Silent Space München

von Jens Riecke (Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby und Michael Seirer | 17. Februar 2016

Silent Space München

Die Faszination der Vergangenheit wird manchmal durch eine Kombination mit Nostalgie gesteigert. Wird man also mit einem Thema konfrontiert, das einem nicht nur Überbleibsel der Geschichte präsentiert, sondern auch einen Bezug zu einem selbst herstellt, kann dies dazu führen, dass man sich damit beschäftigen möchte. So auch das im Verlag Anton Pustet erschienene Buch „Silent Space München“, das gleichzeitig eine Brücke zum Ursprung unserer Redaktion darstellt.

Als Konzept ist „Silent Space München“, für das sich Jens Riecke verantwortlich zeigt, bereits erfolgreich an Salzburg erprobt worden. Gemeinsam mit der Erinnerung eines Redakteurs, der selbst einige Jahre in München gelebt hat, Poesie, Philosophie und guten Bildern - eigentlich sollte das ganze Buch ein Selbstläufer sein. Sollte man meinen. Allerdings ist dem nicht ganz so. Denn es gibt bereits einige Probleme mit der Fotografie. Der wechselnde Einsatz von Schwarz-Weiß-Bildern und Farbbildern. Der Wechsel von extremen Nahaufnahmen zu Weitwinkel und Fernaufnahmen wirkt sprunghaft.
Auch die Bearbeitung ist uneinheitlich: Manchmal ein neutralgraues Bild, beispielsweise auf Seite 43, und dann wieder ein sehr gelblich-monochromes Bild auf Seite 47. Als weitere Steigerung bekamen einige Fotos per Nachbearbeitung eine Art Büttenrand inklusive Schattenwurf (auf alle vier Seiten) verpasst - aber auch hier nicht einheitlich, da unter anderem die Hackerbrücke auf Seite 55 um einiges gelblicher entwickelt wurde als ebendiese auf Seite 125. Auch weshalb dieser Effekt für einige Fotos gewählt wurde, ist schwer nachvollziehbar.
Zusätzlich wechselt der fotografische Stil sehr oft: von klassischen, geradlinigen zentralen Aufnahmen im Stil von Bernd und Hilla Becher, wie zum Beispiel das Isartor auf Seite 45, und dann wieder moderne, fast schon grafische Detailaufnahmen von Sitzreihen in der Allianz Arena.
Über Bilder im mehr oder weniger intensiven HDR Look kann man trefflich streiten - aber die Bearbeitung der Ruhmeshalle wirkt sehr seltsam - um es vorsichtig zu sagen.
Darüber hinaus ist die Auswahl der Objekte nicht schlüssig. Dreimal die Allianz-Arena? Dafür keine Nymphenburg, keine Oberpostdirektion - oder Art Deco Palais, kein Olympiastadion, kein Hauptbahnhof?
Auch die Texte sind teils sehr lange philosophische Ergüsse, dann wieder minimalistische Gleichungen und historische Exkurse. Kurz gesagt, der Gesamteindruck ist etwas enttäuschend, obwohl das eine oder andere Foto einen Genieblitz darstellt und auch Erinnerungen wachruft.

„Silent Space München“ ist ein Bild-und-Lyrik-Band, für dessen Konzeption sich Jens Riecke verantwortlich zeigt, der zahlreiche Autoren dazu gebracht hat, die Leere zwischen den Bildern mit Poesie zu füllen. Leider ist der Gesamteindruck eher gemischt und kann nicht völlig überzeugen, weswegen wir das Werk nicht allen Fans von München empfohlen werden kann.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Illustration: