Schwesternschwur


Rezension von Janett Cernohuby | 28. Juli 2025

Schwesternschwur

Kinder sind das schwächste Glied in der Gesellschaft, doch anstatt sie zu schützen, wurden (und werden) sie ausgenutzt, hintergangen und bestohlen. Lisa Wingate wendet ihren Blick den Schicksalen Kinder indigener Völker Amerikas zu und ließ sich von einer wahren Begebenheit zu diesem bewegenden Roman inspirieren.

Von der Justiz im Stich gelassen

Auf zwei Erzählebenen führt die Autorin die Hörerschaft nach Oklahoma, wo 1990 im Horsethief Trail Nationalpark die Knochen von drei Kindern gefunden werden. Dieser Fund weckt die Aufmerksamkeit von Rangerin Valerie Boren-Odell, doch zunächst sucht sie einen jungen Mann, den seine jüngere Schwester vermisst. Genau wie ihre Großmutter, die angeblich in ein Krankenhaus gebracht wurde, das es aber gar nicht mehr gibt. Während Valerie versucht aus zahlreichen kleinen Puzzleteilchen ein Bild zusammenzusetzen, springt die Handlung immer wieder zurück ins Jahr 1909. Hier lebt die elfjährige Olive zusammen mit zwei Choctaw-Mädchen bei ihrem grausamen Stiefvater. Sie weiß, dass der den Mädchen nichts Gutes will und nachdem die ältere der beiden plötzlich verschwunden ist, weiß Olive, dass sie sich und die jüngere Nessa in Sicherheit bringen muss. Sie fliehen Hals über Kopf und versuchen in die Winding Stair Mountains zu gelangen, wo sie bis zum Tod ihres Vaters lebten. Doch der Weg ist voller Gefahren. Die Mädchen schlagen sich durch und treffen unterwegs auf weitere Kinder. Sie sind ebenfalls Waisen, wurden von habgierigen Menschen um ihr Land gebracht und kämpfen nun um das nackte Überleben.

Bewegendes Hörbuch über die Geschichte Amerikas

Fesselnd und eindrucksvoll erzählt Lisa Wingate ihren Roman und gibt damit einen Einblick in die Zeit der Landverteilung in Oklahoma, in der habgierige Menschen durch Betrug Kindern das Land ihrer Eltern stahlen, um sich an dessen Bodenschätzen zu bereichern. Innerhalb dieses Settings lernen wir Kate Barnhard kennen, eine bemerkenswerte Frau, die als Bevollmächtigte für Soziales und Erziehung des Staates Oklahoma sich für Kinder einsetzte und für ihre Rechte kämpfte. So bekommt die Leserschaft einen tiefen Einblick in die historischen Ereignisse, in den Kampf der Frauen und was davon übriggeblieben ist. Authentisch beschreibt sie das Leben im Jahr 1909, wobei wir durch die Ich-Erzählerin Olive einen sehr tiefen und emotionalen Einblick bekommen. Die Angst des Mädchens, von ihrem Stiefvater gefunden zu werden, die Sorge um Nessa und die Hoffnung, in ihrem alten Zuhause neu anzufangen, ist deutlich greifbar. Gleichzeitig spürt man auch eine Ohnmacht, weiß genau, wie aussichtslos der Kampf jener Schwachen gegen die Mächtigen und Reichen ist. Und doch, am Ende, im Jahr 1990, während Valerie nach Antworten über die drei Kinderskelette und den verschwundenen jungen Mann sucht, gibt es dann doch noch so etwas wie Gerechtigkeit.
Mit viel Gespür liest Heike Warmuth diese bewegende Geschichte. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit - sowohl nach 1990 als auch nach 1909, lässt uns in die Schönheit des Nationalparks eintauchen und führt uns auf verborgenen Pfaden durch tiefe Wälder Oklahomas und hinein in das Revier Geächteter und Schatzsucher.

Schwesternschwur

„Schwesternschwur“ ist ein fesselndes und bewegendes Hörbuch über zwei mutige Mädchen, die der häuslichen Gewalt und der drohenden Gefahr ihres Stiefvaters entfliehen, über den Kampf Kate Barnhards für Schwächere und die Suche der Rangerin Valerie nach Antworten auf seltsames Treiben im Horsethief Trail.

Details

  • Originaltitel:
    Shelterwood
  • Übersetzer*in:
    Andrea Brandl
  • Genre:
  • Erschienen:
    04/2025
  • Typ:
    Download
  • ISBN 13:
    9783742434197
  • Spieldauer:
    11 STunden, 43 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Sound: