Rock this way

von Sonja Rüther
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Mai 2022

Rock this way

Manche Menschen sind der Meinung, Musik ist die Lösung für alle Probleme. Das hält jedoch all diejenigen, die in der Musikbranche arbeiten, keinesfalls davon ab, eine Menge Probleme zu haben, besonders wenn es um Rockmusik geht. Zwischen Künstlern und Fans gibt es jedoch noch eine andere Personengruppe, die nahe am Geschehen ist, nämlich Journalisten. Sonja Rüther hat sich mit „Rock this way“ eindeutig einem Herzensthema angenommen.

Es heißt oft, man begegnet sich im Leben immer zweimal. Das gilt offenbar auch für Isabel Masters. Denn die Musikjournalistin soll direkt nach einem Skandalartikel über den Rockstar Keith Johnson die 20-Jahr-Tour von Ben Paxton begleiten. Dem Mann, dem sie am gleichen Tag, an dem ihr Ex-Mann ihr einen Heiratsantrag gemacht hat, einen Korb gegeben hat. Paxton selbst ist nach Jahren des Lebens als Rockmusiker mitsamt den üblichen Drogen und Ausschweifungen in etwas ruhigerem Fahrwasser gelandet. Bis auf die Tatsache, dass er nach jedem Konzert mit der erstbesten Frau im Bett landet, was jedoch weitgehend bekannt ist. Isabels Hoffnung, dass es ein ganz normaler Job wird, zerschlagen sich schnell. Zum einen erinnert sich Ben Paxton an sie – und auch wenn beide das nicht zugeben wollen, war jener Tag in ihrer beider Leben einer, an dem sie eine Chance verpasst haben, der sie immer noch nachtrauern. Während Isabel die Band auf ihrer Tour begleitet, immer nah am Geschehen, stellt sie nicht nur fest, dass sie für Paxton, dessen Liebe für Tom Petty der ihren entspricht, immer mehr Gefühle entwickelt. Doch gleichzeitig macht sie sich zur Zielscheibe, da Fans von Paxton und Johnson mutmaßen, dass sie sich nur an ihn heranmachen will, um ihn dann mit einem ähnlich brutalen Artikel bloßzustellen. Dabei gab es im vorherigen Fall massive strafrechtliche Implikationen. Während der besten Tour, die Paxton je gespielt hat, er seiner Band einen Namen gibt, einer unbekannten Musikerin die Chance ihres Lebens verschafft, beginnt die Existenz von Isabel Masters langsam aber sicher in Stücke zu brechen …

Von der ersten Seite an spürt man, dass es Autorin Sonja Rüther ein inneres Bedürfnis war, diesen Roman zu schreiben. Eine Liebeserklärung an die Rockmusik, an Texte, welche die Seele aufwühlen und nicht zuletzt auch an Tom Petty. Dass beide Protagonisten den Tod des Singer-Songwriters als einschneidenden Punkt in ihrem Leben empfinden, ist sicherlich kein Zufall. Jedes Kapitel wird durch einen Songtext eingeleitet. Auf der Website des Verlags findet man einen eigens für das Buch aufgenommenen Song, der die Stimmung des Werks gut einfängt. Und das obwohl er sich vermutlich nicht ganz so sehr in den Vordergrund spielt, wie man sich das bei den Liedern von Ben Paxton und seiner Band, die erst im Laufe der Handlung einen Namen erhält, vorstellen könnte. Es ist spannend, wie Sonja Rüther das Leben rund um die Mitglieder einer Band skizziert. Wie eine Parallelwelt, die zwar mit der Realität interagiert, aber dennoch völlig eigenen Regeln unterliegt. Welchen Einfluss das auf die Leben von Freunden, Verwandten und das Umfeld hat, wird ebenso klar dargestellt wie die Zerrissenheit, die vielen Künstlern ein treuer Begleiter ist, und sie erst zu den aufwühlendsten Texten inspiriert. Das macht Sonja Rüthers Roman zu einer unterhaltsamen und bewegenden Lektüre, bei der man die eine oder andere Träne zerdrückt und mit den Protagonisten fühlt. Und um große Gefühle geht es schließlich in der Musik und in Romanen.

„Rock this way“ von Sonja Rüther ist ein Ausflug in völlig andere Gefilde. Man bekommt hier nicht nur Einblick in die Seelenwelt der Autorin, sondern verliert sich auch beinahe in einer Welt, die der eigenen gleichermaßen nahe wie fern scheint. Man wünscht sich fast, das nächste Album des leider fiktiven Ben Paxton wäre bereits angekündigt – aber wer weiß? Rockmusik geht ganz eigene Wege.

Details

Bewertung

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