Das Universum ist eine Scheißgegend

von Werner Gruber, Heinz Oberhummer, Martin Puntigam
Rezension von Manfred Weiss | 02. Dezember 2015

Das Universum ist eine Scheißgegend

"Das Universum ist eine Scheißgegend", heißt augenzwinkernd das neue Buch der Science Busters. Zumindest ist es vermutlich nicht die beste Adresse für eine Urlaubsreise. In Science Fiction-Büchern und Filmen tauchen fremde Planten und Welten immer wieder als faszinierende und exotische Traumgegenden auf. So stellen die Science Busters die Frage: "Und wo soll es denn im Detail hingehen?" In der Folge wird mit kabarettistischem Witz, aber auch wissenschaftlicher Genauigkeit, das Universum vorgestellt. So wird das Buch zum großen extra-terrestrischen Reiseführer.

Da stolpert man schon mal über "eh schon wissen"-Sätze, die man auch nach dreimaligem Lesen als Physik-Laie nicht versteht. Wie etwa "Der Radius der Umlaufbahn vergrößert sich ja umgekehrt proportional zur kleiner werdenden Masse der Sonne." Aber auch hier haben die Science Busters Verständnis. "Umgekehrt proportional" kann schon mal die Gehirnwindungen verdrehen. Bloß nicht die Nerven verlieren und in Ruhe noch mal probieren, ist ihr Rezept. Mit großer Genauigkeit beschrieben, erfährt man Wissenswertes und Faszinierendes um die Planten in unserem Sonnensystem, aber auch um die Welten außerhalb. Vieles über Weltraumexpeditionen und die fast unheimlich anmutende Geduld, mit der Wissenschaftler auf der Erde über zig-Jahre die Ankunft einer Raumsonde auf einem fernen Planeten erwarten, aber auch über die Dimensionen, die solche Reisen haben. So nebenbei gibt es allerlei dem Alltagsgebrauch entnommenes Wissenswertes, wie etwa eine sehr akkurate Beschreibung der Entstehung von Popcorn und welche Kräfte wirken, um aus dem kleinen Maiskorn die bekannte Kinozuspeise zu machen.

Die wissenschaftliche Genauigkeit der Erklärungen, die es dem Leser manchmal nicht leicht macht zu folgen, ist beeindruckend, aber zu Beginn des Buches gewöhnungsbedürftig. Doch je länger die Erklärungen andauern, je weiter sich das Buch in seinen potentiellen Reisedestinationen von der Erde entfernt umso mehr wird man gefangen von all den Theorien, Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten. Gefangen von Geschichten über Wirklichkeiten, die zwar noch nicht gesehen, aber mathematisch schon erwiesen sind. Fasziniert von der expandierenden Leere unseres Universums. Die Milliarden und hunderten Milliarden schwirren einem nur so um die Ohren, wenn es um Planeten und Sonnensysteme geht. Aber es bleibt auch Zeit für schmunzelnde Nebenbemerkungen über UFO-Sichtungen und ihre regionale und uhrzeitmäßige Streuung oder über das Rational, ob, wann und warum Außerirdische eines Tages die Erde besuchen werden oder auch nicht. Wenn sie es nicht ohnedies schon getan haben. Vermischt sind diese Ausführungen mit sogenannten "Fact Boxen", die ein Thema noch einmal mehr eingrenzen oder im Detail ausführen. Mit den Boxen stellen die Science Busters den Leser aber auch vor eine visuelle Herausforderung. Relativ klein gedruckt und in Rosa sind sie schwerer lesbar als der Fließtext und man ist immer wieder versucht, eine der Boxen auszulassen, dann aber doch zu begierig zu erfahren, was drin steht. So findet man auch in diesen Fact Boxen ein buntes Sammelsurium von Informationen, von der Bauanleitung für Kometen (es wären nicht die Science Busters, wenn nicht auch Versuche möglich wären), über Erklärungen wie Meteoriten, Meteore und Meteoroiden zu unterscheiden sind, bis zu der genauen Herleitung, dass die Anzahl der Sterne im beobachtbaren Universum durchaus der Zahl der Sandkörner auf allen Sandstränden der Erde entsprechen könnte. Das Buch ist auch für Physik-Laien ein spannender Reiseführer durch unser Sonnensystem, unsere Galaxie, unser Universum. Bis an die Grenzen dessen was wissenschaftlich erklärbar ist und sehr oft auch nur die wahrscheinlichste Spekulation, die solange gültig ist, bis sie durch neues Wissen abgelöst wird. Die Geschichte des Buches ist ein Blick tief in die Vergangenheit, bis zurück zum Urknall und in die Zukunft, bis unsere Welt, unser Sonnensystem dereinst nicht völlig verschwinden, aber doch in einen gänzlich anderen Zustand übergehen wird.

Das Universum mag nicht die beste Gegend sein um dorthin auf Urlaub zu fahren, aber die Faszination, die davon ausgeht, wird in dem Buch greifbar und nachvollziehbar. Die Darstellung ist trotz der unglaublichen Fülle an Themen kompakt. Die Autoren schaffen es, dass ihre Begeisterung für das Thema auf den Leser überschwappt. 
Nachsatz: diese Rezension entstand nach dem Ableben von Heinz Oberhummer. Wir verneigen uns vor dem Chief Lobster.

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