Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

von Satoshi Yagisawa
Rezension von Emilia Engel | 21. April 2023

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

In einer Lebenskrise findet Takako Trost in einer Welt, in der sie sich nie Trost erhofft hatte - nämlich in der Welt der Bücher. Im Antiquariat ihres Onkels, das ihr erst trist und langweilig schien, beginnt sie sich langsam für Bücher und andere Menschen zu öffnen und lässt ihre Seele nach und nach heilen. Doch wohin wird sie dieser Weg führen? Und was steckt hinter dem liebevollen Umsorgen ihres Onkels? 

Takako ist eine junge Frau Mitte zwanzig und zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat eine mittelmäßige Uni besucht, einen brauchbaren Job fern der Familie und sie hat einen Freund. Nichts weltbewegendes, aber etwas, womit man sich durchaus zufriedengeben kann. Als sich jedoch herausstellt, dass ihr Freund, den sie über alles anhimmelt, ihr etwas Wichtiges verheimlicht hat, bricht für Takako die Welt zusammen. Und letztlich muss sie sogar ihren Job kündigen. Eine bleischwere Müdigkeit erfasst die junge Frau und sie verbringt einen Tag nach dem anderen mit Schlafen. Ein überraschender Anruf ihres Onkels, den sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen hat, reißt sie kurz aus ihrer Lethargie. Sie beschließt das Angebot, das er ihr unterbreitet hat, anzunehmen. Bis es ihr wieder besser geht, soll sie zu ihm in die Buchhandlung kommen, dort leben und ihm helfen. Erstmal sind die Tage dort ähnlich wie Zuhause. Es besuchen nicht viele Menschen das Antiquariat und allzu viel gibt es nicht zu tun. Doch eines Tages steckt Takako doch mal ihre Nase in ein Buch und sofort ist die Leidenschaft für das Lesen in ihr erwacht, ebenso wie das Interesse, am Leben wieder richtig teilzunehmen. Auch die liebevolle Fürsorge ihres Onkels empfindet sie erstmals wertschätzend und nicht genervt. Sie taucht in die Vergangenheit ihres Onkels ein. Als ihre verschwundene Tante Momoko wieder auftaucht, kann Takako ihrem Onkel endlich etwas zurückgeben und hilft ihm, damit auch er ein Happy End finden kann.

Satoshi Yagisawa hat mit “Die Tage in der Buchhandlung Morisaki” ein sehr gelungenes Debüt präsentiert. Seine Protagonistin Takako ist eine junge Frau, die mit ihrem durchschnittlichen Leben und Job zufrieden ist und an die große Liebe zu ihrem Freund glaubt. Dass diese Liebe jedoch reine Illusion war, wie sie gleich auf den ersten Seiten des Buches feststellen muss, zerstört ihr Weltbild. Ganz liebevoll bemüht sich Takakos Onkel um sie. Als Takako noch ein Kind war, hatte sie eine sehr enge Beziehung zu ihm, doch irgendwann hat sie sich von ihm entfernt. So lernt Takako ihren Onkel jetzt nach vielen Jahren wieder neu kennen. Der Onkel führt seit einigen Jahren das Antiquariat von Takakos Urgroßvater im berühmten Bücherviertel Tokios. Es mag kein äußerst lukratives Geschäft sein, doch er führt es mit Leidenschaft und Können. Auch seine schrulligen Kunden sind begeistert von ihm, ebenso von Takako. Diese kleine Buchhandlung ist der perfekte Ort, um den Liebeskummer und den Weltschmerz zu überwinden.
Es ist spannend mitzuerleben, wie sich Takakos Beziehung zu ihrem Onkel ändert. Zu Beginn ist sie eher skeptisch, ein bisschen wie ein rebellischer Teenager, ob das funktionieren wird, und will kaum mit ihrem Onkel reden. Doch mit der Zeit entwickelt sich wieder ein vertrautes Verhältnis und Takako erkennt, wie viel sie dem Onkel schon von klein auf bedeutet hat. Er ist ein sympathischer Charakter, zurückhaltend, fröhlich, kontaktfreudig, lässt Freiraum und manchmal, wenn es sein muss, tritt er für Takako ein, wenn sie es selbst nicht schafft.
Dieser Roman ist eine leichte Lektüre, die sich wunderbar lesen lässt. Es hat etwas ruhiges und unaufgeregtes. Es ist wie eine langsame Reise, bei der der Leser und die Leserin zusehen kann, wie ein gebrochenes Herz langsam durch die Kraft der Bücher und Worte heilt. Schließlich bietet sich auch eine Gelegenheit für Takako, ihrerseits ihrem Onkel beizustehen. Denn die verschollene Tante kehrt zurück und bringt damit einiges an Emotionen im Onkel an die Oberfläche.
Die Liebe hat viele Gesichter und viele Geschichten. Satoshi Yagisawas Roman zeigt uns auf wunderbare Weise, wie viele Formen der Liebe es gibt.

Eine klare Leseempfehlung können wir für “Die Tage in der Buchhandlung Morisaki” aussprechen. Es ist ein Buch, das mit seiner ruhigen Art, dem flüssigen Schreibstil und dem bibliophilen Thema bestimmt viele begeisterte Leser und Leserinnen finden wird. Zudem ist das Cover so ansprechend im japanischen Stil gestaltet, dass es allein schon damit die Leserschaft anlockt. Alles in allem ein sehr unterhaltsames Buch mit ein klein wenig Tiefgang, das sich einfach perfekt in einem Rutsch durchlesen lässt.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Morisaki Shoten No Hibi
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2023
  • Umfang:
    189 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783458643692
  • Preis (D):
    18 €

Bewertung

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