Deathstroke

Deathstroke 3


Kriegsverbrecher
von Christopher Priest, Joe Bennett, Denys Cowan, Larry Hama, Cary Nord (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 26. Oktober 2017

Deathstroke 3

Slade sitzt im Knast, was er Superman und seinem Junior zu verdanken hat. Wie man annehmen kann, wird der beste Profikiller der Welt dort nicht lange bleiben, denn es ist gar nicht so einfach nachzuweisen, dass Slade Wilson in Wahrheit Deathstroke ist.

Im dritten Band des Rebirth-Relaunchs erleben wir zunächst einen Flashback in Slades Vergangenheit, als er mit einer Truppe an Galgenvögeln einen Kriegsverbrecher in Bosnien-Herzegowina einkassieren wollte. Dieses kleine Prequel verrät uns, woher eigentlich Slades Codename kommt. In der Gegenwart taucht Dexter Honoré im Hochsicherheitsgefängnis auf, um Slade zu einem Geständnis zu bringen. Doch wie schonerwähnt ist es gar nicht so einfach nachzuweisen, dass „Deathstroke“ und Slade Wilson dieselbe Person sind, denn der Söldner spielt ein durchtriebenes Spiel mit der Anklage. In der Zwischenzeit hadert sein Sohn Jericho mit dem von ihm verursachten Tod seines Lovers Dr. Ikon. Rose befindet sich auf einem Selbstfindungstrip, um ihre Hmong-Herkunft kennenzulernen. In all das bricht zudem noch Slades „Freund“ Red Lion hinein. Der ehemalige Diktator will seine Herrschaft zurück und Slade Wilson soll sein Schlüssel dazu sein.

Spannend wird Christopher Priests Geschichte fortgesetzt. Ein roter Faden zieht sich durch drei Episoden des Wilsonschen Wirkens und auch wenn diese für sich selbst nicht viel miteinander zu tun haben, fühlt man sich in keine „Episode der Woche“ versetzt, sondern eine lebendige Serie. Im Vergleich zum erst kurz zurückliegendem Run von Tony S. Daniel wird hier weniger auf plakative Gewalt und Ninja-Splatter gesetzt. Vielmehr wirkt die Story komplexer, durchdachter und näher an der Realität. Die Erzählweise ist verschachtelt mit Szenenwechseln, Flashbacks und zahlreichen Charakteren. Das macht den Comic durchaus anspruchsvoll für den Leser. Wer sich einen wilden Actionritt verspricht, ist hier nicht grundlegend falsch, aber alles spielt sich weitaus dezenter ab als man vielleicht erwartet. Im positiven Sinn wird man auf die Verwicklungen und die Komplexität von „Grayson“ aus der Feder von Tim Seeley und Tom King erinnert.
Priest schafft es auch, dass der Charakter Deathstroke sich selbst treu bleibt. Keine Witze auf Biegen und Brechen und keine falschen Emotionen. Deathstroke erlaubt sich manchmal eine zynische Spitze, aber im Vordergrund steht seine eiskalte Abgebrühtheit. Hier ist kein Held oder auch nur Anti-Held am Werk, der im entscheidenden Augenblick doch mürrisch das richtige tut. Deathstroke ist nur auf seinen Vorteil bedacht und setzt sich schonungslos durch.

Die Zeichnungen im Rebirth-Relaunch sind nicht so spektakulär wie bei Tony S. Daniel, jedoch dient auch das dazu, die Geschichte realistischer und düsterer wirken zu lassen. Man fühlt sich vom Stil und der Kolorierung an DC’s glorreiche Zeit in den 2000er-Jahren erinnert. Ein Effekt, der vermutlich durchaus gewollt ist. Als kompromissloser Action-Thrill im DC-Universum ist „Deathstroke“ derzeit eine der empfehlenswertesten Serien im Rebirth-Relaunch und verliert auch in Band 3 nicht an Spannung.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Illustration:

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