Deathstroke

Deathstroke: Götterschlächter

von Tony S. Daniel, James Bonny, Eduardo Pansica, Tyler Kirkham, Peter Nguyen (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 27. Juli 2016

Deathstroke: Götterschlächter

Deathstroke. Der Terminator. Wer solch einen Codenamen trägt, sollte besser zu den ganz Harten gehören. Und das tut er. Sein Ruf eilt ihm so weit voraus, dass es jemand als angemessen ansieht ihn anzuheuern, wenn das potenzielle Opfer aus einer höheren Schwierigkeitskategorie stammt. Hier werden keine halben Sachen gemacht, denn hier muss womöglich ein olympischer Gott sterben.

Nach der Schlacht gegen seinen psychotischen Vater, besser bekannt als „Odysseus“, erwartet Söldner und Auftragskiller Slade Wilson eine neue Mission. Der Götterschmied Hephaistos taucht bei ihm auf und verpflichtet ihn dazu, den Titanen Iapetos zu töten. Obwohl Slade eine üble Killermaschine ist und es auch mit schweren Kalibern aufnehmen kann, sprengt dieser Auftrag seinen üblichen Rahmen. Damit er es nicht ganz so schwer hat, packt Hephaistos sportlicherweise ein überdimensioniertes Superschwert in das Angebot, mit dem Slade auch Götter unter Zugzwang bringen kann. Auf Themyscira, der Amazoneninsel verschafft er sich Zugang zum Tartaros, der Unterwelt. Nachdem zahlreiche Dämonen gemetzelt wurden, zerschlägt Slade eine vermeintliche Statue von Iapetos. Unglücklicherweise befreit das den bösartigen Titanen aus seinem göttlichen Gefängnis und dieser beginnt umgehend eine Armee der Finsternis aufzubauen. Wie könnte es anders sein, ist auch umgehend Wonder Woman, Herrscherin von Themyscira und Kriegsgöttin, zur Stelle um sich mit Deathstroke erst einmal einen Willkommensgruß-Clash zu liefern. Wohl oder übel müssen sich die beiden Buddies wider Willen zusammenraufen, denn Iapetos erweist sich trotz Amazonenmacht und Götterschlächterschwert als gefährlicher denn gedacht und schickt die Protagonisten auf einen persönlichen Psychotrip.

Tony Daniel hat mit Deathstroke einen Riesenspaß. Nach der spektakulären ersten Ausgabe, wo die Wilson‘sche Familiengeschichte beleuchtet wurde und mit Harley Quinn und Batman schon zwei interessante Gaststars aufgetaucht sind, wirft Daniel seinen Antihelden nun einfach in die Welt und den Mythos von Wonder Woman. Diese Umgebung ist nicht Slades typisches Umfeld, dennoch wirkt er erstaunlicherweise nicht fehl am Platze, sondern nimmt es stoisch-cool mit Dämonen, Amazonen und Titanen auf. Mit dem Götterschlächterschwert ausgerüstet hat er auch vor dem Wonder-Boyfriend Clark Kent keine Angst. Die Geschichte ist vielleicht für eingefleischte Deathstroke-Fans ein wenig zuviel mit dem fantastischen Einschlag der griechischen Mythenwelt versehen, dennoch ist das Ergebnis sehr unterhaltsam. Besonders zugute kommt einem, wenn man Wonder Womans eigene Serie oder „Superman/Wonder Woman“ kennt und mit dieser Welt vertraut ist. Leser dieser beiden Serien sollten auf jeden Fall einen Blick hierher riskieren. Umgekehrt kann man nicht ausreichend Brian Azzarellos Wonder Woman-Run empfehlen.

Neben dem Spaßfaktor Deathstroke durch die griechische Sagenwelt killen zu sehen, gibt es auch einige klischeehafte Dämpfer. Es ist abgedroschen, wenn sich Deathstroke mit jedem neu auftretenden Helden erst einmal einen kleinen Show-Schlagabtausch liefern muss, bevor man Intelligenz und Logik walten lässt, aber die Kämpfe sind erstklassig gezeichnet und das hier ist eines der aktuell besten Action-Comics. Also warum nicht? „Zeigt her was ihr könnt!“ ist das Motto. Ebenso ist Wonder Womans Charakterisierung – zumindest am Anfang – wieder einmal etwas überzogen radikal und sie fügt an die meisten ihrer Aussagen eine tödliche Drohung gegen Slade hinzu. Oder es ist einfach ihre Art mit ihm zu flirten? Im Verlauf der Geschichte raufen sie sich aber so weit zusammen, dass sie seinen Vornamen verwendet und sogar kurz Händchen gehalten wird. Ob Supes eifersüchtig ist? Jede Wette.
Wie bereits im ersten Band schenkt man sich in Sachen Brutalität nichts, insbesondere wo ein gigantomanisches Götterkillerschwert im Spiel ist. Körperteile und Blutfontänen spritzen einem aus den Seiten entgegen, das ist nichts für schwache Nerven. Tony Daniel hat sich diesmal gleich drei Gastzeichner geholt, deren Stil ganz wunderbar mit seinem eigenen zusammenpaßt. Die Action ist unglaublich dynamisch, aufgrund der fantastischen Umgebung dominieren diesmal starke, helle Farben.

Deathstroke in einer ungewohnten Umgebung beweist, dass auch ein Titan für ihn nur ein weiterer Auftrag ist. Fantasy trifft auf knallharte Action. Lässige Sprüche halten sich die Waage mit Dramatik und Charakterzeichnung. Über genretypische Flachheiten tröstet unglaublich in Bild gesetzte Action hinweg. Dieses Comic macht seinem Namen durchaus Ehre.

Details

Bewertung

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