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Gotham Central

Gotham Central: In Erfüllung der Pflicht

von Ed Brubaker, Greg Rucka, Michael Lark (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 09. Oktober 2015

Gotham Central: In Erfüllung der Pflicht

In Gotham Citys Kampf gegen das Verbrechen werden die Kapitalverbrechen von Batman untersucht. Moment! Gibt es da nicht auch eine städtische Polizeibehörde die meistens komplett nutzlos ist und deren Hauptbeschäftigung das Einschalten des Batsignals darstellt?

Als Fan des DC-Universums weiß man, dass lokale Polizeikräfte üblicherweise mit keinem Problem jenseits eines Parksünders fertig werden können. Die hohe Anzahl von Vigilanten im DCU scheint das zu bestätigen, ebenso wie der Umstand, dass alle bedeutenden Verbrecher eben von maskierten Helden und Superhelden verhaftet werden. Angesichts der beängstigenden Fähigkeiten von Superschurken ist es einleuchtend, dass normalsterbliche Polizisten gewisse Probleme bei deren Verfolgung haben könnten. Aber ist nicht auch Batman selbst „nur“ ein Mensch ohne Superkräfte? Da er schließlich trotz seines Netzwerks an Helfern nicht überall sein kann, muss das Gotham City Police Department (GCPD) auch mit Erfolg tätig sein. Gotham Central, die Polizeiserie aus Gotham, wirft einen Blick auf die Fälle aus Sicht der Gothamer Detectives. Gotham Central ist eine ältere Serie, die erstmals 2002 erschien, aber nun zum ersten Mal als Trade Paperback in deutscher Sprache vorliegt. Dementsprechend ist anzumerken, dass sie nicht in der aktuellen Gegenwart des „New 52“ DCU spielt und Bezug auf Ereignisse im DCU aus den 2000ern nimmt.

Das Konzept für Gotham Central ist genauso einfach wie aufregend: Wie arbeitet man als Detective in einer US-Großstadt, die von unberechenbaren Irren mit Superkräften heimgesucht wird? Gleich in den ersten Panels werden wir Zeuge wie die Detectives Marcus Driver und Charlie Fields einer Spur nachgehen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes als „kalt“ erweist. In einem heruntergekommenen Motel stoßen sie vollkommen überraschend auf Mr. Freeze, der sich dort versteckt hält. Die Begegnung endet für Charlie tödlich und unser Hauptdarsteller, Marcus Driver, der von Freeze verschont wurde, ist durch den Tod seines Partners und Freundes fest entschlossen den Verbrecher persönlich zur Strecke zu bringen, ohne sich auf Batman zu verlassen. Wir erleben die Suche nach Freeze aus seiner Sicht und lernen dabei zahlreiche Kollegen in der Major Crimes Unit des GCPD kennen. Obwohl bei der schieren Anzahl an Figuren nicht viel Platz für Charakter-Building ist, schaffen es die beiden Autoren diese mit einer Montage sehr denkwürdig zum Leben zu erwecken. Da ist das Rauhbein, das heimlich in seine Partnerin verliebt ist, ein fluchender Veteranen-Sergeant, der ehrgeizige weibliche Captain und natürlich auch die bekannten Nebendarsteller aus den Batman-Serien: Renee Montoya und Crispus Allen. Sehr schnell entwickelt sich vertraut wirkende Dynamik, wobei der Fall wie bei jedem guten Police Procedural stets im Vordergrund steht. Brubaker und Rucka verstehen es auch den unweigerlichen Gastauftritt von Batman in Szene zu setzen. Er drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern übernimmt brav seine Nebendarstellerrolle, die sonst Commissioner Gordon in den Bat-Titeln spielt. Im Endeffekt ist er nur eines der Rädchen im Gefüge, die den Fall zusammen knacken können. Während die Jagd nach Cop-Killer -Freeze einen guten Einstieg bietet, ist der zweite Fall im Band, „Motiv“, noch weitaus spannender. Man wähnt sich in einer guten Polizeiserie wie „NYPD Blue“ oder „The Shield“. Lose Enden aus der ersten Geschichte werden sauber übernommen und wieder wird Bezug auf Ereignisse aus den Bat-Serien genommen. Das düster-einfache Artwork von Michael Lark unterstreicht angenehm die Neo-Noir-Atmosphäre von Gotham City.

Ein hervorragendes Crime-Comic, das jeder Fan von US-Polizeiserien von „The Closer“ bis „Criminal Intent“, auf jeden Fall näher unter die Lupe nehmen sollte. Sehr schade ist auch, dass die aktuelle Fernsehserie „Gotham“, die ein ähnliches Grundkonzept hat, Gotham Central bei weitem nicht das Wasser reichen kann. Batman-Fans, die noch auf der Suche nach vergessenem Material aus einer hervorragenden Zeit für Batman-Comics sind, sollten sich Gotham Central zulegen, wenn sie es noch nicht haben. Sie werden es in ihrer Sammlung nicht missen wollen.

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