Ein halbes Herz

von Sofia Lundberg
Rezension von Emilia Engel | 06. April 2020

Ein halbes Herz

Elin ist eine erfolgreiche Starfotografin aus New York. Mit ihrem außerordentlichen Talent schafft sie es Menschen und Szenen ins rechte Licht zu rücken. Doch obwohl sie selbst eine wunderschöne Frau ist, zieht sie es vor, selbst immer hinter der Linse zu bleiben - dort wo sie niemand sehen kann. Niemand weiß von Elins Vergangenheit. Ihre schwierige Kindheit in Schweden hält sie selbst vor ihrem Mann Sam und ihrer erwachsenen Tochter Alice geheim. Doch ein Brief ändert alles und die Vergangenheit droht Elin zu verschlingen…

Es ist ein Brief, der Elin wieder an ihre Vergangenheit denken lässt. Ein Brief, der ihr Herz schneller zum schlagen bringt, der aber auch alte Wunden aufreißt. Wie so oft kommt er im denkbar ungünstigsten Moment, denn Elins Ehe steckt in einer Krise. Denn trotz ihrem Talent für das Betrachten von Dingen und dem Fotografieren, ist sie anderen Dingen gegenüber blind. Nichts scheint die erfahrene Frau an ihr Herz heranzulassen. Obwohl es in ihr nur so brodelt voller Gefühle, wirkt sie anderen gegenüber kalt und unnahbar.
Immer mehr Teile der Vergangenheit drängen in ihr Bewusstsein. Die hartherzige Mutter, die Armut und die Angst, die ein Teil ihres Lebens war. Aber es gibt auch schöne Erinnerungen. Ihr bester Freund Frederik, mit dem sie Stunden am Strand verbringen konnte, eine liebe Nachbarin, die sie immer mit Saft, Keksen und ihren geliebten Büchern versorgte. Doch es gibt da auch diese große Schuld, die auf Elin lastet, die dafür sorgte, dass sie nie wieder einen Fuß in ihre alte Heimat setzen wollte.
Aber nun ist es Zeit, an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Wenn sie ihr Leben im Jetzt glücklich führen möchte, bleibt Elin nichts anderes übrig, als ihrer Vergangenheit entgegenzutreten und mit ihr ins Reine zu kommen.

“Ein halbes Herz” ist der neueste Roman der schwedischen Autorin Sofia Lundberg. Mit ihrem Debütroman “Das rote Adressbuch” ist sie bekannt geworden. In ihrem neuen Roman erzählt Sofia Lundberg von einer Frau um die 50, die eine glänzende Karriere als Fotografin gemacht hat. Doch die Protagonistin Elin lässt kaum jemanden an ihr Herz. Zu viel Schmerz, Schuld und schlechte Erinnerungen quälen die Frau und so versteckt sie sich lieber hinter der Kamera.
Zu Beginn des Buches ist es nicht leicht sich in Elin hineinzuversetzen. Ohne ihre Vergangenheit zu kennen, scheint diese Frau unnahbar und seltsam blind dafür wie sie ihren Mann behandelt, nur fokussiert auf ihre Arbeit und alles andere scheint zweitrangig. Zu Recht, denkt sich da der Leser, als Elins Mann Sam sich von ihr abwendet.Erst im Laufe des Buches und mit mehr Blick auf ihre Vergangenheit, beginnt das Verstehen. Elin hatte keine großartige Kindheit und Dinge sind geschehen, die zutiefst traumatisch waren.
Der Roman ist durchaus unterhaltsam und gut geschrieben, doch muss man sagen, dass man so wirklich erst ab der Hälfte des Buches gefesselt wird. Immer abwechselnd gibt es ein Kapitel über die Vergangenheit und eines über die Gegenwart.
Besonders spannend ist der Erzählstrang der jungen Elin - dieses Kind, mit dem man mitfühlt und sich darüber freut, wenn es auch einmal schöne Momente in seinem Leben hat. Besonders wichtig ist dabei die Freundschaft mit Frederik.

“Ein halbes Herz” ist ein Roman, der erschütternd und traurig ist. Für Leser, die gerne über gequälte Seelen lesen und traumatische Familiengeschichten, ist dieser Roman bestens geeignet. Doch es steckt auch ein Hoffnungsschimmer darin. Die Hoffnung, dass nicht alles ein trauriges Ende nehmen muss.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Een vraagteken is een half hart
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2020
  • Umfang:
    416 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783442314942
  • Preis (D):
    20 €

Bewertung

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