Der Nachtwandler

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. April 2013

Der Nachtwandler

Menschen haben gerne unter Kontrolle, womit sie in Berührung kommen. Auch Körper und Verstand unterliegen innerhalb gewisser Grenzen dem eigenen Willen. Und doch unterwirft sich jeder Mensch regelmäßig einem Zustand, in dem er keinerlei Kontrolle über sich und seinen Verstand hat, jedes Mal wenn er schläft. Und hier gibt es Personen, die nicht wie andere ruhig schlafen, sondern die Schlafwandeln. Von einer besonderen Ausprägung dieses Merkmals erzählt Sebastian Fitzek in seinem Roman "Der Nachtwandler".

In seiner Kindheit hat Leon erstmals feststellen müssen, dass er nachts umherwandelt. Er war deshalb intensiv in psychiatrischer Betreuung. Denn es spukt immer noch in seinem Kopf herum, dass er einmal im Haus seiner Pflegefamilie mit einem Messer neben dem Zimmer eines Kindes aufgewacht ist. Seitdem hat er den Verdacht, gewalttätig zu werden, wenn er schläft. Bestätigt fühlt er sich dadurch, dass seine Frau eines Nachts mit schweren Misshandlungsspuren aus dem Haus flieht. Er entschließt sich zu einem Experiment, wie er es während seiner Therapiesitzungen ebenfalls über sich hat ergehen lassen. Er kauft eine Kamera und befestigt sie an seinem Kopf. Als er am nächsten Tag überprüft, was er dabei aufgenommen hat, bekommt er einen Schock. Denn er sieht sich, während er einen Geheimgang öffnet und in den Tiefen des Hauses verschwindet, durch Zwischenwände kletternd. Er beginnt auch im wachen Zustand nachzuforschen und stellt fest, dass es jene verborgenen Wege und Räume wirklich gibt. Und dort macht er eine schreckliche Entdeckung nach der anderen. Als er mehr über das Haus, seinen verschrobenen Architekten und seine Bewohner herausfindet, wird die Sache immer mysteriöser. Und dann beginnen Traum und Realität zu verschwimmen. Und Leon muss sich die Frage stellen, was überhaupt sein drittes Stadium" ist. Seine Überraschung ist garantiert.

Wieder einmal spielt Sebastian Fitzek mit Möglichkeiten. Mit einem Szenario, in dem über weite Strecken nicht klar ist, was Realität und was Traum oder Nachtwandeln ist. Der Autor verpasst der ohnehin schon verworrenen Handlung darüber hinaus noch eine Metaebene, die sich aber erst im Laufe der Zeit herauskristallisiert. Die Entwicklung des Protagonisten ist interessant zu verfolgen, wiewohl es hierbei keine Alternative gibt. Denn keiner der anderen Charaktere im Roman ist mehr als schemenhaft dargestellt. Das ist vielleicht eine der wenigen Schwächen von "Der Nachtwandler". Das, und ein wissenschaftlicher Exkurs mit fragwürdigen Methoden gegen Ende des Romans, bei dem er vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen ist. Die Art und Weise, wie das Ende des Romans aufgelöst wird, ist jedoch wieder gelungen. Letztendlich werden alle Stammleser von Sebastian Fitzek wieder zufrieden sein, ist es ihm hier doch wieder gelungen, der Handlung seinen Stempel aufzudrücken, was in seiner Koproduktion mit Michael Tsokos weniger der Fall war. Für ein Taschenbuch hat das Werk für unter 10 Euro mit über 300 Seiten auch ein perfektes Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Thriller.

Mit "Der Nachtwandler" kehrt Sebastian Fitzek wieder zu seiner eigenen bewährten Schreibmechanik zurück. Das Buch ist spannend, unterhaltsam und fesselnd, wenngleich nicht gerade mit vielen Charakteren gespickt. Der Autor beweist allerdings, dass dies nicht unbedingt notwendig ist und überzeugt durch seine geschickten Wendungen. Allen Kennern des Autors kann man das Werk wärmstens ans Herz legen. Aber auch Einsteiger und Thrillerfans kommen auf ihre Kosten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2013
  • Umfang:
    320 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3426503743
  • ISBN 13:
    9783426503744
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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