Der Augensammler

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 22. Juni 2010

Der Augensammler

Man hat das Gefühl, dass manche Geschichten schon zu Ende sind, nachdem sie kaum angefangen haben. Andere scheinen dagegen ewig zu dauern. Sebastian Fitzek, der bekannt dafür ist, Bücher ein wenig unkonventionell zu gestalten, hat sich für seinen neuen Roman "Der Augensammler" beiden Arten von Geschichten angenommen. Man darf gespannt sein, ob sein neuestes Werk genauso überzeugen kann, wie seine bisherigen Bestseller.

Schon seit einiger Zeit treibt ein anscheinend verrückter Verbrecher sein mörderisches Unwesen. "Der Augensammler" spielt ein perverses Spiel. Er ist auf zerstörte Familien fixiert, tötet die Mutter und sperrt dann Kind oder Kinder ein. Dann beginnt ein Countdown abzulaufen. Werden die Kinder nicht innerhalb einer bestimmten Zeitspanne gefunden, sind sie des Todes. Und ihren Leichen fehlt dann stets ein Auge.
Vor Jahren war Alexander Zorbach Polizist, musste dann aber eine verwirrte Frau erschießen, um ein hilfloses Baby zu retten. Diese Tat ließ ihn den Polizeidienst verlassen und eine Karriere als Reporter anstreben. In dieser Funktion versucht er seinen ehemaligen Kollegen bei der Aufklärung von Morden zu helfen. Das geht so lange gut, bis man an einem Tatort seine Brieftasche findet. Plötzlich drehen sich alle Ermittlungen um ihn, erfüllt er doch alle Kriterien des Täterprofils. Zur Hilfe hat er nur eine blinde Physiotherapeutin, die ihn in einem Geheimversteck aufsucht und ihm erklärt, sie könne durch Berührung Erinnerungen sehen. Dabei konnte sie den Augensammler anhand einer seiner Morde identifizieren.
Zorbach ist verzweifelt. Während die Polizei Zeit vergeudet um ihm nachzustellen, läuft der Countdown zur Rettung der Kinder unausweichlich ab. Doch nicht nur die Ermittler sind auf ihn aufmerksam geworden, auch der Augensammler selbst hat gemerkt, dass ihm jemand auf der Spur ist. Und er hat eigene Pläne mit Alexander Zorbach...

Wie schon eingangs erwähnt, hat es sich Sebastian Fitzek zur Gewohnheit gemacht, keine konventionelle Literatur zu verfassen. Auf den ersten Blick manifestiert sich das bei "Der Augensammler" dadurch, dass mit dem letzten Kapitel und der letzten Seite begonnen wird. Danach wird kapitel- und seitenweise in Richtung Null gezählt. Im Gegensatz dazu fällt die Spannung aber keineswegs ab, obwohl der Leser grundsätzlich von Beginn an weiß, wie das Buch endet - oder auch nicht endet. Wieder einmal ist es dem Autor gelungen, eine komplexe, unterhaltsame und auch äußerst fesselnde Lektüre zu erschaffen. Man leidet mit dem Protagonisten, bewundert seine Co-Heldin und schüttelt den Kopf über die sehr engstirnigen Polizeiermittler. Dabei begegnen dem Leser gleichermaßen gruslige, wie auch mysteriöse Situationen. Kurz gesagt, die Mischung stimmt. Sebastian Fitzek ist es zum wiederholten Mal gelungen, sowohl Fans als auch Kritiker zu überzeugen. Man fragt sich wirklich, welche alternative Herangehensweise er für seinen nächsten Roman wählen wird. Jeder Kenner seiner bisherigen Werke kann beruhigt zugreifen. Aber auch interessierte Leser, die einfach nur mal einen spannenden Thriller genießen wollen, haben hier eine neue Möglichkeit, auf den Geschmack zu kommen.

Bisher ist es Sebastian Fitzek noch nicht gelungen, einen Roman zu schreiben, der sich als durchschnittlich herausstellt. So wie seine früheren Werke ist auch "Der Augensammler" ein hervorragendes Buch, das einige stilistische Abweichungen von der Norm beinhaltet - typisch für den Autor. Dies trägt allerdings nur positiv zum Gesamtbild es Werks bei. Daher kann man den Roman nur empfehlen. Nicht nur Fans werden auf ihre Kosten kommen, auch Quereinsteiger werden begeistert sein.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2010
  • Umfang:
    448 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3426198517
  • ISBN 13:
    9783426198513
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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