Ab die Post

von Terry Pratchett
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. Mai 2007

Ab die Post

Wenn es irgendwo viel Aktivität gibt, zum Beispiel in einem Lokal, sagt man oft umgangssprachlich, dass dort die Post abgeht. Mit der klassischen Post hat dies aber sehr wenig zu tun. Das muss auch Feucht von Lipwig in Terry Pratchetts Roman „Ab die Post“ feststellen. Denn als unfreiwilliger Postminister muss man mit mehr Widrigkeiten kämpfen als inmitten einer wüsten Kneipenschlägerei. Zudem stellt sich die Frage, ist die Post als Institution mit veralteter Technologie überhaupt noch konkurrenzfähig?

Fragen, die auch in Realität öfters aufgeworfen werden. Doch Wirklichkeit ist nicht das Problem in der Scheibenwelt, vielmehr gibt es zuviel davon. Denn so wie das Leben in Ankh-Morpork läuft, ist Konkurrenz eine mehr als gefährliche Sache, selbst wenn man als Transportdienstleister eigentlich nicht ernst zu nehmen ist. Feucht muss sich mit einem Geschäft auseinandersetzen, das alle Fähigkeiten seiner ehemaligen Identitäten benötigt. Selbst ihm, der früher Fälscher und Trickbetrüger war, wird alles abverlangt. Doch nach einer gewissen Zeit wendet sich das Blatt und sowohl Post, als auch Postmeister stehen im Rampenlicht. In seinem Fall kein Wunder, bei einem goldenen Kostüm mit weißen Flügeln an den unmöglichsten Stellen. Doch nicht nur Feucht scheint den Glauben an sich selbst - zum ersten Mal seit Jahren gibt er sich nicht als jemand anders aus - wiedergefunden zu haben, auch andere feiern ihn als Held. Als er eine Wette vorschlägt, zwischen seiner Post und „dem Strang“, einem nahezu lichtschnellen codierten Übertragungsverfahren, hält ihn jeder für verrückt. Aber Feucht hat einen Plan. Oder?

Terry Pratchett ist als Meister der Fantasysatire bekannt. Aber nach seinen ersten Erfolgen hat er sich immer mehr einer anderen Art der Literatur zugewandt. Dem Roman, der zwar größtenteils immer noch humoristische Züge trägt, unterschwellig aber immer aktuelle Themen, gesellschaftliche Probleme, religiöse Meinungen und sogar politische Entscheidungen zur Diskussion stellt. Keine Ausnahme ist hier auch „Ab die Post“. Denn der Autor versteht es geschickt die Thematik der Modernisierung, welche oft die gleichzeitige Verdrängung klassischer Institutionen bedeutet, mit der Handlung zu verweben. Für Personen, die selbst einmal als Zustellorgan für ein Postunternehmen gearbeitet haben, gibt es zusätzlich Wiedererkennungspunkte.
„Ab die Post“ ist ein hervorragender, witziger und zugleich scharfsinniger Roman, der weder Pratchetts pointierten Humor vermissen lässt, noch auf eine phantastische Handlung verzichtet, die auf unnachahmliche Weise ihren Platz in der Scheibenwelt-Reihe einnimmt. Das Werk ist zwar wie alle Romane aus dieser Welt fantasylastig, aber doch auch jedem anderen Leser zu empfehlen.

Der Roman „Ab die Post“, aus der Feder des Meisters der britischen Satire Terry Pratchett, präsentiert sich als äußerst gut gelungen. In ihm werden phantastische Handlung und realitätsnahe Themen miteinander verknüpft, die zusammen ein Werk ergeben, das nicht nur für Fantasyfans zu empfehlen ist. Ein hervorragender Roman, der jedermann, insbesondere Personen mit Bezug zu einem Postunternehmen, wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    04/2007
  • Umfang:
    448 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783442464227
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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