Sieben Sterne für Shane Ó Fearghail

Ein mitreißendes Konzert am bisher heißesten Tag des Jahres

Beitrag von Stefan Cernohuby | 29. Juli 2018

Manchmal nimmt man sich ewig vor, auf ein Konzert zu gehen, schafft es dann aber aus irgendeinem Grund zeitlich nicht. Wenn eine Band nur einmal im Jahr im Land ist, kann man dies nachvollziehen. Wenn der betreffende Künstler aber am laufenden Band tourt, ist dies nicht ganz logisch. Aber immerhin gelang es der Redaktion am 29.07. 2018, einem der bisher heißtesten Tage des Jahres, einen Auftritt des irischen Singer-Songwriters Shane Ó Fearghail im Café Siebenstern zu besuchen.

Der initiale Gedanke

Tatsächlich war der initiale Gedanke, ein Konzert von Shane Ó Fearghail zu besuchen schon länger geplant. Vor allem seit der Redaktion über Umwege das 2016 erschienene Album „They Might See Dolphins“  in die Hände fiel und auf ganzer Linie überzeugte. Zahlreiche Terminkollisionen (und vermutlich noch mehr die eigene Vergesslichkeit) verhinderten daher, dass die Redaktion von Janetts Meinung die Live-Qualitäten des irischen Künstlers mitsamt seiner Unterstützung erleben konnte.

Sieben Sterne und die Hitze

Sterne sind bekanntlich Sonnen und Sonnen geben eine Menge Wärme ab. So ist es nicht verwunderlich, dass im 7SternWohnzimmer - dem eigenen Konzertraum des Café Siebenstern - einige Hitze herrschte, die nicht geringer wurde, als sich Zuschauer und Musiker einfanden. Zu Beginn bemühte sich Shane Ó Fearghail noch als Solo-Unterhalter Hitze und Blutdruck im unteren Bereich zu halten – wobei man ihm einen gewissen Hang zum Masochismus unterstellen muss. Denn bei Außentemperaturen von über 35 Grad mit langärmligem Hemd und langer Hose aufzutreten ist gerade für einen Iren, der kühlere Temperaturen gewohnt ist, zumindest schweißtreibend.

Als sich nach zwei Solonummern seine beiden Musikerkollegen Claudia Heidegger und David Butschek auf der Bühne einfanden, war schnell klar, dass sie mit dem nahen Publikum anders umgehen mussten als sonst. So meinte Shane sinngemäß „Bei einem so kleinen Raum und den Zuschauern so nah an uns dran, versteht man sogar das Flüstern, wenn man fragt welcher Song eigentlich als nächster dran ist.“
Die Tatsache, dass der eigentlich geplante Bassist es nicht rechtzeitig von Barcelona nach Wien schaffte, machte der Band weniger zu schaffen als man erwarten könnte. Tatsächlich zeigte sich so die Qualität der Musiker, welche die Stücke dann recht spontan neu arrangierten. Es gab sowohl Songs der bisherigen Alben zu hören, als auch neue und brandneue Songs. Mit diesen gelang es, dem Publikum ordentlich einzuheizen – obwohl diesem bereits ohnehin heiß war!

Hommagen und Gastmusiker

Nach einer guten Stunde gab es eine kurze Pause, um wohlverdiente Getränke zu sich zu nehmen, was sowohl Band als auch Publikum ausgiebig nutzten. So ausgiebig, dass Shane Ó Fearghail vor beinahe leeren Zuschauerrängen wieder zu spielen begann, weil wohl die meisten unter den Gästen die kühlenden Winde im Freien genossen. Von den Klängen wieder ins Innere gelockt ging es weiter. Dabei kamen mit Vicky und Claudia Heidegger auch zwei Damen zu ihren Soloauftritten, die einerseits in die Berge und andererseits aufs weite Meer führten. So abgekühlt ging es wieder in der Hauptbesetzung weiter und fand sich der Zuhörer mitten in einem Lied plötzlich in der 1986er-Version von „Don’t Stand so Close to Me“ von Police wieder. Und auch Eurythmics und die White Stripes bekamen eine kurze Widmung. Immer wieder durfte das Publikum die Musiker unterstützen, unter anderem bei dem vom „Radetzkymarsch“-inspirierten Song „Elastic“. Als die Zugabe „Chalk“ ertönte, bei dem wie im Lied angekündigt noch einmal richtig Lärm gemacht wurde, wurde man von der Stimmung noch einmal richtig mitgerissen, was die Hitze beinahe vergessen machte. 

Nach über zwei Jahren wurde nun endlich eine bis dato offene Frage beantwortet: ob Shane Ó Fearghail und seine Gastmusiker bei einem Live-Auftritt genauso gut sind wie auf dem bereits sehr gut gelungenen Album „They Might See Dolphins“. Tatsächlich sind sie noch um einiges besser – und ein Live-Auftritt kann daher nur wärmstens empfohlen werden. Temperaturen hin oder her.

Setlist

Betty - Take a small thingBetty - Take a small thing
Who came First
Satellite
Push
Gael
Valley Of Coincidence
All Your Features

Mermaid
You Too Hold
Elastic
Faerie Tree
Read Between The lines / Sweet Dreams

Zugabe
Chalk

Fotos von Michael Seirer Photography | Shane Ó Fearghails Website