Gesamtbild, welches den Leser in seinen Bann zieht. John Farrow ist es in seinem Debütroman hervorragend gelungen, eine spannende Handlung aufzubauen, die weniger auf die exzessive Darstellung von Brutalität, Verbrechen und dessen Aufklärung abzielt, sondern durch seine Sprache und Art der Erzählung überzeugt. Dafür bedient sich der Autor ganz gewöhnlicher aber dennoch entscheidender Elemente. Allem voran verwendet er einen Protagonisten, der gerade durch seine Kauzigkeit und Verschrobenheit aus der Menge hervorsticht. Er ist keiner der klischeehaften Ermittler, die heldenhaft ihre Arbeit tun. Vielmehr beruht sein Erfolg darauf, dass er gelernt hat, abzuwarten und die Dinge genau zu beobachten. Außerdem hat er einen Informanten, der ihm stets zur richtigen Zeit den entscheidenden Tipp gibt. Emil Cinq-Mars ist kein perfekter Held, weswegen er dem Leser aufgrund seiner Authentizität auch schnell ans Herz wachsen wird.
Als nächstes stilistisches Mittel verzichtet der Autor auf Superverbrechen, sondern greift auf "bodenständige" Gesetzesübertretungen zurück. Erst nach und nach wird dem Leser das Ausmaß dieser scheinbar kleineren Delikte bewusst, als die Verbindung zu den Hells Angels immer deutlicher wird. Somit kann John Farrow am Ende doch noch mit einem Superverbrechen aufwarten, stellt es aber nicht so überbetont dar.
Natürlich ist auch - oder gerade - die Erzählweise ein bedeutender Faktor, der die Handlung so spannend und fesselnd werden läst. Seine Sprache ist simpel, aber dennoch anspruchsvoll gehalten. Zudem fängt er mehrere, voneinander unabhängige Handlungsstränge an, die erst nach und nach miteinander verschmelzen und so dem Leser schrittweise ein Gesamtbild offenbaren.

Somit ist "Eishauch" von John Farrow ein hervorragender Thriller, der zwar mit einer eher banal wirkenden Handlung aufwartet, aber seine Leser dennoch rasch in den Bann zu ziehen versteht. So darf man nicht nur auf weitere Werke John Farrows gespannt sein, sondern auch auf die angeblich geplante Verfilmung des vorliegenden Buches.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2009
  • Umfang:
    587 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426635148
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung