Keine Angst vorm Elfmeter

von Claus Schönhuber, Michael Konsel
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. März 2012

Keine Angst vorm Elfmeter

Peter Handke hat vor über 40 Jahren eine Erzählung geschrieben, die sich zumindest dem Namen nach um Fußball dreht. Doch obwohl "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" im Grunde gar nichts mit dem Ballspiel zu tun hat, hat der Titel dennoch als Inspiration für die Namensvergabe der kürzlich erschienenen Biographie von Österreichs Kult-Tormann Michael Konsel gedient. Dieses Buch heißt nämlich "Keine Angst vorm Elfmeter" und ist in Zusammenarbeit mit Claus Schönhofer erschienen.

Das Buch beginnt mit einem etwas anderen Steckbrief eines Spitzen-Tormanns, der aber schon die Richtung vorgibt, in die das Buch gehen wird. Das setzt sich auch fort, wenn Michael Konsel über Eltern, Geschwister und andere Verwandte, sowie sein Verhältnis zu ihnen und deren Einstellung zum Sport erzählt. Stets stehen Fokussierung aufs Ziel und (gesunder) Egoismus im Zentrum. Nebenbei erläutert er noch seine schon früh ausgeprägte leichte Reizbarkeit und erzählt von seiner Ausbildung als Orthopädie-Techniker. Dann folgt man immer gleichermaßen Michael Konsels Erinnerungen, von den ersten Stationen seiner Karriere an, wie auch den Betrachtungen von anderen, wie sie ihn damals wahrgenommen haben.
Einen großen Teil des Buchs nimmt seine Zeit bei Rapid ein. Wie meistens musste er sich als Tormann gegen routiniertere Gegner durchsetzen, was ihm aber auch bei der Torwartlegende Feurer gelang.
Besonderes Augenmerk liegt auch auf dem Stadthallenturnier, bei dem er insgesamt sechs Mal die Auszeichnung als bester Tormann einheimste. Aber auch Europacupspielen, dem großen Wiener Derby und zahlreichen Spielen im Nationalteam begegnet man in Michael Konsels Rückblicken. Doch auch Überbelastung, Verletzungen, das Leben mit Cortison. Die Wichtigkeit mentalen Trainings wird im Lauf seiner Karriere immer höher, besonders als er beim AS Roma trotz seines bereits fortgeschrittenen Alters zu einem der besten Torhüter der Welt wird. Auch die letzte Karrierestation bei Venezia wird angerissen, genauso wie die Karriere "danach".

Es ist schwierig, eine Biografie zu beurteilen. Leichter geht es dann, wenn sich eine packende persönliche Geschichte nahtlos in eine beeindruckende Sportlerkarriere einfügen lässt. Leider ist das bei Michael Konsel nicht ganz der Fall. Bei ihm hat es sich während seiner Karriere sportlich unter allen Top-Torleuten um einen der am härtesten trainierenden, von seiner Aufgabe besessenen Spieler gehandelt. Liest man dieses Buch, kann man zweifellos bewundern, wie zielstrebig Konsel seine Ziele verfolgt und sie schlussendlich erreicht hat. Man kann ein wenig über seine Sturheit den Kopf schütteln und sich im Nachhinein über (vielleicht) falsche Entscheidungen ärgern, die aus ihm möglicherweise einen noch etwas erfolgreicheren Tormann gemacht hätten. Aber trotz der vielen Erwähnungen seiner Familie, insbesondere seiner Familie und später seiner Frau, ist das Buch nicht geeignet den durchaus interessierten Leser mitzureißen. Ein wenig liegt es vielleicht an den kurzen Episoden und dem Perspektivenwechsel, ein wenig daran, dass diverse Fakten aus der Erinnerung Konsels offenbar nicht nochmals überprüft wurden. Beispielsweise war es 1995 nicht Didi Kühbauer, der das Tor schoss, das Rapid in die Verlängerung gegen Sporting Lissabon brachte, sondern Christian Stumpf. Insgesamt ist das Buch daher nicht jedermann zu empfehlen, eher nur sehr großen Fans von Michael Konsel oder Rapid. Denn knapp 23 Euro sollte man nicht leichtfertig in einem Buch anlegen, das nicht komplett zu überzeugen weiß.

Michael Konsel war mit Sicherheit einer der besten Torhüter Österreichs aller Zeiten. Grund genug, sein Leben und seine Karriere mit Hilfe von Claus Schönhuber nochmals Revue passieren zu lassen, sollte man meinen. Möglicherweise stimmt das auch, doch die entstandene Biografie "Keine Angst vorm Elfmeter" kann leider nicht völlig überzeugen. Zu wenig scheinen sich persönliches und Karriere zu ergänzen. Daher ist das Buch nur wahren Fans ans Herz zu legen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung