Eine kurze Geschichte der Fotografie

von Ian Haydn Smith
Rezension von Michael Seirer | 09. Juli 2019

Eine kurze Geschichte der Fotografie

Wer kennt sie nicht, die ikonischen Fotografien mit von Napalm verbrannten Kindern in Vietnam (“The Terror of War”), das afghanische Mädchen von Steve McCurry oder das Portrait von Che Guevara? Sie sind Teil des kollektiven Gedächtnisses ganzer Generationen. Neben diesen gibt es viele weitere, die den Lauf der Geschichte dokumentierten oder beeinflussten. Die “Kurze Geschichte der Fotografie” von Ian Haydn Smith unternimmt den Versuch ebendiese durch eine Auswahl maßgeblicher Fotografien, wichtiger Genres und relevanter Techniken der Fotografie zu erklären.

Das Buch besteht aus drei Abschnitten: Genres, Werke und Techniken der Fotografie. Diese Struktur ist nicht neu: So brachte der Laurence King Verlag bereits 2018 “Eine kurze Geschichte der Kunst” in diesem Format  heraus. Eine weitere Veröffentlichung zur modernen Kunst ist Mitte 2019 vom Verlag ebenfalls geplant.

Der in etwa 30-seitige Abschnitt “Genres” listet Richtungen wie Aktfotografie, Straight Photography oder Konzeptuelle Fotografie auf. Auch Begriffe, die man nicht unbedingt mit einer Strömung in der Fotografie verbinden würde, wie zum Beispiel “Paparazzi” oder Pop-Art”, sind aufgelistet. Selbst neuere Entwicklungen wie das “Selfie” sind inkludiert (dabei geht es nicht nur um die oft konzeptloses Darstellen der eigenen Tätigkeit sondern Arbeiten von Künstlern wie Alex Soth, Martin Parr oder “The Art Hoe Movement”).

Der größte Teil des Buches besteht aus 50 Werken der Fotografie. Meilensteine wie der Blick aus dem Arbeitszimmer von Nicéphore Niépce aus dem Jahr 1826 stehen neben Werken wie “Le Violen d’Ingres” von Man Ray oder der Paprikaschote von Edward Weston. Meist wird einem Foto eine Doppelseite gewidmet, einzelne Fotografien werden detaillierter besprochen und enden mit einer doppelseitigen Abbildung. Die Beschreibungen sind dicht formuliert, kurz gefasst und auf den Punkt gebracht. Eine knappe Biographie des Fotografen, weitere relevante Werke und Verweise zu anderen Genres, Themen und Techniken helfen das Bild besser im historischen Kontext einzuordnen. Das gewählte Layout führt leider auch dazu, dass - in Kombination mit der geringen Buchgröße - ein genaueres Betrachten der Fotografien nicht gut möglich ist.

Die Auswahl der Fotografien ist subjektiv. Wichtige Vertreter wie zum Beispiel Richard Avedon, Irving Penn oder Garry Winogrand sind nur als Verweis angeführt oder gar nicht zu finden. Spannend ist dafür zu sehen, dass die ausgewählten Werke bei einigen Fotografen genau nicht die ikonischen und bekannten Bilder sind. Der Abschnitt “Themen” verdeutlicht gut, wie sehr sich das, was als fotografierenswert betrachtet wurde, im Laufe der Zeit verändert hat. Ähnlich verhält es sich mit “Techniken”: Neben historischen Verfahren wie der “Camera Obsucura”, der “Daguerreotypie” oder der “Kalotypie” werden auch moderne Methoden wie die Hochgeschwindigkeitsfotografie oder die Digitalfotografie vorgestellt.

Insgesamt hinterlässt das Buch einen gemischten Eindruck. Bei einem Seitenumfang von 224 Seiten darf man sich keine allzu tiefgehenden Informationen zu Werken oder Strömungen der Fotografie erwarten. Die subjektive Auswahl wird jedoch durch gelungene und komprimierte Beschreibungen wettgemacht. Die präsentierten Inhalte sind durch Schlagworte und Querverweise gut miteinander in Beziehung gesetzt und zeichnen ein verständliches Bild der Geschichte der Fotografie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. 

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    The Short Story of Photography
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2019
  • Umfang:
    224 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783962440565
  • Preis (D):
    18,00 €

Bewertung

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